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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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heute Nacht alles über die Goldene Galeere wissen.«
    »Dann lass mich jetzt dir etwas sagen. Die Goldene Galeere nähert sich inzwischen mit fünfzehnfacher Lichtgeschwindigkeit und schiebt einen drei Parsec langen Zeitwall vor sich her. Sie rast direkt auf uns zu. Dieser Feigling Glas hat die gesamte Flotte in Alarmbereitschaft versetzt. Der Chef des Geheimdienstes hängt ununterbrochen in meiner Leitung. Könntest du mir bitte verraten, was ich ihm während dieser dreizehn Stunden, als du nicht da warst, hätte sagen sollen, wo ich selbst nicht wusste, ob du noch am Leben bist?«
    »Irgendetwas hast du ihm aber gesagt«, bemerkte Colloni, nicht ohne Recht zu haben.
    »Raus mit dir!« Radiwill brüllte so laut nur selten. »Raus mit dir! Verschwinde! Nimm deinen stinkenden Teufel mit und verschwinde von hier! Du bist kein Seliger mehr! Ich werde zusehen, dass der Papst dich noch in dieser Woche mit einem Bannfluch belegt!«
    Colloni verließ die Kantine mit einem ironischen Gesichtsausdruck. Es war nicht das erste Mal, dass der Erzengel ihn aus den Scharen rausschmiss. Nach zwei, drei Tagen pflegte dann ein zerknirschter Bote von Radiwill zu erscheinen und ihn, während seine Augen unruhig hin und her schwenkten, um die Rückkehr in die Reihen der Seligen zu bitten. Bereits nach einigen Stunden wurde nämlich allen klar, wie unersetzlich Colloni war. Die Abteilung für Sonderaufträge hatte ohne ihn praktisch keine Existenzberechtigung. Zum Teil war dies das Verdienst seiner treuen Mitarbeiter, zum Teil aber sein eigenes. Es gab also keinen Grund zur Beunruhigung.
    Colloni lächelte seine Mitarbeiter entschuldigend an und stieg durch die Notgleitbahn eine Etage höher. Eigentlich lächelte er immer, wenn er nicht allein war. So wie er es erwartet hatte, befand sich der Neosatanist im Raum 657938 noch im Schockzustand. Der Selige nahm ihn auf der Güterschwebeplattform in den Hangar für private Stratoflieger, verstaute ihn im hinteren Teil der Maschine und flog zu seiner Festung.
    Sie lag auf einer ins Meer vordringenden Landzunge, die mit einem AIDS IV-Fluch belegt war. Der Stratoflieger steuerte aus einem großen Anflugbogen heraus direkt in die Landehöhle am Abgrund hoch über den schäumenden Wellen. Das Gehirn des Lebensaussaugers erkannte in der Anordnung der Atome Colloni wieder und ließ ihn passieren, indem er seine Fühler zurückzog.
    Colloni übergab den Gefangenen dem Wächter und ließ ihn im Bußsaal einsperren. Er selbst begab sich in den Kommunikationsraum. Während er seine Lippen zu einem Lächeln formte, rief er den Nebel von Lottina herbei. Er musste nicht lange warten. Hinter den Schwaden tauchte gegenüber der Konsole die Gestalt von Kaa hervor …
    »Ach, du bist es, Colloni.« Aus einem unerklärlichen Grund sprachen sie ihn immer nur mit seinem Nachnamen an. »Du bist wieder rausgeschmissen worden? Mit dir kann man’s einfach nicht aushalten.«
    »Vor einer halben Stunde hat’s mir schon Radiwill gesagt.«
    »Ich kann ihn sehr wohl verstehen. Aber, du hast wohl nicht deswegen geklopft, um deinen Charakter zu bemitleiden?«
    »Genau. Ich habe ein Problem. Es geht um einen bedingten Fluch. Du spezialisierst dich darauf, nicht wahr?«
    »Kann man so sagen …«
    »Na also. Es geht mir um einen Fluch, nicht zeitgebunden, in einen Gegenstand gebannt, automatisch mit Zielerfassung. Für eine Seele. Etwas Besonderes. Die Bedingung werde ich selbst einbauen. Um ehrlich zu sein, geht es um das Gerüst eines selbst ausführbaren Fluches, allgemeine Regeln und eine Strafe. Die Strafe besteht im Entzug der Buße. Der Fluch muss stark bedingt sein, denn der Verdammte wird ein Neosatanist sein.«
    »Du bin wohl nicht bei Sinnen«, knurrte Lottina, während sie sich mit den Fingern immer wieder durch ihr violettes Haar fuhr.
    »Das Gleiche hat gestern McSonn gesagt.«
    »Also hat nicht nur Radiwill etwas, das man eventuell Gehirn nennen könnte.«
    »Schon möglich …« Colloni winkte ab. »Wann wird der Fluch fertig sein?«
    »Ich kann mich nicht erinnern, Ja gesagt zu haben.«
    »Wann wird der Fluch fertig sein?«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Christ! Es ist mein so ernster Ernst, dass du dich wundern würdest, wenn du hier wärest.«
    »Der Schlag soll’s holen. Wenn du dir schon etwas in den Kopf gesetzt hast …«
    »Also?«
    Sie erhob sich vom Wasserbett und begann ihren Salon auf- und abzuschreiten. Der Nebel folgte ihr und ließ neue Ausschnitte des Wohnsitzes von Kaa in Erscheinung

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