Auf der Jacht des griechischen Millionaers
wie früher, dachte sie mutlos. Ich werde nie wieder frei sein, selbst wenn ich es Thia Theodosia gegenüber behauptet habe. Und was mich am meisten ängstigt, ist die Tatsache, dass ich mir dessen so sicher bin.
Natasha betrachtete sich in dem großen Spiegel. Das cremefarbene, knielange Seidenkleid war sicherlich hübsch, aber die dünnen Träger verboten es, einen BH zu tragen. So, wie der Stoff sich um ihre Brüste schmiegte, kam Natasha vor Verlegenheit halb um.
Sie hatte sich nicht zum Dinner umziehen wollen, aber Josefina hatte andere Vorstellungen gehabt. Oder besser – genaue Anweisungen. Natashas dunkles Kostüm war ihr erstes Ziel gewesen.
„ Kyrios Alexandros wünscht dieses Kostüm nicht mehr zu sehen. Ich nehme es mit, Despinis .“ Josefina zeigte auf den Schrank, in dem jetzt elegante Kleider und lässige Sommergarderobe hingen. „Sie können ja aus so vielen schönen Sachen wählen …“
Natasha hatte protestieren wollen, dass Alex Mandrakis’ Wünsche sie weder jetzt noch in Zukunft interessierten, doch sie verkniff es sich. Wegen eines Kostüms einen Streit vom Zaun zu brechen, passte kaum zu ihrem Vorhaben, kühle Gleichgültigkeit zu demonstrieren. „Sie können es abholen, wenn ich unter der Dusche stehe.“
Josefina rückte Bügel über die Stange und zog dann schwungvoll den Satinmorgenmantel hervor. Seit Natasha ihn heute Morgen abgelegt hatte, schien er gewaschen und gebügelt worden zu sein.
„Wäscherin für Alex Mandrakis’ Frauen – was für eine Berufswahl“, murmelte sie. Andererseits – es musste ein krisensicherer Job sein!
Wieder allein, entdeckte Natasha, dass die Kommodenschubladen einen wahren Schatz an Seiden- und Spitzenwäsche enthielten, wobei die Sachen wirklich bezaubernd waren und keineswegs schwül-erotisch, wie sie erwartet hatte. Dass sie im Bad ihre Lieblingslotionen, – shampoos und – parfüms fand, brachte sie allerdings auf.
Das ist mit Sicherheit auch dem geschwätzigen Hausmädchen zu verdanken, dachte sie bitter. Ein unangenehmer Gedanke, dass Alex so viel von ihr wusste, während er für sie bis gestern Nacht ein Fremder gewesen war, den sie vor drei Jahren nur einmal von Weitem gesehen hatte.
Und doch nie vergessen … Die Worte hallten in ihrem Kopf nach und ließen sich nicht verdrängen.
Als Natasha nach der Dusche, erfrischt und duftend, aus dem Bad trat, wartete Josefina auf sie, um ihr die Nägel zu maniküren.
Kyrios Alexandros zog es also vor, nur weiche Hände auf seiner Haut zu spüren. Es war ein erniedrigender Gedanke, in eine jener perfekt gepflegten Erscheinungen verwandelt zu werden, in deren Begleitung man ihn für gewöhnlich sah. Er hatte sie „meine Schöne“ genannt, aber als schön würde Natasha sich nicht bezeichnen. Sie sah nicht schlecht aus, zugegeben, aber ihr Äußeres konnte unmöglich ihren völligen Mangel an Erfahrung wettmachen.
Sie musste die letzte Frau auf Erden sein, die ein Mann sich als Geliebte wünschte. Aber Alex war ja auch allein auf Rache aus. Sie stellte für ihn nicht mehr als eine Trophäe dar, ein Symbol für seinen Sieg in einem Krieg, dessen unschuldiges Opfer sie war.
Die Sonne ging bereits unter, als Alex an Bord der „Selene“, kam.
Natasha hatte die Zeit im Salon verbracht und auf die Geräusche um sich herum gelauscht. Motorboote waren angekommen und wieder abgefahren, Kommandos schallten übers Deck. Offensichtlich machte die „Selene“ sich zum Ablegen bereit.
Kostas hatte immer wieder mal den Kopf zur Tür hereingesteckt und gefragt, ob Natasha einen Wunsch habe. Irgendwann hatte er ihr die Nachricht überbracht, dass Kyrios Alexandros auf dem Weg von der Marina hierher sei.
Vermutlich glaubt er, ich müsste jetzt an Deck rennen, um seinen Herrn und Meister zu begrüßen. Niemals! „ Efcharisto “, sagte sie nur und beugte den Kopf wieder über die Zeitschrift.
Sie hörte Schritte, Lachen und Stimmen und stand hastig auf. Mit plötzlich feuchten Handflächen strich sie sich das Kleid glatt, und dann stand Alex auch schon in der Tür. Natashas erster Gedanke war, dass er müde aussah. Jackett und Krawatte trug er über dem Arm, die obersten Hemdknöpfe standen offen, und er konnte eine Rasur gebrauchen. Er wollte auf sie zukommen, zögerte jedoch, als er sah, dass sie die Hände an den Seiten zu Fäusten ballte.
„ Kalispera , Natasha“, grüßte er höflich. „Entschuldige, dass du warten musstest. Ein simples Meeting hat sich komplizierter entwickelt als
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