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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Hügeln fliegen, sie überqueren und auf der anderen Seite gibt’s eine große Lichtung, Sie werden sie schon bemerken. Dort, am nördlichen Rand der Lichtung … das heißt, dort sehe ich ihn am häufigsten.«
    »Am häufigsten? Soll das bedeuten, dass er sich auch woanders aufhält?«
    »Nun … nein, nicht.«
    »Sind Sie sicher, dass er allein ist?«
    »Ich hab sonst niemanden gesehen.«
    Colloni erhob sich.
    »Danke. Ich werde Sie benachrichtigen, sobald ich die Sache erledigt habe.«
    »Darf ich wissen, wie hoch das Honorar ausfallen wird?«
    »Das Honorar?«
    »Genau.« Rosen benetzte die Lippen.
    »Wir werden Ihnen das Verrechnungskorn zukommen lassen.«
    Der Förster kratzte sich am Kopf, zuckte die Achseln und folgte dem Seligen in die Diele.
    »Verzeihen Sie mir bitte die Frage, aber – ist das eure normale Kleidung?«
    »Klar.«
    Colloni glitt langsam zu Boden und ließ den degoutierten Rosen im erleuchteten Quadrat des Eingangs hinter sich. Er sprang von der Plattform hinunter, noch ehe sie den Boden berührte, und lief zu seinem Stratoflieger.
    Den Ratschlägen des Försters folgend, verirrte er sich ein paar Mal, doch schließlich erreichte er die große Lichtung. Es war sechs vor drei.
    Colloni setzte den Stratoflieger am östlichen Ende der Lichtung auf und sprang rasch aus der Maschine. Er versteckte sich hinter einer Eiche, und hinter dem Baum hervor beobachtete er das Fluggerät, jetzt still und dunkel. Er wartete noch einige Minuten ab und ließ dann seine Freund-Seelen die Gegend durchforschen. Sie kehrten bald zurück, ohne etwas Verdächtiges – außer dem von keinen Tieren angerührten Kadaver eines alten Werwolfs – entdeckt zu haben. Colloni atmete tief ein. Ein kaum wahrnehmbarer Geruch des gebrannten Klass hing in der Luft. So wie es Rosen gesagt hatte, kam er vom nördlichen Rand der Lichtung herüber. Der Selige bekreuzigte sich und bespritzte sich mit dem Weihwasser aus einem silbernen Flakon, obwohl er damit riskierte, den Neosatanisten auf sich aufmerksam zu machen und ihn zu früh fortzujagen, wenn dieser inzwischen vom Scheitel bis zur Sohle satanisiert war. Colloni platzierte die Freund-Seelen um sich herum und rannte auf den nördlichen Teil der Lichtung zu. Er lief gegen den Wind, der einen immer stärker werdenden Geruch des Klass hertrieb. Colloni zog den Schwertgriff heraus und prüfte aus Gewohnheit die Einstellungen der einzelnen Umschalter mit den Fingerkuppen.
    An Ort und Stelle war er um 03:35 Uhr. Das Lagerfeuer war gelöscht, die Schutzhütte durch den letzten Sturm halb umgeworfen. Der Neosatanist schien keine Lust zu haben, sie zu reparieren. Es musste ein eher primitiver und unerfahrener Anbeter des Bösen sein, denn Colloni stieß auf keine bedingten Schutzflüche oder andere Barrieren. Lediglich einzelne Brocken alten geronnenen Bluts eines Neugeborenen sollten die Hütte vor ungebetenen Gästen beschützen. Mit einer jahrelang geübten Bewegung spannte Colloni die Muskeln seiner linken Hand an, und als aus jedem Nagel Laserstrahlen in die nächtliche Stille Schossen, kreuzten sie sich genau in dem Punkt, wo ein Blutsbrocken lag. Auf diese Weise brannte sich der Selige den Weg frei und eilte wie ein Gespenst in die Hütte.
    Der Neosatanist ließ sich aber nicht überraschen. Er war durch das andere Ende der Hütte unter einem Haufen aus Ästen und Reisholz ins Freie herausgekrochen und ging mit einem altertümlichen, aber zweifelsohne tödlichen Laser in der Hand hinter einem umgeworfenen Baumstamm in Deckung. Colloni schaffte es nur noch, mit seinem Fingerlaser die Rinde des Baumstamms zu verbrennen. Der Satanist hingegen begann sofort mit langen Serien zu feuern. Den Wald erschütterte der Waffenlärm.
    In der gleichen Nanosekunde übernahm das vegetative Nervensystem Collonis die Funktionen des peripheren und des Zentralnervensystems und das Gehirn, das zur Hälfte eine Maschine war, verwandelte ihn in einen Automaten. Die Muskeln und den Blutkreislauf überlastend, machte Colloni ein paar unvorstellbar schnelle Bewegungen. Zehn Geschosse, die einen Bunker aus dem 20. Jahrhundert problemlos dem Erdboden gleichgemacht hätten, rasten direkt auf den Seligen zu. Und jedes von ihnen traf auf die neutralisierende Klinge des Schwerts, die nach dem Druck auf einen der Opale am Griff auf die Länge von zweiundneunzig Zentimeter herausgefahren war. Lichtrikoschetts verschwanden pfeifend im Dunkel des Urwalds.
    Colloni nutzte die vorübergehende Ruhe, ließ die Klinge

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