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Auf den zweiten Blick

Auf den zweiten Blick

Titel: Auf den zweiten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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flüsterte sie. »Und das wirst du auch nicht.«
    Sie spürte, wie sich Alex neben ihr wieder bewegte, und streckte die Hand nach ihm aus, aber er drückte ihre Arme sanft über ihrem Kopf in das Kissen. »Nein«, hauchte er. »Laß mich.«
    Er begann sie zu lieben, unendlich langsam, bis ein Feuer unter ihrer Haut brannte. Als er sich in sie ergoß, sah Cassie für einen Moment das Gerüst ihres Lebens. Eines Lebens, in dem es kein Haus, keine Oscars, keinen Connor gab. Keine alten Geheimnisse und keinen verbleibenden Schmerz. Nur Alex und Cassie. Sie dachte daran, wie Alex Rivers Dinge in ihr zum Leben erweckt hatte, von denen sie bis dahin nichts geahnt hatte; daß sie ihn immer lieben würde. Und angesichts dieses strahlenden Neuanfangs war es ihr unbegreiflich, wie sie monatelang auf all das hatte verzichten können, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen.

26
     
    Eines konnte man Hollywood nun wirklich nicht vorwerfen, daß es jemals nachtragend gewesen wäre, und so war Alex Rivers nach nur wenigen Tagen wieder der heißeste Tip in der Stadt. Seine Aschenputtel-Romanze mit Cassie war gereift - jetzt war er ein Filmstar mit Familiensinn; ein Mann, der bereit war, seinen Erfolg aufs Spiel zu setzen und eine Produktion abzubrechen, wenn er andernfalls nicht genug Zeit mit seiner Frau verbringen konnte. Plötzlich war aus dem Paria, der aus seinem Leben scheinbar einen Trümmerhaufen gemacht hatte, eine Berühmtheit geworden, mit der sich jeder in Amerika identifizieren konnte, ein Prominenter, der ein ganz normaler Mensch sein wollte.
    Das Haus und Alex’ Produktionsbüro wurden mit Geschenken für Connor überschwemmt - Fans schickten Baseballhandschuhe und Rasseln und Strampelhosen, Studiobosse schickten silberne Löffel und Tiffany-Gedecke und beteuerten Alex in den beigelegten Kärtchen, sie hätten immer zu ihm gehalten. Drehbücher wurden ihm dutzendweise zugesagt; Herb Silver rief viermal täglich an, um ihm Angebote zu unterbreiten, bei denen er gleichzeitig Regie führen und die Hauptrolle spielen sollte. Die Geschenke nahm Alex an - er schaute gern zu, wenn Cassie sie auspackte -, und die Drehbücher überflog er, aber mit dem nächsten Vertrag wollte er noch etwas warten. Vorerst hatte er Wichtigeres zu tun.
    »Er hat gelächelt«, sagte Alex eines Morgens und hielt Connor hoch wie eine Trophäe. Cassie lächelte und ging weiter ins Eßzimmer. »Warte. Ich krieg ihn noch mal dazu.«
    Cassie verdrehte die Augen und nahm einen Schluck Kaffee. »Vielleicht kannst du ihm ja beibringen, daß er sich auf den Bauch dreht, bis ich wieder da bin.«
    Alex legte das Baby an seine Schulter und grinste sie verwegen an. »Vielleicht.«
    Allmählich glaubte er, daß Cassie recht gehabt hatte. Er hatte ein Kindermädchen einstellen wollen - so machten es schließlich die meisten Paare in ihrer Position, wenn ein Kind kam -, aber davon wollte Cassie nichts hören. »Ich will nicht, daß jemand mehr Zeit mit Connor verbringt als ich«, hatte sie verkündet, »und damit basta.« Mit Archibald Custer hatte sie arrangiert, daß sie ein Jahr unbezahlten Urlaub nehmen würde. Ihr stand der Sinn nicht nach Feldarbeit, nicht, wo Connor sie so ablenkte, und außerdem hatte in der Zwischenzeit sowieso jemand ihre Kurse übernommen. Alex hatte behauptet, daß sie es nach einer Woche nicht mehr zu Hause aushalten würde. »Du wirst schon sehen«, hatte Cassie erwidert. »Ich werde die Parks in der Gegend besser kennen als irgendwer sonst.«
    Bis jetzt hatte sie recht behalten. Meistens saß sie mit Connor im Kinderzimmer auf dem Boden, schnitt ihm Grimassen, streckte ihm die Zunge heraus oder las ihm Märchen vor, die sie irgendwo ausgegraben hatte. Das einzige Problem hatte eigentlich darin bestanden, daß Alex, wenn er sie so sah, nicht die geringste Lust verspürte, das Haus zu verlassen. Er hatte sich angewöhnt, seine Drehbücher mit nach Hause zu nehmen und sie im Kinderzimmer zu lesen, wo er seiner Frau und seinem Sohn beim Spielen zuschauen konnte.
    »Wann kommst du denn heim?« fragte Alex.
    Cassie lachte und hob ihre Jacke auf. »Warum? Damit das Essen rechtzeitig auf dem Tisch steht?« Sie schüttelte den Kopf und küßte ihn auf die Wange. »Du wirst langsam ein richtiger Hausmann, Alex.«
    Alex grinste. »Ich hatte ja keine Ahnung, wie erfüllend diese Karriere ist.«
    Cassie hauchte Connor einen Kuß auf den Kopf. »Und so schlecht bezahlt.«
    »Viel Spaß mit Ophelia.«
    Cassie stöhnte. »Sie wird mich die

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