Auf der Insel der Sehnsucht
gespielt. Sie war seine Gefangene, und so behandelte er sie auch. Nur … warum, um alles in der Welt, reagierte sie dann auf seine Berührungen?
Kay musste es ebenso ergangen sein. Sonst wäre sie nie auf seinen wirren Vorschlag eingegangen. Dieser Mistkerl. Erst zwang er Kay, das zu tun, was er wollte, und dann, nachdem Kay nicht mehr war, kehrte er der Sache einfach den Rücken zu.
Es sei denn, er hatte wirklich nichts von dem Baby gewusst. Was hieße, dass alles, was Kay gesagt hatte, eine … eine …
„Ivy.“
Damian stand vor ihr, der Hubschrauber war längst gelandet. Damian wollte ihren Gurt lösen, doch sie kam ihm zuvor, stand auf und ging zum Ausgang. Joe wartete bereits draußen und half ihr beim Aussteigen.
„Vorsicht bei den Rotoren“, rief er ihr zu.
Und dann spürte sie Damians Arm um ihrer Hüfte. Er führte sie zu einer wartenden schwarzen Limousine.
„Für jede Stadt eine“, meinte sie beißend. „So ein Potentat hat ein schönes Leben.“
Damian warf ihr einen Blick zu, als hätte sie den Verstand verloren. Vielleicht hatte sie das ja auch.
Damals in Athen hatte Ivy Aufnahmen für die Vogue gemacht. Endlose anstrengende Stunden hatte sie auf dem Kolonaki-Platz verbracht, hatte vor der berühmten Säule posiert, vor den Straßencafés und Boutiquen mit elegant gekleideten Menschen in Designeroutfits von Armani und Dolce & Gabbana.
Heute führte Damian sie in diese eleganten Boutiquen, um sie einzukleiden.
„Ich brauche keine neue Garderobe“, wehrte sie kühl ab.
„Natürlich brauchst du die. Deshalb sind wir ja hier.“
„Ich habe genug eigene Sachen.“
„Deshalb lässt sich deine Hose auch nicht mehr schließen.“
Mit roten Wangen blickte sie an sich herunter und sah nicht mehr als die leichte Wölbung in der Seidenbluse.
Damian lachte leise. „Gut geraten, was?“
Eine Verkäuferin kam auf sie zu. Ivys Hand in seiner, erklärte Damian der Frau, sie seien auf der Suche nach weiter, bequemer Kleidung. Ivy schwieg verbissen. Das hier war seine Show, sollte er nur machen!
Er ließ ihre Hand los und schlang den Arm um ihre Hüfte, zog sie an seine Seite. Räusperte sich. „Meine Lady ist nämlich schwanger.“
Unmissverständlicher männlicher Stolz schwang in seiner Stimme mit. Ivy warf ihm einen vernichtenden Blick zu und fragte sich, ob sie wohl ergänzen sollte, dass diese Schwangerschaft dank einer Injektionsnadel zustande gekommen war.
„In ihr wächst mein Kind heran.“ Sanft lächelnd legte er seine Hand auf ihren Bauch, als wären sie allein.
Und diese Berührung änderte alles. Die Geste war nicht besitzergreifend, sondern rührend zärtlich. Zum ersten Mal erlaubte Ivy sich, die Bilder zu sehen, die sie sich bisher mit aller Macht verboten hatte.
Damian, wie er sie in seinen Armen hielt. Wie er sie auszog, in sein Bett trug und sie küsste. Ihre Brüste, ihren Bauch. Wie er sich sanft zwischen ihre Schenkel drängte, und wie seine Augen dunkel vor Leidenschaft wurden, während er in sie eindrang.
„Mein Kind, glyka mou“ , flüsterte er. Und als er dieses Mal den Kopf zu ihr beugte, legte sie die Hand an sein Haar und zog ihn zu sich heran, um seinen Lippen zu begegnen.
Die Verkäuferin sagte, nur wenige Straßen weiter gebe es eine Boutique, die sich auf Schwangerschaftskleidung spezialisiert habe. Ivy meinte, sie brauche nichts weiter. Schließlich waren bereits ein Dutzend Einkaufstüten und Schachteln zu der Limousine gebracht worden, die in einer Seitenstraße im Schatten wartete.
Erstaunlicherweise stimmte Damian zu. „Was wir jetzt brauchen, ist ein anständiger Lunch.“ Lächelnd hob er ihr Gesicht und hauchte einen zärtlichen Kuss auf ihre Lippen. „Mein Sohn muss inzwischen Hunger haben.“
Ivy lachte. „Ein Baby als Vorwand zu benutzen, weil der eigene Magen knurrt, ist wirklich grotesk.“
„Aber es funktioniert, oder?“ Er fiel in ihr Lachen mit ein.
Sie aßen in einer kleinen Taverne. Der Besitzer begrüßte Damian mit einer erfreuten Umarmung, und seine Frau kam aus der Küche geeilt, um Damian herzhafte Küsse auf beide Wangen zu setzen. Ivy kam die gleiche Behandlung zu, nachdem Damian sie einander vorgestellt hatte. Die Frau des Besitzers strahlte Ivy an und sagte dann etwas zu Damian, der ihr lachend recht gab.
„Was hat sie gesagt?“, wollte Ivy wissen.
„Sie hat gesagt“, er nahm ihre Hand und zog sie dann an seinen Mund, „dass du einen gesunden, schönen Jungen in dir trägst.“
Ivy lief rot an.
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