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Auf der Spur der Vogeljaeger

Titel: Auf der Spur der Vogeljaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ankauft.«
    Klößchen blies die Backen auf. »Sehr schlau. Du stellst ihm eine Falle. Und wenn er reintappt, was dann?«
    »Wir sagen, wir würden den Auerhahn morgen bringen. Und fragen, ob wir ihm auch andere Tiere liefern können. Alles Weitere wird sich ergeben.«
    »Himmel, wenn das ein richtiger Verbrecher ist. Und uns umbringt! Ich sehe mich schon ausgestopft zwischen seinen Uhus und Eulen stehen.«
    »Du wärst ein Prachtexemplar und – falls er dir eine TafelSchokolade zwischen die Zähne steckt – sogar lebensecht.«
    »Mitleid hast du wohl gar nicht?«
    »Mit Patenfuß? Aber ja. Um dich auszustopfen, muss er schließlich seinen ganzen Werkstoff verbrauchen.«
    Klößchen sagte: »Pah!«, nahm seine grüne Sportkappe vom Gepäckträger und setzte sie auf. Auf dem gewaltigen Mützenschild, das jetzt seine Augen beschattete, hätten bequem drei Raben sitzen können. Klößchen fand diese Kopfbedeckung schick und zog sie fest auf seine abstehenden Ohren. Wenn jemand bei diesem Anblick in Gelächter ausbrach – was immer wieder vorkam – konnte er fuchsteufelswild werden.
    Sie brauchten nicht lange zu suchen.
     

     
    Die Straße gehörte zur Altstadt. Zwei Zeilen schmalbrüstiger Häuser standen sich gegenüber. Kleine Geschäfte indunklen Räumen kämpften zäh gegen Supermärkte und Kaufhäuser an. An die Schaufensterscheibe eines Obst- und Gemüseladens war mit weißer Farbe geschrieben, was als Sonderangebot die Kunden locken sollte. Seit Jahrzehnten hatte sich hier nichts geändert. Zur Modernisierung fehlten die Mittel. Aber die Läden wirkten gemütlich. Sicherlich kannten die Inhaber ihre Kunden mit Namen und jeder wurde persönlich bedient. Schon deshalb verdienen es diese kleinen Geschäfte, dass sie erhalten bleiben.
    H. Patenfuß – Tierpräparator.
    So stand’s auf dem Glaseinsatz einer Tür, von der die Farbe abblätterte. Natürlich war das Geschäft heute, am Feiertag, geschlossen. Aber neben der Tür war eine Glocke, und es sah so aus, als ob Herr Patenfuß im selben Haus wohnte.
    In dem schmalen Schaufenster erwiderte ein ausgestopfter Steinadler Tarzans Blick. Er sah alt aus, der Adler. Wenn man ihm ins Gefieder blies, würde er sich vermutlich in eine Staubwolke hüllen.
    »Dann wollen wir mal.«
    Tarzan stellte sein Rad an die Hauswand.
    Klößchen zog sich den Mützenschirm in die Stirn. Ihm war nicht geheuer. Dass sich plötzlich Bauchschmerzen meldeten, lag sicherlich nicht an seinem Schokoladenverbrauch.
    Tarzan läutete an der Glocke. Nach einer Weile öffnete sich ein Fenster. Ein Mann schaute raus.
    »Was gibt’s?«, fragte er.
    »Können wir Sie, bitte, mal sprechen?«, fragte Tarzan. »Heute, am Feiertag? Na gut, ich komme runter in den Laden.«
    Wieder dauerte es ein paar Minuten, dann sperrte jemand die Ladentür auf, verschwand aber gleich wieder. Tarzan trat langsam ein. Klößchen folgte ihm zögernd.
    Über der Tür bimmelte eine Glocke.
    Der Laden war dunkel. Die Luft roch nach Staub. Ein altmodischer Holztresen verlief vor einem Regal. Einige ausgestopfteVögel standen darin. Soweit Tarzan beurteilen konnte, handelte es sich um ältere Exemplare.
    Eine Tür, die offenbar zur Werkstatt führte, war geöffnet. »Ich komme gleich wieder, muss mir nur was anziehen«, rief eine Männerstimme.
    »Soll ich draußen warten«, flüsterte Klößchen, »und die Räder bewachen?«
    »Schokolade stopft«, sagte Tarzan. »Es besteht wenig Gefahr, dass du dir in die Hose machst.«
    »Hahaha!«, flüsterte Klößchen und wagte sich einen halben Schritt vor.
    Jetzt kam der Mann aus der Werkstatt.
    Tarzan grüßte. Prüfend sah er ihn dabei an.
    Enttäuscht dachte er: Wie der Boss der Trophäen-Bande sieht der aber nicht aus.
    Das stimmte. Denn Herr Patenfuß wirkte wie ein freundlicher Weihnachtsmann ohne Bart. Er war alt, hatte ein rundes rosiges Gesicht, dünnes weißes Haar und gütige Augen. Er lächelte.
    »Na, ihr beiden. Womit kann ich euch dienen, heute am Feiertag?«
    Tarzan bemühte sich um eine verschwörerische Miene. »Sind Sie Herr Patenfuß, der Tierpräparator?«
    »Der bin ich.«
    »Nun, bitte entschuldigen Sie, dass wir Sie ausgerechnet heute stören. Aber es ist eilig. Wir... also, mein Freund Willi und ich... wir hätten vielleicht was für Sie.«
    Herr Patenfuß nickte. »Ein Tier, das ich präparieren soll?« »Richtig. Wir... äh... würden es Ihnen gern verkaufen.« »Soso. Was denn?«
    »Einen Auerhahn.«
    »Er sieht prachtvoll aus«, setzte Klößchen

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