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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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zweiten Versuch, einem Nachtwächter den Schlüssel zu entreißen.
    Und doch …
    Und doch versuchte es der Erzgrimm von neuem. Seine Umrisse verschwammen. Ich kann es nicht glauben. Nicht schon wieder. Anton blickte sich in Panik um. Das war ein Fehler. Er hätte nach der Wache wie immer in seine Wohnung gehen sollen.
    Der Erzgrimm sprang erneut. Anton schlug neuerlich los, aber er dämpfte nur den Aufprall, als die beiden aufs Neue zusammenstießen und die Kette aufs Neue in seinem Nacken einschnitt.
    Anton rollte sich mehrmals ab, dann richtete er sich gebückt neben dem Seitenzaun auf. Er griff unbeholfen nach dem Schlüssel, und Panik durchzuckte ihn scharf, ehe er erkannte, dass er noch immer da war.
    Er atmete heftig ein und blickte sich um. Der Erzgrimm hatte Schmerzen, stand aber langsam auf. Er versucht es noch einmal – ich weiß es genau.
    Gedanken rasten ihm durch den Kopf. Der Versuch, einem Erzgrimm davonzulaufen, grenzte an Wahnsinn, daher kam der Versuch nicht infrage, sich in seine Wohnung zu retten.
    Zerbrich dir den Kopf. Du hast nur ein paar Sekunden. Er streckte die Hand aus und befühlte seinen Nacken, und als er seine Finger anblickte, sah er, dass sie voller Blut waren.
    Der Erzgrimm hatte beinahe wieder seine Angriffsposition eingenommen. Antons Augen huschten umher, er suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Die Tür zu Sashas Haus stand noch immer offen. Das war seine einzige Hoffnung.
    Er stand auf.
    Die Beine zitterten ihm, aber er zwang ein zuversichtliches Lächeln auf seine Lippen.
    »Du glaubst, du hast ihn schon, nicht wahr?« Er hielt ihm den Schlüssel wie eine Opfergabe hin, um ihn zu verspotten.
    Bitte mach, dass es funktioniert.
    »Du bildest dir ein, du wirst das an dich reißen und die Wunden für den Angriff öffnen?«
    Es blieb nicht viel Zeit. Der Erzgrimm verschwamm schon.
    »Du warst schlau, nicht wahr. Superschlau. Mich so einzufangen.« Er löste die Kette um seinen Hals und umschloss sie mit der Faust, sodass der Schlüssel wie ein winziges Messer daraus hervorstand.
    Der Erzgrimm schien einen Augenblick zu zögern.
    »Ja, das ist unser letzter Zusammenprall«, sagte Anton und spannte die Muskeln an, »aber er wird nicht so verlaufen, wie du dir das vorgestellt hast.«
    Er stürzte auf den Erzgrimm los, als dieser gerade in Vorbereitung auf den Anprall verschwamm.
    Jetzt.
    Anton veränderte mitten in der Bewegung die Richtung und stürzte auf die offene Tür los. Er landete auf dem Boden und stieß die Tür zu.
    »Was ist geschehen?« Sasha eilte zu ihm hin. »Was ist mit deinem Hals? Du blutest ja.«
    Er zuckte zusammen, als sie ihn berührte. »Geh weg!«
    »Ich verstehe nicht, was geschehen ist. In einem Augenblick stürzt du zur Tür hinaus und im nächsten …«
    »Lass mich in Ruhe, bitte.«
    »Nein, los, hier zur Couch herüber. Ich wasch dir das Blut ab.«
    Er wollte sich zuerst losreißen, aber dann ließ er es zu, dass sie ihm zur Couch half.
    Es klopfte an der Tür.
    »Mach nicht auf!«, schrie Anton. »Was immer du tust, mach nicht auf!«
    »Aber sie ist nicht abgesperrt. Möchtest du, dass ich sie versperre?«
    »Nein, geh nicht zur Tür! Es kann nicht herein, außer der Besitzer öffnet sie.«
    »Was? Das klingt mir sehr nach Aberglauben.«
    »Nein, ich warne dich, das Schlimmste auf der Welt, was du tun kannst, wäre diese Tür zu öffnen.«
    »Das Schlimmste auf der Welt?« Sasha blickte ihn merkwürdig an und verschwand dann im Bad. Sie kam bald darauf mit einem Tuch heraus und drückte es sanft auf Antons Nacken.
    »Wo ist die Kette?«, wollte sie wissen.
    Anton riss den Kopf zurück. »Warum fragst du mich das?«
    »Entschuldigung, Andy. Es sieht so aus, als hättest du den Abdruck einer Kette hier im Nacken – so als hätte jemand daran gezogen, während du sie trugst.«
    »Genau das ist passiert.«
    Das Pochen an der Tür wurde drängender.
    »Hör mal, Andy. Du brauchst mir nichts sagen, aber du kannst von mir nicht erwarten, dass ich nicht frage. Wer ist da draußen?«
    Sie hörte zu tupfen auf und blickte zur Tür hin.
    »Bitte mach nicht auf«, sagte er.
    »Schon gut, schon gut. Du glaubst wirklich, sie würden nicht hereinkommen, obwohl die Tür gar nicht versperrt ist.«
    Anton schüttelte den Kopf. »Versuch’s doch. Lade sie ein.«
    »Was?«
    »Los – du musst mir glauben.«
    »Okay, Andy.« Sie hob die Stimme. »Kommt herein. Die Tür ist offen.«
    Das Klopfen hörte auf.
    Dann Schweigen.
    Dann nichts.
    »Jetzt jagst du mir wirklich

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