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Auf der Silberstrasse 800 Kilometer zu Fuss durch die endlosen Weiten Spaniens

Auf der Silberstrasse 800 Kilometer zu Fuss durch die endlosen Weiten Spaniens

Titel: Auf der Silberstrasse 800 Kilometer zu Fuss durch die endlosen Weiten Spaniens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Westrup
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von meinen vier Freunden mit Hallo begrüßt, die vor einer Bar auf der Straße sitzen. Wir trinken erst einmal ein Bier zusammen und schimpfen über die geschlossene Herberge.
    Unsere Herberge hier ist gleich um die Ecke, wieder in einem alten Kloster in ehrwürdigen Gewölben, die gefühlvoll und modern eingerichtet sind. Die Spanier verstehen es, diese Herbergen in den alten Häusern mit einem unerwarteten Geschmack und modernem Design auszustatten, von der Eingangshalle in den alten Gewölben über die Schlafräume mit abschließbaren Schränken bis zu den sauberen, eleganten Toiletten und Waschanlagen. Ich bin immer wieder begeistert von so viel guter moderner Architektur.
    Nach der Dusche gönne ich mir keine Ruhepause. Es ist schon sechs und ich will ja noch etwas von der Stadt sehen. Nun bin ich wieder in einer schönen, stolzen, eleganten Stadt mit vornehmen, engen, weißen Straßen und Plätzen. Die Kirchen sind hier im mozarabischen Stil aus roten Ziegelsteinen mit mächtigen, dicken Wänden und kleinen Rundbogenfenstern. Säulenarkaden umrahmen die weite und offene Plaza Mayor, um deren Brunnen Reihen von Palmen stehen. Der Platz ist noch leer um diese Nachmittagsstunde, das sollte später anders werden. Auf der kleinen romanischen Plaza dahinter - der Plaza Chica - treffe ich die Vier auf einen Kaffee. Glücklich schlendere ich dann allein weiter, fotografiere und schaue. Vor mir erhebt sich ein prächtiges Schloß. Es ist der Alcázar de los Duques de Feria, ein neuntürmiger Palast aus dem 15. Jahrhundert, in dem ein nobles Parador Hotel eingerichtet ist. Neugierig durchschreite ich das prächtige Portal und finde mich in einem entzückenden Renaissance Innenhof mit weißem Marmorfußboden und plätscherndem Springbrunnen wieder, von vornehmen Arkaden umstellt. Es herrscht eine ruhige, feine Atmosphäre, auf der einen Seite speisen die Hotelgäste, auf der anderen setze ich mich auf ein zartes, weißes Stahlrohrsofa und bestelle einen trockenen, kühlen Weißwein, zu dem ich die obligaten Aceitunas serviert bekomme. Nun kann ich mich ausruhen und das stille, ruhige, elegante Leben um mich herum beobachten.
    Ich denke so über den Tag nach und danke Santiago, daß er alles wieder einmal so glücklich gefügt hat. War ich erst mißmutig über die geschlossene Herberge in Puebla, so erkenne ich nun, daß ich so nicht nach Zafra gekommen wäre oder es nur mit dem Rucksack auf dem Rücken hätte durchhetzen müssen. Immer wieder wird mir klar, daß Jakob den großen Plan kennt, wie er mich führt auf meinem Weg, ich aber in meinem Kleinmut seinen Plan nicht kenne und ihm zürne. Nachher merke ich, daß er es wieder einmal richtig gefügt hat und bedanke mich für seine Weisheit und seinen Großmut. Ich kenne meinen Heiligen ja schon seit langem, und doch falle ich immer wieder rein, wenn ich zornig werde und ungeduldig und schimpfe, weil ich seinen Plan nicht erkenne. Verzeih mir, Jakob, ich bin ein dummer Schüler!
    Ob die feinen Gäste mich da wohl als Jakobspilger erkennen, der ich vor Stunden noch verstaubt und verschwitzt mit Wanderstab und Rucksack durch das endlose Land gezogen bin? Eigentlich ja, ich trage ja die Jakobsmuschel um den Hals. Aber sie beachten mich gar nicht. Nach dem erfrischenden Aperitif esse ich in einer einfachen Cafeteria an der Plaza Mayor zu Abend. Polo – Hähnchen – aber in welch einer delikaten Ölsoße mit den Gewürzen des Südens, Spargel mit Mayonnaise, geröstete Kartoffeln – Papas asadas – und eine Karaffe kühlen Rotwein, das Menú del día, für 7,50 Euro.
    Als ich um zehn Uhr heraustrete, ist die ganze Plaza voller Menschen. War sie vor Stunden noch menschenleer, so herrscht jetzt ein unglaubliches Gewimmel. Spanien bei Nacht.
    Die Kinder lärmen und laufen hinter den Bällen her. Die Mädchen umringen die Jungen, die cool und abgeklärt wie amerikanische Stars ihre Nüsse kauen. Die Älteren sitze in Gruppen um die Tische herum und reden und lärmen alle gleichzeitig. Die Stimmen sind wie die Musik eines großen Orchesters, der Platz ist der Konzertsaal. Die Väter laufen hinter den Kleinsten her, die immer wieder ausbüxen, um dann schreiend vor Glück auf den Schultern der Väter zurückgeholt zu werden.
    Der Mond geht silberweiß voll am nachtdunklen Himmel über den Häusern auf, gefolgt von der Venus schräg unter ihm. Ich tauche tief ein in dieses einfache spanische Leben, zum ersten Mal auf dieser Reise. Acht Tage habe ich gebraucht, um in dieses

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