Auf der Straße nach Oodnadatta
mit der Nacht verschmolz.
Dann stieg er zurück auf den Tisch und benutzte den Schlüssel, um die Wunde zu schließen. Er achtete darauf, den umhertastenden Händen auszuweichen und drückte sie hinter das Gefüge zurück. Das Loch schloss sich langsam, und der karmesinrote Fleck, der es umgab, verblasste. Schließlich war die Wunde geschlossen, nur eine kaum erkennbare Narbe blieb zurück.
Er holte mehrmals tief Atem und presste sich gegen die Rückenlehne des Stuhls. Er war beinahe zum Narren gehalten worden – ihn schauderte, als er sich vorstellte, was alles hätte passieren können. Nahmen seine Kräfte ab? War er schon zu lange hier? Er schüttelte den Kopf. Allein der Umstand, dass ihm solche Gedanken kamen, deutete darauf hin, dass hier ein Problem vorlag.
Er griff nach unten, um dem Mann in seinen Stuhl zurück zu helfen, und wandte sich dann der Frau zu. Sie waren natürlich beide benommen, ebenso wie die Zuschauer, ihr Bewusstsein war vom Riss im Gefüge getrübt. Und doch würde, wie immer, sich etwas hartnäckig in ihrem Bewusstsein halten, etwas von dem dunklen Grauen würde in ihre Träume einsickern, als sich eine neue Wunde in ihrer Psyche öffnete.
»Nimm die Hände von mir, du Perversling.«
Anton fuhr zusammen. Was stimmte mit ihm nicht? Er hatte sich zu viel Zeit gelassen, um der Frau aufzuhelfen.
»Tut mir Leid«, murmelte er und wich vor ihr zurück.
Er ließ seine Augen den halbverschwommenen Blick annehmen, der andere ermunterte, ihn nicht anzusehen.
Anton ging weiter und drehte sich erst um, als er in sicherer Entfernung war. Über den Köpfen des Pärchens zeigte sich noch immer ein schwaches rotes Glühen. Offenkundig würden sie auch in Zukunft eine Schwachstelle bilden.
Bleibt weg von hier, formte er im Kopf. Oder kommt mit euren Problemen zu Rande.
Er setzte sich, den Rücken an ein Gebäude gelehnt, und musterte die Fitzroy Street. Es wäre außergewöhnlich, wenn es in dieser Nacht zu einem weiteren Durchbruch käme, aber er ging keine Risiken ein. Das Paar, welches die Ursache des Bruches gewesen war, ging schließlich, und es blieben nur die üblichen schwachen Flecken der Süchtigen und Psychos, welche die Straße mit Punkten überzogen.
Erst früh am Morgen kam er zu dem Schluss, dass es sicher genug wäre, um seine Nachtwache zu beenden. Die letzten der jungen, von Ecstasy aufgeputschten Nightclubber strömten noch immer auf die Straße heraus und nippten an Wasserflaschen, als er von der Fitzroy Street abbog.
Als er sich seiner Hintergasse näherte, sah er, dass Sasha sich ihm aus der entgegengesetzten Richtung auf ihren unmöglich hohen Stöckelschuhen näherte. Es sah beinahe so aus, als hätte sie es darauf angelegt, die Ecke gleichzeitig mit ihm zu erreichen.
»Hast du gefunden, was du heute Nacht gesucht hast, Andy?«, fragte sie.
Anton fuhr unwillkürlich mit dem Kopf zurück.
»He«, sagte Sasha, »diesmal habe ich eine Reaktion erreicht.« Sie berührte spielerisch Antons Arm.
Er zuckte zurück – die Spannung, die ihn durchfuhr, ließ ihn nach Luft schnappen.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie und ging neben ihm her, trotz seines Bemühens, seine Schritte zu vergrößern. »Selbst für deine Verhältnisse siehst du ein bisschen merkwürdig aus.«
»Bitte berühre mich nicht mehr«, sagte Anton.
Sasha lachte. »Ich habe eine ähnliche Regel«, sagte sie, »keine Küsse.« Sie schwieg für einen Augenblick. »Du hattest keine gute Nacht, nicht wahr, Andy?«
Anton schüttelte den Kopf.
Sie gingen schweigend mehrere Schritte, Sashas hohe Stöckel klapperten auf dem Gehsteig.
»Möchtest du einen Kaffee oder so etwas?«, fragte sie schließlich mit einem leisen Zittern in der Stimme.
»Nein«, sagte Anton und fügte ein rasches »Danke« hinzu.
Sasha hatte die verrostete Tür ihres Haus erreicht. »Letzte Chance, Andy.«
Anton wusste, dass er einfach bis zu seiner Wohnung weitergehen sollte. Schüttle bloß den Kopf und geh weiter. Sieh sie nicht an.
Er schaute sie an und war plötzlich gebannt, als er ein Rinnsal von Blut aus ihrer Nase laufen sah.
»Du hast auch keine gute Nacht gehabt, nicht wahr?«, sagte er.
Sasha wischte sich verlegen das Blut ab. »Wie wäre es … wenn du bloß für einen Kaffee heraufkommen würdest. Ich rede bloß eine Weile mit dir. Ich verlange nichts von dir. Du brauchst nur zuzuhören.«
Anton zögerte.
Sashas Augen schienen zu bitten. »Ich hasse es, nach einer Schicht allein zu sein.«
Anton nickte.
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