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Auf der Spur der Vogeljaeger

Titel: Auf der Spur der Vogeljaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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können. Aber die Gegenwart seines Herrchens beruhigte den Hund.
    Dr. Habel schüttelte den Kopf. »So ein Mistkerl!«, sagte er durch die Zähne. »Das war offensichtlich ein gezielter Schuss.«
    Der Blinde hieß Aurig. Angstvoll hatte er das Gesicht in Dr. Habels Richtung gewandt, während der den Hund untersuchte.
    »Er muss operiert werden. Aber ich bringe ihn durch.«
    Rex erhielt eine Injektion. Offenbar spürte er die Spritze nicht, denn er blieb ruhig. Der Arzt stach die Nadel in eine Fellfalte unterhalb des Nackens.
    Dr. Habel hatte eine Plane mitgebracht, auf die er Rexlegte. Der Arzt und Tarzan fassten jeder zwei Ecken und trugen den Hund zum Wagen. Aurig und die Helferin teilten sich den Nebensitz.
    »Ruft mich an!«, sagte Dr. Habel durchs Fenster. Dann wendete er den Wagen und fuhr mit hohem Tempo zurück. Schweigend blickten die Jungen hinterher.
    Klößchen kaute auf seinem Daumen.
    »Dieser Rothaarige«, sagte er, »bringt alles um, was sich eventuell ausstopfen lässt. Zugegeben – Rex ist ein sehr schöner Hund. Aber einen Schäferhund auszustopfen, gehört bestimmt zu den schlimmsten Geschmacklosigkeiten. Und ausgerechnet das Tier eines Blinden! So eine Gemeinheit! Herr Aurig erzählte mir, er wäre jeden Abend mit Rex hier. Mit dem Bus fahren sie bis zur Haltestelle, dann lässt Aurig sich von Rex führen. Bei der Brücke macht er ihn los, damit Rex herumtollen kann. Jedes Mal – nun schon seit drei Jahren – kommt er auf Pfiff zurück. Was meinst du – ob er überlebt?«
     
    »Dr. Habel gilt als ausgezeichneter Arzt.« Tarzan stieg auf sein Rad. »Wir kommen wieder mal zu spät. Verdammt! Dieser Kerl! Wahrscheinlich hat er den Auftrag, anzuschleppen, was er kriegen kann. Jetzt schießt der auf alles. Aber wir erwischen ihn, Willi. Wäre er durch uns nicht gestört worden, hätte er bestimmt ein zweites Mal auf Rex gefeuert.«
    Sie fuhren zum Internat. Wegen des bevorstehenden nächtlichen Ausflugs stellten sie ihre Räder nicht in den Fahrradkeller, denn der wurde um 20 Uhr vom Hausmeister abgeschlossen. Außerhalb der Mauer versteckten sie die Drahtesel in einem Gebüsch.
    Ihre Mitschüler saßen bereits beim Abendessen im großen Speisesaal, immerhin 500 Jungen im Alter von zehn bis neunzehn.
    Dr. Wagner, der Biologielehrer, hatte die beiden vermisst. Als die den Grund ihrer Verspätung erklärten, lobte er sie für ihre umsichtige Hilfe.
    Zum Abendessen gab es Kartoffelsalat mit Würstchen. Wie viele Würstchen jedem zustanden, war festgelegt. Kartoffelsalat konnte man nachnehmen, so viel man schaffte. Tarzans Appetit wurde dadurch nicht vergrößert. Anders bei Klößchen. Während Tarzan seine Portion in Ruhe verspeiste, hatte sich Willi den Teller schon zum dritten Mal vollgeschaufelt. Trotzdem schielte er argwöhnisch zur Schüssel, ob auch für eine vierte Portion noch genug übrig blieb.
    Er wird sich nie ändern, dachte Tarzan. Essen ist nun mal seine Leidenschaft. Wenn er nur etwas sportlicher wäre und sich mehr bewegen würde! Aber das eine hing vom andern ab.
    Nach dem Essen quetschten sie sich in die Besenkammer, wie die Telefonzelle im Flur des Haupthauses genannt wurde, und riefen Dr. Habel an.
    Die Operation sei erfolgreich verlaufen, hörten sie, Rex liege zwar noch in Narkose, werde aber den heimtückischen Anschlag aller Voraussicht nach gut überstehen.
    »Habt ihr den Täter gesehen?« fragte Dr. Habel.
    »Gesehen nicht, aber gehört, wie er mit dem Motorrad abfuhr«, antwortete Tarzan. »Wir vermuten, er hat ein Kleinkalibergewehr.«
    »So ist es. Das Geschoss, das ich aus Rex herausgeholt habe, stammt von so einem Schießprügel.«
    »Einen Verdacht haben wir«, sagte Tarzan und berichtete von ihrer Beobachtung im Moor.
    Die Folgerungen, die sie daraus auf die Trophäen-Bande zogen, ließ er freilich unerwähnt. Denn Dr. Habel gehörte zu denen, die alles selbst in die Hand nehmen. Der hätte ihnen wahrscheinlich verboten, auf eigene Faust nach den Wilddieben zu suchen.
    Im ADLERNEST setzte sich Tarzan aufs Bett und schaltete die Leselampe ein. Klößchen aß als Nachtisch Schokolade und blätterte in einem dicken Lexikon. Als er seiner Mundharmonika ein paar gequetschte Töne entlockte, protestierte Tarzan.
    »Jetzt bitte nicht! Ich schreibe einen Brief an meine Mutter.«
    Willi respektierte das und griff wieder zum Lexikon.
    Tarzans Mutter war Witwe, seit Jahren schon.Tarzans Vater, ein Diplom-Ingenieur, hatte bei einem Unfall das Leben verloren. Seitdem war das

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