Auf der Straße nach Oodnadatta
einer von ihnen?«
»Ja und nein. Meine Wache besteht darin … nach Wunden in … Ausschau zu halten. Ich kann es nicht erklären … Es gibt eine immerwährende Bedrohung, die nur die Vigilanten wahrnehmen. Ich kann Schwachstellen im Gefüge sehen. Ich sorge dafür, dass sie sie nicht öffnen und die Horden durchlassen.«
»Horden?« Sasha erschauerte. »Also gibt es viele wie dieses Ding da draußen.«
»Du würdest nicht glauben, wie viele.«
»Und sie versuchen in unsere Welt … zu gelangen … wie jenes Ding versucht, in mein Haus einzudringen?«
»So etwas in der Art.«
»Versuch noch mal, dich zu bewegen.«
Anton stöhnte. »Ich schaffe es nicht.«
»Also gut – du führst deine Patrouillen immer nur in der Nacht durch, nicht wahr? Kommt es nicht auch tagsüber zu den Wunden?«
»Nein.«
»Aber es ist jetzt draußen Tageslicht, und das Ding ist noch immer da.«
»Es ist ein Erzgrimm. Sie sind weit mächtiger als die meisten. Tageslicht schwächt sie, aber sie sind auch tagsüber sehr gefährlich. Ich hatte nie einen, der so durchbrach wie dieser.«
»Worauf ist er aus?«
»Mich umzubringen – und das an sich zu bringen.« Anton berührte den Schlüssel auf seiner Brust. »Und dann die Wunden aufzumachen und sie hereinzulassen.«
»He, du musst dich bereits erholt haben.«
Anton bewegte mit Anstrengung die Finger. »Ja, aber ich fühle unterhalb meiner Hüften noch immer nichts.«
»In Ordnung – schwächt das Tageslicht sie oder jedes Licht?«
»Warum?«
»Kannst du mir meine Frage nicht einfach beantworten.«
»Jedes Licht … denkst du an das Sensorlicht vorne?«
»Ja.«
»Das würde sie für einen Augenblick betäuben, dann träge machen – aber wie hilft uns das?«
»Ich hatte gehofft, du könntest es mir sagen.«
»Der Sensor schaltet sich während des Tageslichts sowieso nicht ein, nicht wahr?«
»Nein.«
»Und es bleibt nur ein paar Sekunden an, daher verstehe ich nicht …«
»Schau, Andy.« Sasha fasste ihn am Arm. »Dieses Sensorlicht springt jedes Mal an, wenn wir einen Stromausfall haben.«
»Also brauchen wir nur auf einen Stromausfall zu hoffen.«
»Nein, Andy. Wenn wir die Sicherungen ein- und ausschalten, hat das denselben Effekt.«
»Wirklich?«
»Ja.«
»Ich … ich glaube nicht …«
»Nein, hör zu. Ich bin sicher, dass das Sensorlicht an bleibt.«
»In Ordnung. Wo ist die Hauptsicherung?«
»In dem Zählerkasten knapp außerhalb der Eingangstür.«
Das Pochen am Fenster setzte wieder ein. Diesmal lauter. Die Temperatur nahm zu, als die Sonne draußen herunterbrannte und das Feuer Wärme in das Zimmer abstrahlte. Anton sah Schweißtröpfchen auf Sashas Oberlippe.
»Er wird das Glas zerbrechen«, sagte Sasha. »Oder etwa nicht?«
»Vielleicht.«
»Was passiert dann?«
»Er kommt herein.«
»Selbst wenn wir ihn nicht einladen?«
»Wenn es keine körperliche Schranke gibt, wird er einfach hereinspazieren.«
Sasha schüttelte es, als sie auf die vorgezogenen Vorhänge blickte. Das Pochen schien noch lauter zu werden.
»Das Sensorlicht wird ihn betäuben, nicht wahr?«
»Ja, aber ich kann noch immer bloß den Arm bewegen. Ich werde nicht imstande sein, den Vorteil zu nutzen.«
Sasha schwieg einen Augenblick, dann sagte sie: »Nein, aber ich könnte es.«
Anton starrte sie ungläubig an, als er erkannte, dass sie auf den Schlüssel um seinen Hals schaute.
»Du weißt nicht, was hier auf dem Spiel steht«, sagte er.
Das Pochen schien durch das Zimmer zu hallen, es wurde von den Wänden hin und her geworfen wie ein rasender Herzschlag.
»Sag mir nur, was zu tun ist«, sagte Sasha.
Anton spürte, wie die Hitze um ihn wallte. Er versuchte verzweifelt, seine Beine zu bewegen, aber sie wollten nicht reagieren. »Es muss einen anderen Ausweg geben.«
»Los, Andy, sag mir, was ich tun muss.«
»Nein – es ist verrückt. Du wirst sterben.«
Die beiden starrten sich reglos an. Bis sie das Zerspringen von Glas hörten.
»Scheiße, Andy, uns bleibt keine Zeit mehr.«
»In Ordnung – hier, nimm ihn. Du musst den Schlüssel in seine Stirn drücken. Dreh ihn gegen den Uhrzeigersinn. Vergiss es nicht. Gegen den Uhrzeigersinn.«
Sasha nahm die Kette und zuckte zusammen, als sie den Schlüssel berührte. »Wie lange muss ich ihn drehen?«
»Solange du kannst.«
Das Geräusch von noch mehr brechendem Glas erfüllte das Zimmer.
Sashas Gesicht war plötzlich von einem Schweißfilm bedeckt. Sie rannte zur Tür und wagte es kaum, auf die dunkle Hand zu
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