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Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman

Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman

Titel: Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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gerade mal eine Viertelstunde vorher mit Uwe Schluss gemacht hatte – per Mail.
    »Sie ist nicht tot? Das hört Kati bestimmt gern«, sagte Marlene mit gerunzelter Stirn, während der Reißwolf die Augen verdrehte und »Herr, wirf Hirn vom Himmel« murmelte. Ich warf Linda einen »Halt-bloß-die-Klappe«-Blick zu, aber es half nichts.
    »Hast du es Marlene etwa noch nicht gesagt?«, erkundigte sie sich erstaunt bei mir.
    »Was gesagt?«, fragte Marlene.
    Ich wurde nervös. Gott, wie hatte ich bloß so dumm sein können, Linda alles zu verraten?
    »Kati ist wahrscheinlich aus einer anderen Dimension zu uns gekommen.« Linda strahlte in die Runde. »Aus einer zukünftigen Parallelwelt, sozusagen. Oder … na ja, was genau passiert ist, müssen wir noch herausfinden. Aber die Idee, dass Kati eigentlich gar nicht da ist und das hier alles nur eine Projektion … Also, ich muss sagen, je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger gefällt mir das. Wenn das hier alles nur von Katis Unterbewusstsein geschaffen ist – was machen wir dann hier? Heute Nacht war mir ganz mulmig bei dem Gefühl, ich könnte gar nicht die echte Linda sein. Dann wärst du auch nicht die echte Marlene … Verstehst du?«
    »Ähm. Ja. Klar. Jedes Wort«, sagte Marlene gedehnt und sah mich fragend an. Ich schüttelte den Kopf und deutete ein Schulterzucken an.
     
    Women are like tea bags, they don’t know how strong they are until they get into hot water.
Eleanor Roosevelt
     
    »Weißt du, Linda, nicht jeder verfügt über dein Verständnis für, ähm, Übernatürliches«, sagte ich und schämte mich ein bisschen. Die arme Linda – sie meinte es doch nur gut. Das vorösterliche (übrigens sehr lustige) Eierfärben-Spiele-Lauchhähnchen-Fest bei mir hatte sie ein bisschen von ihrem Liebeskummer abgelenkt, woran die Anwesenheit von Javiers Bandkollegen einen nicht ganz unwesentlichen Anteil gehabt hatte. Als schönen Nebeneffekt hatte ich ein Foto von den beiden schießen können, wobei mir die gezielte Frage nach Techniken des Eierausblasens einen perfekten Kussmund beschert hatte. Das Foto hatten wir vorhin an Lindas Schlussmach-Mail an Urin-Uwe angehängt, nur der Vollständigkeit halber, damit er verstand, mit wem sie zukünftig nach einem Muttermundorgasmus zu suchen gedachte. Obwohl es so wunderbar gepasst hätte, hatte Linda übrigens auf das Sätzchen »Verpiss dich!« heroisch verzichtet und sich stattdessen für die schöne gemeinsame Zeit bedankt.
    Aber jetzt war das erledigt und Linda wieder mit dem Future-Woman-Phänomen beschäftigt. Zu sehr beschäftigt, wenn man nach Marlenes Blicken ging.
    »Ich brauche einen Kaffee. Kommst du mit in die Küche?«, fragte ich und zog Linda, ohne ihre Antwort abzuwarten, nach nebenan. Dort packte ich sie an beiden Schultern, sah ihr tief in die Augen und sagte streng: »Jetzt hör mal, Linda! Dass ich aus der Zukunft komme, ist ein Geheimnis, das ich dir anvertraut habe – und wie alle Geheimnisse sollte es auch geheim bleiben! Ich meine, was wäre aus Superman oder Spiderman oder, äh, Tinkerbell geworden, wenn alle über sie Bescheid gewusst hätten? Wir verwirren die anderen nur damit. Also bitte rede nicht mehr darüber, wenn jemand dabei ist.«
    Ich hatte wohl den richtigen Ton getroffen, denn Linda nickte verständig. »Du hast wahrscheinlich recht. Die meisten Leute sind gar nicht fähig, mit so einem Phänomen umzugehen. Und wenn, dann nur, um sich zu bereichern. Sie würden von dir wissen wollen, wer die Fußballweltmeisterschaft gewinnt oder ob es sich lohnt, VW-Aktien zu kaufen oder …«
    Oh. Konnte man mit Fußballwetten reich werden? Ich hörte Linda gar nicht mehr zu. Wer, verflucht noch mal, hatte denn in diesem Jahr die Fußballweltmeisterschaft gewonnen? Frankreich? Oder Portugal? Spanien? Oder war das 2010 gewesen? Ich war wirklich ein hoffnungsloser Fall. Aber immerhin wusste ich noch, dass die WM 2006 bei allerbestem Wetter stattgefunden hatte. Die Niederlande und Argentinien waren es auf keinen Fall gewesen. Und Deutschland auch nicht. Die waren Dritter geworden. Gegen … puh … Schweden?
    Linda goss mir eine Tasse Kaffee ein. »Das hat mir einfach keine Ruhe gelassen, das mit … du weißt schon … Tod, Jenseits, Parallelwelt … Also habe ich noch mal gründlicher recherchiert. Und es gibt unzählige Möglichkeiten als Ursache für deinen, ähm, Zustand. Du wärst nicht die Erste, der so etwas passiert.«
    »Nicht?« Für eine Sekunde oder so keimte in mir

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