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Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman

Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman

Titel: Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Glückwunsch zum Geburtstag. Auf dich!« Und runter mit dem Zeug, ohne Rücksicht auf die noch verbliebenen Eiswürfel. »Ihr beiden seid also alte Freunde? Matze ?«
    »Aus der Schule.« Er lächelte immer noch, aber nicht mehr so nett, eher ein bisschen … gefährlich. »Nach dem Abitur haben wir uns aus den Augen verloren.«
    »Ja, leider«, sagte Gereon. »Denn zu Schulzeiten waren wir wie die zwei Musketiere, nicht wahr, Matze?«
    Oh Gott, ich musste mich gleich übergeben.
    »Wir haben uns erst vor Kurzem wiedergefunden … Nach zwanzig Jahren …«
    Über Facebook, jede Wette.
    »… und haben festgestellt, dass wir nicht nur den gleichen Wagen fahren, sondern auch exakt das gleiche Golfhandicap haben. Da musste ich ihn natürlich gleich zu meinem Vierzigsten einladen.«
    Nee, klar, so viel Seelenverwandtschaft schrie ja geradezu nach solchen Maßnahmen.
    »Zuerst hat er sich ein bisschen geziert, aber dann hat er zugesagt.« Gereon patschte liebevoll auf Mathias’ Schulter herum. »Und das soll er jetzt nicht bereuen, das denkst du doch auch, Kati, nicht wahr?«
    Stirb langsam , Arschloch. Ich holte Luft, um etwas zu erwidern, aber Mathias kam mir zuvor.
    »Wenn ich gewusst hätte, dass ich Kati hier treffen würde, hätte ich natürlich sofort zugesagt«, sagte er. »Wir sehen uns viel zu selten, nicht wahr, Kati?«
    Ich blickte ihn misstrauisch an. »Hmm?«
    Gereon schaute ebenfalls misstrauisch drein. »Seid ihr miteinander verwandt oder so?«, fragte er.
    »Nein, wir kennen uns beruflich. Kati ist eine der besten Kommunikationstrainerinnen, die die Branche zu bieten hat.« Mathias legte einen Arm um mich, wobei er sich auf elegante Weise der Hand auf seiner Schulter entledigte. »Können wir bitte noch einen Daiquiri und einen Wodka Martini haben?«, sagte er zum Barkeeper, und zu Gereon sagte er: »Die Party ist wirklich große Klasse, Gereon. Ich amüsiere mich prächtig.« Und dann, als wäre Gereon überhaupt nicht mehr anwesend, schaute er mir wieder tief in die Augen und fragte: »Wo waren wir stehen geblieben?«

Der Verstand und die Fähigkeit, ihn zu gebrauchen, sind zweierlei Fähigkeiten.
    Franz Grillparzer
    Die gute Nachricht zuerst: Ich zog an diesem Abend keinerlei Vergleiche mit Tante Erikas Samtvorhängen, schillernden Edelsteinen und geheimnisvollen Bergseen. Ebenfalls positiv war, dass ich trotz sieben (oder acht, mit dem Zählen hatte ich es später nicht mehr so) Daiquiris weder lallte noch rülpste noch unmotiviert in Tränen oder Gelächter ausbrach, im Gegenteil, ich war (zunächst) so konzentriert, eloquent und witzig wie selten.
    Die schlechte Nachricht war, dass irgendjemand ganz heimtückisch und ohne Vorwarnung den Deckel von dieser verdammten Büchse der Pandora geschraubt hatte. Was auch der Grund für die vielen Daiquiris war. Ich wollte mich mit einem möglichst hohen Alkoholpegel aus jeglicher Verantwortung schleichen, sogar der, auch nur darüber nachzudenken, was hier gerade geschah.
    »Ich trinke sonst eigentlich nie so viel«, versicherte ich Mathias nach dem schätzungsweise fünften Glas. Da wusste ich schon, dass er seit knapp sechs Jahren geschieden und gegen Erdnüsse allergisch war und dass er zwei große Schwestern hatte, von denen die eine in New York lebte und die andere ihn als Kind einen halben Tag lang in einen Kleiderschrank eingesperrt hatte, was der Grund für seine Abneigung Aufzügen und engen Räumen gegenüber war und dafür, dass in seiner Berliner Wohnung nur das Badezimmer Wände hatte. Er wiederum war bereits darüber informiert, dass Gereon der beste Freund von Felix, Marlenes Exmann und leider mal mein Frauenarzt war und dass ich als Neunjährige von einem Eichhörnchen gebissen worden war (DEM EICHHÖRNCHEN, um genau zu sein) und seitdem allen niedlichen Lebewesen mit Misstrauen begegnete, auch oder sogar gerade dann, wenn sie ihr Köpfchen schief legten und mich mit großen Augen anschauten. Und jetzt wusste er eben noch, dass ich normalerweise nicht so viel Alkohol trank. »Und auch nicht so schnell.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte er und schob das leere Glas in Richtung Barkeeper. Netterweise hatte Mathias seine Drinks immer genauso schnell runtergekippt wie ich. Für Außenstehende musste es aussehen, als würden wir ein Wetttrinken veranstalten. »Jedenfalls nicht solchen. Aber normalerweise fange ich ja auch nichts … flirte ich ja auch nicht mit verheirateten Frauen.«
    »Aus moralischen Bedenken?« Mit glänzenden Augen sah

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