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Auf den zweiten Blick

Auf den zweiten Blick

Titel: Auf den zweiten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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küssen.
    »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten«, sagte Alex.
    Cassie sah hoch, dann begann sie zu strahlen. Er ließ ihr die Wahl. Hatte er nicht erklärt, er würde in einem anderen Zimmer schlafen, wenn sie das wollte? Offenbar wartete er nur auf einen Hinweis, ein Stichwort, eine Liebkosung.
    »Ich weiß, daß du meinst, ich sollte zu… jemandem gehen. Zu einem Psychiater oder so. Ich hatte nur gehofft, daß du nicht darüber redest. Du weißt schon, mit Ophelia oder deinem Bullenfreund aus South Dakota.« Er schlug die Augen nieder. »Das ist alles.«
    Cassie spürte, wie seine Worte an ihr zerrten. Glaubte er wirklich, sie würde ihn absichtlich verletzen - nach all den Opfern, die er auf sich nehmen wollte, um sie zurückzuholen? »Alex«, flüsterte sie, »ich habe noch nie mit jemandem darüber gesprochen. Und ich werde es auch jetzt nicht tun.« Sie streichelte ihn im Nacken. »Ich möchte dich auch um einen Gefallen bitten.« Alex sah sie an, mit glänzenden Augen. »Ich möchte gern mit dir ins Bett gehen«, sagte sie.
    Alex stieß einen langen Seufzer aus. Er drückte Cassies Kopf wieder an seine Brust. »Ich dachte schon, du fragst gar nicht mehr.«
    Er war aufgeregt wie ein Teenager. Nackt marschierte er vor dem Spiegel auf und ab und dachte an Cassie, die nur ein paar Schritte vor der Badezimmertür im Bett auf ihn wartete. Er fragte sich, ob sich ihr Körper wohl durch Connors Geburt verändert hatte. Er fragte sich, was und ob sie überhaupt etwas trug und ob er sich wohl ein Handtuch umbinden sollte. Vielleicht wollte sie erst mit ihm reden. Zum Teufel, er wußte nicht mal, ob das überhaupt richtig war, so kurz nach der Geburt.
    Er stützte die Hände am Waschbecken ab und beugte sich zum Spiegel vor. »Reiß dich zusammen«, befahl er sich schroff. Er schloß die Augen und ließ sich all die Liebesszenen durch den Kopf gehen, die er im Lauf der Jahre gedreht hatte, all die Einstellungen und Wiederholungen, bei denen seine Hand auf der Brust einer schönen Frau gelegen und sein Mund über ihre mit Make-up zugepflasterte Haut gewandert war. Er hatte immer die Fähigkeit besessen, vor einem Publikum aus Kameramännern, Regisseuren, Beleuchtern und Assistenten ganz natürlich zu agieren; aber jetzt, allein mit seiner Frau und ganz ohne Crew, hatte er panische Angst, etwas falsch zu machen. Es gab einfach keine Frau, bei der er sich so fühlte wie bei Cassie. Sie berührte ihn ohne jeden Hintergedanken; sie gab sich ihm ganz und gar; sie liebte ihn allein um seinetwillen.
    Er atmete tief durch und öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Cassie saß im Bett, die Decke bis zu den nackten Schultern hochgezogen. Der weiße Stoff bewegte sich, als sie mit den Zehen zu wackeln begann. »Aha«, meinte sie, »du bist also doch nicht ins Klo gefallen.«
    Alex lachte und setzte sich auf die Bettkante. »Womit habe ich dich nur verdient?«
    Cassie grinste verschmitzt. »Du hast einfach ein Riesenglück gehabt.« Sie streckte die Hand nach ihm aus, um ihn an sich zu ziehen, und die Decke rutschte ihr vom Busen. Alex erhaschte nur einen winzigen Blick auf die milchweiße Haut, die dunklen Brustwarzen, bevor er sie an sich drückte.
    »Mein Gott, du fühlst dich so gut an«, hauchte er an ihre Lippen. Er wühlte seine Finger in ihr Haar und küßte sie. Die ganze Zeit ermahnte er sich, langsam zu machen, damit es nicht zu schnell vorbei war. Aber Cassies Hände wanderten über seinen Bauch, um das Handtuch zu lösen, und ehe er sich versah, lag er zwischen ihren Beinen und nahm sie mit einem heiseren Stöhnen.
    Zutiefst beschämt sank er über ihr zusammen. »Verzeih mir«, sagte er. »Ich komme mir vor wie ein Fünfzehnjähriger.«
    Cassie strich ihm übers Haar. »Ich finde es schön zu wissen, daß du noch nervöser warst als ich.« Sie bewegte sich unter ihm, und er rollte sich mit ihr zur Seite, damit sein Gewicht nicht auf ihr lastete.
    Er betrachtete die Schwangerschaftsstreifen an ihrem Leib, den dicken Bauch und die breiten Hüften. »Ich bin fett geworden«, erklärte sie.
    »Du bist schön«, widersprach Alex. Sein Finger strich über einen Schwangerschaftsstreifen an ihrer Hüfte. »War es - war das eigentlich okay?«
    Cassie lachte. »Meinst du nicht, das hättest du früher fragen sollen?«
    Alex schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine… habe ich dir weh getan?«
    Cassie sah ihm in die Augen, und erst jetzt merkte er, daß die Frage viel mehr beinhaltete, als er beabsichtigt hatte. »Nein«,

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