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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Waldumgebung. Der entsprechend programmierte Autopilot brachte ihn über drei illegale Lagerfeuer. Doch außer der Verscheuchung der Touristen nützte ihm das nächtliche Gleiten über der Wildnis so gut wie nichts. Nachdem er sein Vertrauen in die Technik verloren hatte, überließ er alles seinem Instinkt. Er schaltete auf manuelle Steuerung um, und nach zwanzig Minuten eines Blindflugs in der Dunkelheit setzte sein Stratoflieger um 01:27 Uhr auf einem kleinen Landeplatz gleich neben dem rund sechs Meter über dem Boden schwebenden Forsthaus weich auf.
    Colloni ließ die gellende Alarmsirene seiner Flugmaschine aufheulen, womit er sicherlich das halbe Reservat aus dem Schlaf riss. Und Herrn Rosen.
    Der verdunkelte Kubus explodierte mit Licht, und aus unsichtbaren Lautsprechern krächzte es: »Was soll das, Kreuzhimmelgott?«
    Colloni brüllte seinerseits durch die Luftschalltrichter in den von Millionen von Schatten bedeckten Urwald hinein:
    »Herr Rosen …! Ich muss mit Ihnen reden! Sofort!«
    »Scheren Sie sich zum Teufel! Es ist halb zwei in der Nacht!«
    »Es ist dringend. Ich bin deswegen speziell aus Sydney hergeflogen. Ich bin von den Seligen Scharen.«
    »Was?«
    »Von den Seligen Scharen!«
    »Und … könnten Sie sich mir zeigen?«
    Colloni, der jetzt bedauerte, sich nicht vorher umgezogen zu haben, stieg aus seinem Statoflieger aus. Die Nadeln der Laser geringer Leistung mit breitem Suchradius schälten ihn aus der Dunkelheit heraus.
    »Sie … Sie sind von den Scharen?« Der Förster verschluckte sich bei seinem Anblick.
    »Hab doch schon gesagt! Ich muss mit Ihnen reden. Jetzt.«
    »Ähmmm …« Rosen zögerte. »Und das Zeichen?«
    Colloni zog die Plakette der Scharen aus der Tasche. Er hielt sie in einer ungeschützten Hand dem Licht entgegen und wurde dabei nicht getötet. Dies überzeugte den Förster endgültig.
    Aus dem kubusförmigen Gebäude fuhr eine kleine Plattform aus und Colloni betrat sie schnell, weil er fürchtete, der Förster könnte es sich noch anders überlegen. Die herrliche Illumination wurde plötzlich ausgeschaltet und für eine kurze Weile konnte Colloni nichts sehen. Doch schon bald gewöhnte das Gehirn seine Augen an die Dunkelheit und dann wieder ans Licht, denn die kleine Plattform fuhr geräuschlos ins Innere des Forsthauses zurück.
    Herr Rosen war äußerst misstrauisch und wartete in der mit zahlreichen uralten Geweihen geschmückten Diele mit einem Rost ansetzenden Laser in der Hand. Er gab sich keine Mühe, ihn zu verbergen, was wegen der Größe der altertümlichen Waffe sowieso ziemlich schwierig gewesen wäre. Er führte Colloni in ein kleines Zimmer voller Pelze, die ebenso verblichen waren wie die Jacke des Seligen, und setzte sich in einen tiefen Sessel, mit der schussbereiten Waffe in Bereitschaft.
    »Sie möchten mit mir reden«, sagte er.
    »Stimmt. Vor anderthalb Jahren haben Sie die Beseitigung eines Neosatanisten beantragt.«
    »Genau. Und – der Teufel soll euch alle holen! – seitdem ist niemand von euch erschienen!« Der Förster schmetterte mit seiner riesigen Faust gegen die Armstütze des Sessels, die gefährlich knackte. Er war ein kleines, affektiertes Männchen mit riesigen Fäusten und erdfarbenem Teint. »Ist das eure Art, die Kunden zu behandeln?!«
    Die Schlange der Antragsteller wurde bei den Seligen Scharen nie kürzer, und obwohl sie ständig neue Kräfte anwarben, konnten sie die Anträge nicht termingerecht bearbeiten. Sie schafften es einfach nicht und Schluss.
    »Herr Rosen …!« Collonis Stimme klang vorwurfsvoll. »Sie sehen doch, dass ich mich hierher bemüht habe.«
    »Ich zahle euch doch dafür! Er hat sich hierher bemüht! Mitten in der Nacht!«
    »Herr Rosen!« Colloni spürte, wie der Ärger in ihm aufstieg. »Ich bin nicht hierher gekommen, um mir Ihre Klagen anzuhören. Entweder helfen Sie mir, oder ich werde mich einer anderen Angelegenheit woanders zuwenden.«
    Rosen blickte ihn misstrauisch an.
    »Helfen? Was verstehen Sie darunter?«
    »Na … ich muss doch wissen, wo er sein Versteck und ob er Komplizen hat …«
    »Ach so, darum geht’s. Das kann ich Ihnen sagen«, beruhigte sich der Förster. »Sie haben aber doch nicht vor, ihn jetzt in der Nacht zu jagen, oder?«
    »Und warum nicht?«
    »Tja … Also, wenn Sie von hier aus südwärts fliegen, stoßen Sie auf ein kleines Flüsschen, und weiter gibt’s ein kleines Tal, dann wieder ein kleines Flüsschen und einen Bach. Sie müssen entlang des Bachs bis zu den

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