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Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman

Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman

Titel: Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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ein sehr junger Supermarktmitarbeiter, vermutlich der Azubi, der sich den blöden Cornflakesturm überhaupt erst ausgedacht hatte. »Ist nicht so schlimm. Ich mache das schon«, sagte er erstaunlich freundlich.
     
    Rede einfach, rede langsam und sag nicht zu viel.
John Wayne
     
    »Danke«, sagte ich vor lauter Erleichterung mit meiner normalen Stimme und beeilte mich hinzuzusetzen: »Aber doss Sie es wissen: Des woar dem seine Schuld.« Und dann schnappte ich mir den Einkaufswagen und rannte damit davon. Ha! Wenn ich da mal dem Schicksal kein Schnäppchen geschlagen hatte.
    Aber zu früh gefreut. Felix kam hinter mir hergelaufen.
    Ich legte noch einen Zahn zu. In meiner Manteltasche begann das Handy zu bimmeln. Auch das noch.
    »Hey, warten Sie«, rief Felix.
    Ja, war das denn zu fassen? Wollte er mich etwa trotzdem nach meiner Telefonnummer fragen?
    »Diesä Wäg wird kein leischtä sein«, sang ich, als er mich eingeholt hatte, und fischte mein Handy aus der Tasche.
    »Sie haben …«, begann Felix.
    »Pscht! I muss telefonierä, sehä Sie das net?« Ich hielt mir das Telefon ans Ohr. »Joa, Linda, i hob leidä koi Zeit net, jetzt do. I muss zur Kosmetikerin, die Augenbrauen abrasieren lossän und dann g’schwind nach Haus und Milchreis für mein Schatzi kochän …« Ich sah Felix durchdringend an. Hallo, die Dame ist nicht nur kolossal nicht dein Typ, sie ist auch noch gebunden, kapiert? Zieh Leine!
    »Kati? Es klingt, als hättest du eine heiße Kartoffel im Mund«, sagte Linda. »Na ja, ich wollte auch gar nicht beim Kochen stören, ich wollte dir nur schnell sagen, dass du recht hattest.«
    »Wos? Nein, du weischt doch, dass i Tiere ned leiden kann, nur als Sonntagsbraten und als Mantel! Solch Viehzeug bringt nur Dreck, Sakrament.« Ha! Jetzt sah Felix richtig angewidert aus. Allerdings machte er immer noch keinerlei Anstalten zu verschwinden, eher im Gegenteil. Er blieb hartnäckig stehen. Und jetzt griff er sogar nach meinem Einkaufswagen. Ich schlug ihm auf die Finger. »Was fällt Ihnen ein?«
    »Ich war heute Nachmittag bei Uwe in der Praxis«, sagte Linda. »Ich dachte, ich könnte die Sprechstundenhilfe mal ein bisschen über ihn ausfragen … und die war auch sehr auskunftsfreudig. Und weißt du was?«
    »Dass er immer noch sauer isch, weil i doch mit dem Zungenpiercing an seinem Schniedelwutz hängen gebliebä bin«, sagte ich energisch. Das sollte doch wohl reichen, um Felix den Rest zu geben. Warum stand er nur immer noch da rum und glotzte mich an wie das siebente Weltwunder?
    »Er ist seit elf Jahren verheiratet und hat drei Kinder!« Linda schniefte ein bisschen. »Das wusstest du ja schon. Aber wusstest du auch mit wem? Mit der Sprechstundenhilfe höchstpersönlich.«
    »Ach Lindalein! Des tut mir ehrlich leid. I ruf di glei zurück, ja?«
    »Wenn Sie mir jetzt bitte …«, sagte Felix und machte wieder Anstalten, nach dem Einkaufswagen zu greifen. Irgendwas stimmte hier doch nicht!
    »Das jüngste ist erst ein Jahr alt …«, sagte Linda an meinem Ohr, und allmählich fühlte ich mich ein bisschen überfordert. »Es hat schlimme Neurodermitis, und all die homöopathischen Mittel helfen nichts …«
    »Felix? Ich such dich schon überall!« Eine Frauenhand legte sich von hinten auf Felix’ Schulter.
    Als ich erkannte, wem die Hand gehörte, entfuhr mir ein leises Quieken. Ähnlich wie das Geräusch, das DAS MEERSCHWEINCHEN von sich gegeben hatte, als es sein Leben aushauchte.
    Lillian! DIE EX! Das heißt, jetzt wohl nicht mehr. Offenbar hatten Felix und sie ihre »Beziehungspause« beendet. Was auch erklärte, dass Felix in diesem Supermarkt einkaufte. Lillian wohnte hier nämlich direkt um die Ecke.
    Tsss. Da fuhr man dem Mann ein Mal nicht das Fahrrad platt und schon rannte er mit fliegenden Fahnen zurück zu seiner Exfreundin.
    Das war natürlich gut so. Also, rein praktisch gesehen konnte es sogar gar nicht besser sein. Ich meine, wunderbar , dass Felix ohne mich glücklich war. Allerdings … Gott! Musste es ausgerechnet Lillian sein?
    Grimmig sah ich zu, wie sie Felix mit einer beiläufigen Geste die Haare glatt strich. »Kommst du?«, fragte sie.
    »Würde ich ja, aber die Ver… die Frau hat unseren Einkaufswagen!«, sagte Felix.
    »Ähm … oh.« Ich sah von Felix in den Einkaufswagen. »Richtig, das ist gar nicht meiner. Würde ich auch nie kaufen, eine ganze Palette Nussjoghurts. Und Erdbeeren aus Spanien … und einen … Osterhasen …« Einen goldenen mit Glöckchen.

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