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Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman

Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman

Titel: Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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angegriffen und sagte, in seinem Taxi lasse er sich nicht den Mund verbieten, schon gar nicht von einer besoffenen Schlampe.
    »Nichts für ungut«, setzte er hinzu und sah Felix im Rückspiegel entschuldigend an. »Aber sie hat fick mich gesagt.«
    » Bitte? Da hat Ihre futzige Schmantasie Ihnen aber einen Streich gespielt«, rief ich. »Ich sagte Küss mich . Oder Füss kich . Oder … Dings  …«
    »Sie ist keine Schlampe, sie ist nur be… trunken.« Felix rieb sich mit der Hand über die Stirn. »Und sie ist meine Frau, also … Und ich hab übrigens Dickmilch verstanden.«
    »Wennse meinen. Nichts für ungut«, sagte der Taxifahrer noch einmal, diesmal mitleidig.
    Ich fasste es nicht. »Ganz toll, wie du mich immer verteidigst, Felix. Immer stellst du dich wie ein Löwe vor mich. Auch bei Gereon vorhin.«
    »Kati …«
    Mein Sarkasmus wich einer weinerlichen Stimmung. »Im Ernst, warum darf Gereon mich ständig beleidigen, ohne dass du was dagegen sagst? Gut, meistens macht er es, wenn du nicht aufpasst oder gar nicht dabei bist, aber oft genug … zum Beispiel gerade vorhin … Ich meine, Dick und Doof , hm? Sollte das lustig sein?«
    Felix rieb sich wieder die Stirn. »Ja, das sollte es. Gereon trifft leider nicht immer den richtigen Ton mit seinen Scherzen …«
    »Nur weil du ihm seine Gemeinheiten als Scherze durchgehen lässt, heißt das noch lange nicht, dass sie auch als Scherze gemeint sind.« Ich fand, angesichts meines Alkoholpegels war das eine beachtlich logische Satzkonstruktion. Wäre sicher noch besser gekommen, wenn ich nicht so genuschelt hätte. »Weißt du … wenn du mich lieben würdest, dann würdest du … du würdest nicht zulassen, dass er mich immer so behandelt und so tut, als seist du mit mir fürs Leben gestraft … Nur einmal will ich erleben, dass du mich verteidigst …« Ich musste an das Gefühl denken, das mich überkommen hatte, als Mathias vorhin den Arm um mich gelegt hatte. Und an Gereons selten dummen Gesichtsausdruck. »Warum machst du das nie, Felix?«
    In dem schummrigen Licht sah ich Felix lächeln. »Kati, ehrlich, wenn ihr beide aufeinandertrefft, habe ich nie das Gefühl, dich in Schutz nehmen zu müssen. Im Gegenteil, du bist Gereon verbal so haushoch überlegen, dass er mir immer leidtut.«
    Ich starrte ihn perplex an. »Er tut dir leid?«
    »Ein bisschen. Er hat doch nicht die geringste Chance gegen dich, du konterst ihn ganz lässig in Grund und Boden und lässt ihn jedes Mal wie einen Trottel dastehen.«
    »Das … ist doch gar nicht wahr«, rief ich aus. »Ich meine, er ist ein Trottel, aber … Ich mache das ja nur, weil ich mich verteidigen muss, weil es sonst keiner tut und weil … Er fängt immer an! Und überhaupt, was ist das denn für eine verdrehte Argumentation? Ich will, dass du zu mir hältst … dass du mich beschützt  … dass du mich …« Ich verstummte.
    »… fickst«, sagte der Taxifahrer. Er hatte angehalten und sich zu uns umgedreht. »Könnense ja jetzt von mir aus auch machen. Wir sind nämlisch da und dat macht 12 Euro achtzisch.«
    So viel zu meiner Erinnerung. Für sieben (oder acht) Daiquiris ziemlich detailliert, fand ich.
    Aber genau diese Details – nicht nur das Taxi betreffend – brachten mich nun dazu, mich stöhnend im Bett umzudrehen und zu überlegen, ob Sterben nicht eine echte Alternative wäre. Ausnahmsweise war ich froh darüber, dass Felix frühmorgens ins Krankenhaus gefahren war (»Es dauert auch nicht lange, ich will nur schnell nach dem Rechten sehen.«). Er hatte mir eine Schachtel Aspirin und ein Glas Wasser neben das Bett gestellt. Zwei der Tabletten hatte ich schon geschluckt, und sie halfen tatsächlich, allerdings nur dem Teil von mir, der physisch betroffen war. Der Rest litt weiter vor sich hin, und je länger ich litt, desto mehr drängten sich die Klischees in den Vordergrund, die, das fand ich jetzt heraus, in solch einer Situation völlig zu Recht bemüht werden: Die Schmetterlinge im Bauch, die Achterbahn im Magen, der Boden, der einem unter den Füßen weggezogen wird, und die rätselhafte Schwerelosigkeit – ich hatte sie alle. Und das lag nicht am Alkohol, sondern einzig und allein an Mathias, ganz egal, wie sehr ich auch versuchte, mir das Gegenteil einzureden.
    »Ich hab was Dummes angestellt, Eva!«, sagte ich verzweifelt, als ich mich endlich dazu aufraffen konnte, das Telefon in die Hand zu nehmen.
    »Dümmer als das mit DEM MEERSCHWEINCHEN?«, fragte meine

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