Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Auf der Spur der Vogeljaeger

Titel: Auf der Spur der Vogeljaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
gefährlich ist, wisst ihr ja selbst. Viel Glück! Wenn ihr Hilfe oder einen Rat braucht, bin ich immer für euch da.«
    Sie gingen zurück in den Laden. Der Patenfuß schüttelte ihnen zum Abschied die Hand.
    »Der war richtig nett«, meinte Klößchen, als sie auf ihre Räder stiegen. »Vielleicht hätte ich ihm ein Stück Schokolade anbieten sollen.«
    »Ich glaube, ein Stück Kautabak wäre dem lieber gewesen.«
    Tarzan sah auf die Uhr. Die Zeit drängte noch nicht. Sie fuhren durch die Straßen und benutzten dabei eine andere Route als sonst, während sie sich jetzt dem Stadtrand näherten. Die Straße führte durch Grünanlagen. Einige Jogger, wie man heutzutage die Bummelläufer nennt, trabten über Parkwege und querfeldein.
    Die Jungs kamen an einer Bushaltestelle vorbei. Hier endete die Grünanlage, wurde begrenzt von einem Sandweg. Dahinter begann ein ausgelichteter Fichtenwald, durch densich ein Bach schlängelte. Nahe seiner Ufer wuchsen Büsche und Weiden wild durcheinander.
    Tagsüber herrschte hier Leben. Jetzt, zur Abendbrotzeit, war die Gegend wie ausgestorben. Nur die Singvögel probten ihr Abendlied.
    In dieser friedlichen Stille war der peitschende Knall nicht zu überhören.
    Tarzan bremste sofort. Auch Klößchen stampfte auf den Rücktritt, dass die Reifen quietschten.
    »Das... war doch ein Schuss,Tarzan! Wie heute Morgen im Moor.«
    »Kleinkaliber!« Tarzan nickte. »Es muss nichts bedeuten. Vielleicht macht jemand Schießübungen. Aber nach allem, was passiert ist, vermute ich eher was anderes.«
    Als sollte das bestätigt werden, hörten sie in diesem Moment eine Stimme. Ein Mann rief. Er musste unter den Bäumen sein, aber jenseits der Büsche. Sehen konnten sie ihn nicht.
    »Rex!«, rief er. »Rex, hierher! Rex, komm zum Herrchen!« Sekundenlang schwieg er. Dann rief er abermals. Jetzt klang seine Stimme ängstlich.
    »Rex! Hallo, wer hat da geschossen? Wo ist mein Hund?«
    »Los!« Tarzan sprang vom Rad, legte es neben der Straße auf den Boden. Ohne sich um Klößchen zu kümmern, rannte er unter die Bäume – in die Richtung, aus der die Stimme kam.
    Nach wenigen Metern stieß er auf einen bequemen Spazierweg. Er führte durch die Büsche zu einer Brücke, die den Bach überspannte.
    Der Mann stand auf der anderen Seite. Er wandte Tarzan den Rücken zu und legte eine Hand aufs Geländer. Mit der anderen stützte er sich auf einen weißen Blindenstock.
    Die Bohlen rumpelten unter Tarzans Schritten. Der Mann drehte sich um. Er war nicht mehr jung, sicherlich ein Pensionär, sein Gesicht von Wind und Wetter gegerbt. Er trug eineBrille mit dunklen Gläsern. Und am Arm eine gelbe Binde mit drei schwarzen Punkten. Um den Hals hatte er sich eine stabile Hundeleine gehängt.
    »Wer ist da? Haben Sie meinen Rex gesehen? Einen altdeutschen Schäferhund.«
    »Ich habe nur den Schuss gehört«, sagte Tarzan.
     
    »Mein Gott!« Der Mund des Blinden zitterte. »Rex folgtaufs Wort. Er ist als Blindenhund abgerichtet und absolut verlässlich. Mir war, als hätte ich nach dem Schuss ein Winseln gehört. Aber ich bin mir nicht sicher. Es war nicht lauter als das Plätschern des Wassers. Da wird doch niemand... Das ist doch unmöglich. Ich meine, dass jemand auf einen Hund...«
    Er verstummte und wurde fahl vor Schreck.
    Keuchend trampelte Klößchen heran.
    »Wir sind zu zweit«, sagte Tarzan. »Wir suchen Ihren Hund. Aus welcher Richtung kam der Schuss?«
    »Von...« Der Blinde schob den Kopf vor, als lausche er. »Ja, von dort!« Er wies auf das Gestrüpp am Ufer.
    »Warten Sie hier!«, sagte Tarzan.
    Sie liefen los. Klößchen, der wegen seines Übergewichts haushalten musste mit der Atemluft, blieb immer wieder stehen und rief den Namen des Hundes.
    Tarzan stimmte ein. Aber Rex kam nicht.
    Statt dessen wurde in einiger Entfernung hinter dem Wald ein Motorrad gestartet. Röhrend preschte die Maschine davon. Ob dort eine Straße verlief oder ob der Fahrer über einen Feldweg fuhr – das wussten die Jungen nicht. Aber wer dort davonfuhr, das konnten sie sich denken.
    Bei dem Gedanken, der rothaarige Wilddieb habe den Schäferhund erschossen, wurde Tarzan übel. Kalte Wut krampfte seinen Magen zusammen.
    Dann hörte er das Winseln.
    Es kam aus einem der Büsche, dessen Blätterkleid sehr dicht war. Es bot ein gutes Versteck.
    Rex lag dahinter.
    Er war ein großer, prachtvoller Hund, dunkel, aber mit lohfarbener Brust. Er lag auf der Seite, hechelte mit geöffnetem Maul und heraushängender Zunge.

Weitere Kostenlose Bücher