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Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman

Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman

Titel: Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Genau so einen, wie Felix ihn mir an Ostern immer auf den Frühstücksteller stellte. Mit einem kleinen Zettel am Halsband.
    Ich spürte Felix’ Blicke auf mir und riss mich zusammen. »So an Hasen kann i mir auch jederzeit selber kaufn, wenn i möcht! Aber i möcht gar net«, sagte ich, sah ihn böse an und gab dem Einkaufswagen einen kleinen Schubs. »Da hoben’s Ihren bleeden Kram!«
    »Danke«, sagte Felix erleichtert.
    »Komm, Schatz, wir müssen uns beeilen, das Blumengeschäft macht gleich zu.« Lillian legte im Weitergehen eine Hand auf Felix’ Hintern. Oder jedenfalls nur ganz knapp darüber. Wahrscheinlich brauchten sie die Blumen für meine Exschwiegermutter, die Ostersonntag immer Rindsrouladen machte.
    Plötzlich war ich stinkwütend auf das Schicksal. Das war jetzt schon das zweite Mal, dass es mich an der Nase herumgeführt hatte. Und dieses Mal hatte ich mich wirklich kolossal zum Narren gemacht – völlig umsonst. Um Felix musste ich mir definitiv keine Sorgen machen. Na ja, immerhin hatte ich jetzt ein für alle Mal einen magischen Moment zwischen uns verhindert. Ich lief nachträglich feuerrot an vor Scham, als ich daran dachte, was ich alles von mir gegeben hatte. Aber das sah Felix zum Glück nicht mehr. Er und Lillian waren längst um die Ecke gebogen.
    »… und auch sonst nichts, was Uwe tut. Ich fürchte, er ist nicht nur ein mieser Ehebrecher und Lügner, er ist auch noch ein ganz mieser Heilpraktiker«, sagte Linda an meinem Ohr. »Jetzt kann ich es ja sagen: Das mit den Ohrenkerzen war ein voller Reinfall. Bist du noch da, Kati?«
    Ich seufzte. »Jo, Schatzerl, hier bin i«, sagte ich.

Die eigentlichen Entdeckungsreisen bestehen nicht im Kennenlernen neuer Landstriche, sondern darin, etwas mit anderen Augen zu sehen.
    Marcel Proust
    Natürlich war Gabi nicht bereit, die Kosten für das NLP-Seminar zu übernehmen. Und dass ich einen ganzen Arbeitstag ausfallen würde, passte ihr auch nicht. Wie ich hielt sie nicht besonders viel von NLP. Ich meine, eine Methode, die unter anderem auf der Annahme fußte, jedes menschliche Verhalten, also auch Gabis oder das vom Reißwolf, sei grundsätzlich durch eine positive Absicht motiviert, konnte man doch nicht ernst nehmen, oder?
    »Es reicht ja wohl, wenn einer aus dem Büro diese fragwürdige Fortbildung macht«, sagte Gabi und stellte sich wie üblich allen Argumenten gegenüber taub. Aber in dem Paralleluniversum war ich viel hartnäckiger als früher. Schließlich einigten wir uns unter viel Schnalzen und Augenrollen darauf, dass ich das Seminar selber bezahlen, aber dafür den Freitag nicht als Urlaubstag abgerechnet bekam.
    Was meinem Konto allerdings nicht weiterhalf, denn das Ganze fand in einem 5-Sterne-Hotel in Düsseldorf statt. Marlene hatte mir versichert, dass alle Teilnehmer dort übernachteten, weil der Abend an der Bar immer das Schönste an der Veranstaltung sei. Und das kam mir ja durchaus auch gelegen, denn idealer hätten die Voraussetzungen für ein erstes Kennenlernen gar nicht sein können. Netterweise bot Marlene an, sich ein Doppelzimmer mit mir zu teilen. Aber zusammen mit dem Friseurbesuch und der Kosmetikbehandlung und der hübschen neuen Unterwäsche (nur für den Fall) waren meine Finanzmittel nun doch so weit ausgeschöpft, dass ich für den Rest des Monats keine Lebensmittel mehr einkaufen durfte.
    Future Woman führte einen weit aufwendigeren Lebensstil als ihr bescheidenes früheres Ich. Ich war noch keine drei Wochen hier und schon pleite.
    Aber davon mal abgesehen in bester Verfassung.
    Auch weil Tom Cruise und Katie Holmes ihr Kind tatsächlich »Suri« genannt hatten. Linda überraschte das kein bisschen, während ich ein wenig, nun ja, erleichtert war. Ich meine, das hier war schließlich ein Paralleluniversum, und da hätten sie ihr Baby auch Calamity Jane nennen können. Oder schlicht Susi. Es hätte sogar ein Junge werden können. So aber konnte ich wenigstens sicher sein, dass das Paralleluniversum haargenau so funktionierte wie die Welt, aus der ich kam.
    Im Gegensatz zu mir wollte sich Linda mit der Paralleluniversumstheorie nicht so recht anfreunden. »Dass du nicht tot bist, hatten wir ja schon geklärt, Kati. Aber du liegst auch nicht im Koma«, sagte sie. Dass wir uns im Büro befanden und somit alles andere als allein waren, hielt sie nicht davon ab, lauthals meinen neuen Status herauszuposaunen.
    Es war Donnerstagnachmittag und Linda war erstaunlich gut drauf, wenn man bedachte, dass sie

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