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Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman

Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman

Titel: Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Vater war sowieso von Anfang an dagegen.«
    Mathias lachte, und ich unterdrückte mit Mühe einen schmachtenden Seufzer. Da saßen wir nun also wieder nebeneinander an einer Bar, und es war beinahe alles genauso wie neulich … äh … demnächst auf Gereons Party: das schummrige Licht, mein aufgeregtes Herzklopfen, mein Bedürfnis, etwas Kitschiges über die Farbe seiner Augen zu sagen, diese wunderbare, ungezwungene Vertrautheit zwischen uns … Nur dass dieses Mal keine Jazzsängerin störte und ich zurückhaltend an einem Glas Weißwein nippte, während ich beim letzten Mal in der gleichen Zeitspanne mindestens vier Daiquiris weggespült hatte.
    Aber ich hatte ja auch gar keinen Grund, mich zu betrinken. Denn dieses Mal war ich nicht verheiratet, und es gab niemanden, dem ich das Herz brechen konnte. Womit sich auch die Sache mit Pandoras Büchse erledigt hatte. Ärgerlich war nur, dass ich trotzdem so etwas wie ein schlechtes Gewissen verspürte. Es hörte erst auf, als ich mir energisch ins Gedächtnis rief, dass Felix mich a) für eine durchgeknallte Sprachgestörte hielt und b) vermutlich gerade mit Lillian Händchen hielt.
    »Ich glaube, ich muss vor Neugierde sterben, wenn ich diesen Namen nicht erfahre«, sagte Mathias. »Ich könnte im Gegenzug erzählen, wie es war, als ich das erste Mal gemerkt habe, dass ich gegen Erdnüsse allergisch bin. Das ist nämlich auch ein Geheimnis.«
    Das ich bereits kannte. Aber das konnte ich ihm ja schlecht sagen. »Na gut – das klingt nach einem fairen Deal«, sagte ich. »Also, der Taufname ist Katokwe .«
    »Katokwe?«, wiederholte Mathias ungläubig. »Und das hat das Standesamt erlaubt?«
    Ich nickte. »Bis zur Grundschulzeit war ich überall nur als die kleine Kartoffel Wedekind bekannt.«
    Mathias lachte. »Wie sind deine Eltern denn darauf gekommen?«
    »Das ist afrikanisch und bedeutet angeblich ›Das Glück ist mit mir‹. Meine Mutter war in den Siebzigerjahren sehr fasziniert von Afrika, unser Haus hing voller gruseliger afrikanischer Masken, und sie trug sogar zeitweise einen Turban. Das fanden die Nachbarn und die Verwandten ja noch angenehm exotisch, aber bei meinem Namen hörte der Spaß auf. Irgendwann war meine Mutter es leid, allen Leuten den Namen zu buchstabieren, also wurde ich nur noch Kati gerufen.«
    Mathias grinste. »Das Glück ist mit mir«, wiederholte er und berührte dabei wie zufällig meine Hand. »Der Name würde gut zu diesem Abend hier passen. Es ist wirklich schön, dass wir uns kennengelernt haben.«
     
    You can always tell what kind of a person a man really thinks you are by the earrings he gives you.
Audrey Hepburn
     
    Oh mein Gott! Die Investition in dieses Seminar hatte sich ja so was von gelohnt. Dafür würde ich sogar noch zwei Monate hungern. Und die anderen kleinen Opfer, die ich dafür hatte bringen müssen, waren schon wieder vergessen.
    Na ja, fast vergessen.
    Ich war noch keine Viertelstunde im Raum gewesen, schon hatten sich sämtliche Vorurteile bestätigt, die ich über NLP-Seminare hatte.
    Erstens: Der Kursleiter sah aus, als würde er außer NLP noch Tantra-Workshops und »Klopfen Sie sich frei«-Seminare unterrichten, wahlweise hier in Deutschland oder auch auf La Gomera. Er trug sein weißes Hemd bis zu den Brusthaaren aufgeknöpft, lächelte milde und hieß Jürgen Wuck.
    Zweitens: Der Grundlagenkurs hatte den anderen Teilnehmern keinerlei Vorteile mir gegenüber verschafft, außer dass sie exzessiv mit Begrifflichkeiten wie »Pacing«, »Leading«, »Ankern«, »Reframing« und »Rapport« um sich warfen, aber die hatte ich allesamt bei Wikipedia nachgelesen und musste mir deshalb nicht unterlegen vorkommen.
    Drittens: Um für die kommenden praktischen Übungen unsere fünf Sinne zu schärfen, mussten wir uns im Kreis aufstellen, die Augen schließen und gemeinsam atmen. Eine gute Gelegenheit für mich, Mathias endlich in aller Ruhe anzustarren. Bis jetzt hatte ich mich nicht so recht getraut, aus lauter Angst, ihn verzückt anzulächeln und damit zu verschrecken. Mein Puls raste auch so schon wie verrückt (und die verdammten Schmetterlinge, die ich eigentlich nicht mehr erwähnen wollte, flippten in meinem Magen völlig aus), einfach nur, weil Mathias sich im selben Raum befand wie ich.
    Auch seine fünf Jahre jüngere Version sah unglaublich, unwahrscheinlich, unfassbar gut aus. Sogar wenn er mit geschlossenen Augen dämliche Atemübungen machte, als befänden wir uns in einer Hebammensprechstunde,

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