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Auf der Spur der Vogeljaeger

Titel: Auf der Spur der Vogeljaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Geld knapp, und Frau Carsten musste als Buchhalterin hart arbeiten, um sich und ihren Sohn durchzubringen. Trotzdem hatte sie ihn auf die beste und teuerste Schule gegeben. Für ihren Sohn, mit dem sie sich großartig verstand, war ihr kein Opfer zu groß. Leider jedoch lag Tarzans Zuhause vier Bahnstunden von hier entfernt. Das Fahrgeld war teuer – und reichte eigentlich nie, um auch mal außerhalb der Ferien nach Hause zu fahren – so wie die anderen Internatsschüler das an manchen Wochenenden machten.
    Tarzan schrieb, was ihn bewegte und dass er und seine Freunde vom TKKG der Trophäen-Bande nachspürten. Dann klebte er den Brief zu und sah auf seine Uhr.
    »Noch eine Stunde bis zum Zapfenstreich. Wir gehen in die Turnhalle und du probierst das Sprungseil aus.«
    »Belästige mich nicht. Ich arbeite wissenschaftlich.« Tarzan pfiff durch die Zähne. »Das sind ja ganz neue Seiten an dir. Worum geht’s?«
    »Um Schlangen.«
    »Das ist gewissermaßen aktuell für uns.«
    Klößchen grinste. »Hast du schon mal eine Gabun-Viper gesehen?«
    »Wenn ich mich recht entsinne, heute Morgen. Sie war das Prachtexemplar im Reptilien-Zoo.«
    »Hier steht etwas über die Wirkung ihrer Bisse. Ein Schlangenfreund hielt sich eine Gabun-Viper in seiner Wohnung, gelegen im sechsten Stock eines Hochhauses. Eines Tages entkam sie aus ihrem Terrarium und der Mann wurde gebissen. Das löste einen so fürchterlichen Schock aus, dass der Arme meterweit durch die Luft und das Fenster flog. Zeugen bestätigen dies. Ob er sofort an dem Biss gestorben wäre, weiß man nicht. Da er sechs Stockwerke hinabstürzte, war er ohnehin gleich tot.«
    »Hast du keine erfreulichere Geschichte?«
    »Die Gabun-Viper...«
    »... hat dich wohl hypnotisiert. Warum erzählst du nichts von Blindschleichen?«
    »Wenn ich mich jetzt schon grusele, zittere ich heute Nacht nicht so sehr. Also, die Gabun-Viper ist dämmerungsaktiv.«
    »Wird also munter bei schwindendem Licht.«
    Klößchen blätterte eine Seite um. »Ihr Temperaturbedürfnis liegt bei 24 bis 28 Grad. Wärmer darf’s auch sein. Und nachts etwas kühler. Frost freilich verträgt sie nicht. Das wäre ihr Tod.«
    »Je kühler es wird«, bestätigte Tarzan, »um so langsamer und beißunlustiger – wie Schlangenexperten sagen – werden die Biester. Mittags sind sie am muntersten. Aber das gilt nurfür die freie Wildbahn. Im Terrarium herrscht gleich bleibende Temperatur.«
    Klößchen klappte das Buch zu. »Und wenn Pickelgesicht heute Nacht wirklich kommt? Himmel, am besten, ich mache mich auf was gefasst.«
    »Bist du auch fit für die Strapazen einer nächtlichen Aktion?«
    »Wenn ich noch eine Tafel Schokolade esse, könnte ich Bäume ausreißen.«
    »Junge Bäume vermutlich. Solche, die heute erst gepflanzt wurden. Etwa in der Größe.«
    Tarzans Hand in Kniehöhe zeigte an, wie er den Kraftakt seines Freundes einschätzte.
    Der maulte und wollte nicht in die Turnhalle. Berief sich sogar auf seinen Geburtstag, der nicht als Schinderei in seine Erinnerung eingehen sollte. Aber Tarzan blieb hart.
    »Nur ein Viertelstündchen, lieber Willi. Das lockert so schön und entspricht dem Kalorienverbrauch von einer Schokoladenrippe. Du wirst also nicht an Auszehrung sterben. Dann duschen wir und schlafen bis elf.«
    Klößchen fügte sich seufzend. Sie stiegen in ihre Trainingsanzüge. Klößchen hängte sich das Sprungseil um den Hals.
    Drüben in der Turnhalle spielten Schüler der 11. und 12. Klasse Basketball. Aber der Vorraum war frei. Tarzan zeigte seinem Freund, wie man Kraft sparend seilhüpft.
    »Eine sehr nützliche Übung. Boxer halten sich damit fit.«
    Klößchen probierte es. Innerhalb von Sekunden hatte er sich total verheddert. Das Lederseil umschlang seinen Hals, einen Arm, den linken Fuß gleich zweimal, und einer der Griffe war ihm schmerzhaft gegen die Nase geprallt.
    Tarzan lachte. »Für den Anfang sehr gut. Allerdings ist das eine andere Disziplin. Das nennt man Entfesselungskunst. Sollte da deine Begabung liegen? Versuchen wir’s nochmal.«
     
    »Was heißt wir?«, sagte Klößchen. »Ich bin doch das Opfer.«
    Aber jetzt erwachte sein Ehrgeiz. Und nach einer Weile gelang es ihm, über das Seil zu hüpfen, ohne jedes Mal auf die Nase zu fallen. Dabei prustete und schwitzte er.
    Während Klößchen hüpfte, quälte sich Tarzan mit einer speziellen Judo-Gymnastik, die alle Muskeln belastet und nur für durchtrainierte Sportler geeignet ist.
    Nach dem Duschen wollte Klößchen

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