Auf der Jacht des griechischen Millionaers
seinen Namen zu geben. Hätte Natasha sich in eine arrangierte Ehe drängen lassen, wäre sie schon seit drei Jahren verheiratet. Dann wäre es wohl ein Mann geworden, der sich zumindest etwas aus ihr gemacht hätte. Während Alex Mandrakis, abgesehen von der körperlichen Intimität, die er ihr quasi aufgezwungen hatte, ein Fremder für sie war.
Und Fremde würden sie füreinander auch bleiben, ermahnte sie sich. Der Versuchung, sich zu entspannen und die Zeit mit ihm zu genießen, durfte sie auf gar keinen Fall nachgeben.
Was sich sowieso erübrigen würde, wenn ihm der Appetit nicht nur gestern Abend, sondern für immer vergangen war – wenn er beschloss, seine Verluste abzuschreiben und Natasha dahin zurückschickte, wohin sie gehörte.
Ihr Herz hüpfte. Hoffen durfte man doch, oder? Noch war kein bleibender Schaden entstanden, wenn sie allerdings länger blieb …
Sie schnappte leise nach Luft. Nein, daran durfte sie nicht einmal denken. Das war ja verrückt!
Natasha warf einen Blick auf das unberührte Kissen neben sich. Rückblickend gestand sie sich ein, dass es vielleicht nicht die beste Idee gewesen war, sich vor Alex auszuziehen. Sie konnte von Glück sagen, dass er ihre absurde Herausforderung nicht angenommen hatte, sonst wäre sie an diesem Morgen unter ganz anderen Umständen aufgewacht. Doch schien es, dass sie die Situation gestern instinktiv richtig eingeschätzt hatte.
Sie nahm ihre Armbanduhr vom Nachttisch und verzog das Gesicht. Es war viel zu früh, um aufzustehen, vor allem für jemanden, der vermitteln wollte, eine ruhige und erholsame Nacht hinter sich zu haben.
Was also hatte sie geweckt? Ihr fiel plötzlich auf, dass die Schubladen in Alex’ Schrank einen Spalt offen standen. Natasha richtete sich halb auf und sah sich nachdenklich um.
Fünfzehn Schlafplätze gab es auf der „Selene“, Alex hatte mit Sicherheit ein anderes Bett gefunden, aber … saubere Garderobe für den neuen Tag war da schon eine andere Sache. War er lautlos hereingekommen und hatte sich frische Sachen geholt? Und hatte ein sechster Sinn für seine Anwesenheit sie geweckt?
Wenn Alex tatsächlich im Morgengrauen in der Suite gewesen war, konnte das nur bedeuten, dass er ebenfalls keine friedliche Nacht hinter sich hatte. Das wiederum wäre seiner Laune sicher nicht zuträglich.
Nun, auf Mykonos gab es einen Flughafen. Außerdem hatte sie Stavros irgendwann voller Neid sagen hören, dass die „Mandrakis Corporation“ auch Anteile an einer Fluglinie besaß. Wenn Alex also wollte, konnte er ihr bestimmt mühelos ein Flugticket organisieren.
Entschlossen zog Natasha die Bettdecke wieder hoch und schloss die Augen. Blieb nur zu hoffen, dass er sie inzwischen bereits gründlich satthatte.
Als Natasha das nächste Mal die Augen öffnete, stand Josefina mit dem Frühstückstablett neben dem Bett – und einer Miene, die nur als vorwurfsvoll bezeichnet werden konnte. Wahrscheinlich wusste inzwischen jeder an Bord, dass Kyrios Alexandros die Nacht nicht im eigenen Bett verbracht hatte. Seine getreuen Diener würden das zweifellos nicht gutheißen.
Sollten sie ruhig. Alex mochte vielleicht daran gewöhnt sein, sein Leben unter dem Mikroskop zu leben … sie nicht.
Die Henkersmahlzeit, dachte Natasha trocken, während sie das herzhafte Frühstück aß. Plötzlich fiel ihr auf, dass das Schiff sich nicht mehr bewegte. „Liegen wir vor Mykonos?“, fragte sie hoffnungsvoll.
„Ja , Despinis . Schon seit zwei Stunden.“
Ich hätte früher aufstehen sollen, dachte sie, dann könnte ich jetzt bereits unterwegs sein. Nach dem Frühstück ging Natasha duschen. Als sie wieder aus dem Bad kam, legte Josefina gerade einen jadegrünen Bikini und eine passende Tunika auf das Bett.
„Wo ist eigentlich meine Reisetasche?“
Josefina beteuerte, nichts von einer Reisetasche zu wissen. So blieb Natasha, die vorgehabt hatte, in denselben Sachen zu gehen, in denen sie gekommen war, nichts anderes übrig, als sich etwas aus dem Schrank auszusuchen. Sie entschied sich für ein klassisch geschnittenes blaues Leinenkleid, schlicht, aber ganz bestimmt nicht billig.
Josefina protestierte, dass es doch viel zu warm dafür sei. Zwar hielt sie sich auf Natashas Bitte zurück, dennoch murmelte sie noch lange missmutig vor sich hin. Die arme Josefina! Wahrscheinlich hatte noch keine von Alex’ Gespielinnen ihr so viel Kopfzerbrechen bereitet. Vermutlich hatte auch noch keine es bewusst darauf angelegt, von ihm weggeschickt zu
Weitere Kostenlose Bücher