Auf den zweiten Blick
mit einer Leiche im Bett. Als Alex ihr auf Bernies Anweisung hin die Decke vom Bauch zog, verkrampfte sich Janet, schoß hoch und schlug die Arme vor die Brust. »Verzeihung«, sagte sie kühl. »Können wir noch mal anfangen?«
Aber nach zwei weiteren Katastrophen rieb sich Alex mit der Hand übers Gesicht und stand auf. Er drehte sich um, und alle am Set konnten sein erigiertes Glied sehen. Ich schaute in meinen Schoß und befingerte den Saum meiner Shorts. Er hatte erklärt, daß er mir nichts vorgespielt habe. Er hätte aber ihr was vorspielen sollen.
»Okay«, erklärte Alex, »alle ziehen sich aus.«
Bernie knurrte etwas auf Jiddisch, aber Alex ließ sich nicht beirren und übertönte die Stimme des Regisseurs. »Das ist nur fair. Schließlich sind Janet und ich nackt, also könntet ihr euch wenigstens bis auf die Unterwäsche ausziehen.« Er warf einen Blick über die Schulter auf Janet, die zaghaft zu lächeln begann.
Ein Kameramann befolgte Alex’ Bitte als erster, zog sein T-Shirt und seine Hose aus und entblößte eine riesige Wampe über knappen Jockey-Shorts. LeAnne, Janets Assistentin, stieg aus ihren Kleidern, bis sie nur noch den BH und das Höschen anhatte. »Auch nicht anders als ein Bikini«, sagte sie zu niemand Bestimmtem.
Überall flogen nun Kleidungsstücke auf verschiedene Haufen, und inzwischen lachte Janet Eggar aus vollem Hals. Alex saß auf der Pritsche und unterhielt sich mit ihr. Seufzend zog Bernie den Reißverschluß seiner kurzen Hose auf und offenbarte lilaseidene Boxershorts, und damit war ich als einzige noch angezogen.
Alle starrten mich an und fragten sich, womit ich diese Vorzugsbehandlung verdient hatte, deshalb packte ich, ohne nachzudenken, meinen Hemdsaum. Alex fing meinen Blick auf und schüttelte ganz leicht den Kopf, aber ich lächelte nur. Ich zog mir das Hemd über den Kopf und schlüpfte dann aus meiner Hose, wohl wissend, daß er mir die ganze Zeit zusah.
Als weitergedreht wurde, war Janet viel besser. Ich beobachtete, wie sie auf die Pritsche sank und ihr Haar über das Kissen floß. Ich sah, wie Alex’ Atem über ihre Haut strich. Ich überlegte, wo er sie wohl überall berührte; wie oft sie die Szene drehen würden; ob die Pritsche noch nach uns roch.
Nach der sechsten Klappe, als Janet und Alex lachten, als würden sie das jeden Tag machen, merkte ich, wie sich meine Nägel in die weichen hölzernen Armlehnen meines Stuhls gegraben hatten. In der erstickenden Hitze verwandelte sich die Szene vor meinen Augen immer wieder in jene, die ich in der vergangenen Nacht durchlebt hatte. Mein Mund war so trocken, daß ich nicht schlucken konnte. Ich sah Alex mit einer anderen Frau, sah, wie er sie hielt, wo er eigentlich mich hätte halten sollen, und in diesem Augenblick wurde mir klar, daß ich mich verliebt hatte.
Ich wußte, daß er zu mir kommen würde, sobald er fertig war, aber ich wollte ihn nicht sehen. Ich wollte ihn nie wiedersehen. Ich hatte es versucht - ich hatte es wirklich versucht -, aber eine flüchtige Liaison lag mir einfach nicht.
Die ganze Nacht lang hatte ich mich auf diese Erkenntnis vorzubereiten versucht, aber deshalb tat sie nicht weniger weh. Für Alex hatte sich keine neue Welt aufgetan, als ich ihn berührte. Alex hatte nicht unter einem kreisenden Ventilator gelegen und gebetet, die Zeit möge stehenbleiben, ehe alles wieder kaputtging. Für Alex war es nicht mehr als eine Probe gewesen.
Ich wollte mir einen von den am Set verbliebenen Jeeps nehmen, um so weit wie möglich von diesem Ort wegzufahren, und war schon halb am Ziel, als Alex mich einholte und am Arm festhielt. »Warte«, sagte er. »Du mußt mir wenigstens eine Chance lassen.«
Ich wirbelte herum und funkelte ihn an. »Du hast eine Minute«, sagte ich.
»Ich wußte nicht, daß wir das heute drehen würden, Cassie. Der Zeitpunkt hätte nicht schlechter sein können. Sonst hätte ich dich gestern abend bestimmt nicht hergebracht. Ich wollte nicht, daß du zusiehst, aber du solltest auch nicht glauben, ich würde dich wegschicken.«
»Es hat dir gefallen. Ich hab’s doch gesehen.«
»Es hat mir nicht gefallen«, brüllte er. »Das ist mein Job.«
»Und wenn schon?« schrie ich zurück. »Du hast mich gehabt. Und Janet Eggar ist ganz wild auf dich. Warum gehst du nicht einfach zurück und bringst zu Ende, was du angefangen hast, während alle anderen zum Essen gehen?«
Alex trat einen Schritt zurück. »Denkst du das wirklich von mir?« preßte er hervor. Er hatte
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