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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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doch tatsächlich ganz vergessen hatte.
    Ich hatte ihnen gesagt, dass ich, den Namen Innamincka nahm ich wohlweislich nicht in den Mund, weiter unten am Cooper Creek auf Aboriginals gestoßen war, die mir einen recht kriegerischen Eindruck gemacht hätten. Sie quittierten das mit einem bestätigenden Kopfnicken und erklärten dann, dass viele Horden Wilder hier durchzögen, da der Cooper Creek die einzige permanente Wasserquelle in der Gegend sei, aber man vor ihnen keine Angst zu haben bräuchte. Dabei deuteten sie auf ihre immer bereit liegenden Waffen. Schwieriger war allerdings ihre Frage zu beantworten, wo ich hinwollte. Um dieses Thema, dem ich versuchte aus dem Weg zu gehen, da ich mir noch keine Gedanken gemacht hatte, außer mich ihnen auf dem Weg zurück in die Zivilisation des neunzehnten Jahrhunderts anzuschließen, drehte sich am ersten Abend immer wieder das Gespräch. Ich hatte schon bald den Eindruck, sie befürchteten, ich könnte ihnen den Entdeckerruhm streitig machen. Ich glaubte mich auch zu erinnern, dass dabei wohl eine nicht unerhebliche Geldprämie mit im Spiel war, die eine Geographische Gesellschaft für die erste Süd-Nord Durchquerung des Kontinents ausgesetzt hatte. Ein paarmal kam das Gespräch auch auf Birdsville, wobei ich so gut wie möglich versuchte, die Lage des noch nicht existierenden Ortes zu verschleiern und mich herauszureden, aber Perdy und Jonathan hatte in dieser Beziehung ein viel zu gutes Gedächtnis. Deshalb reduzierte ich Birdsville zu einem Wasserloch, was ja nicht falsch war. Eigentlich lag die Stadt ja am Diamentina River, doch wie hätte ich ihnen meine Kenntnisse von einem weitgefächerten Flusssystem im Inneren Australiens erklären können?
    Die neugierigen Blicke, die Brahe und seine Gefährten auf die mit der Plane abgedeckte Ladefläche meines Wagens warfen, ignorierte ich. Vielleicht fielen mir ja über Nacht ein paar gute Erklärungen für meine Gasflaschen, den Gaskühlschrank und ein paar weitere Kleinigkeiten wie Taschenlampe, Batterien, Dosenbier, Gemüse- und Fischkonserven sowie die Munition für mein Gewehr ein. Fast alles, was ich bei mir hatte, wäre einem einigermaßen hellen Zeitgenossen nicht erklärbar gewesen, doch ich hoffte, dass diese vier Männer so weit von der Zivilisation entfernt waren, um dieser alles zuzutrauen.
    Als Jonathan daranging, das Abendessen zuzubereiten, erfuhr ich, dass es um ihre Vorräte nicht allzugut bestellt war und sie schon lange auf die Ankunft von William Wright warteten, der mit frischem Proviant aus Menindee kommen sollte. Sie hatten noch einen Sack Mehl, Öl, etwas Reis und eine kleine Kiste Schiffszwieback, aber der war, wie man mir versicherte, nur zu genießen, wenn man ihn in Wasser auflöste. Außerdem noch ein paar Kilo Zucker und getrocknetes Fleisch. Die Teevorräte wurden schon so gestreckt, dass das Wasser kaum eine Färbung und noch weniger Geschmack annahm. Man trocknete die verwendeten Blätter in der Sonne und erreichte damit drei Aufgüsse aus einer Ration. Ansonsten trank man das Wasser des Cooper Creek, das man in einem beständig über dem Feuer brodelnden Kessel abkochte und selbst dann verlor es kaum seine braune Färbung. Wenn die drei Glück hatten, dann gelang es ihnen, ein Känguru zu erlegen und damit den Speiseplan aufzubessern. Versuche von Perdy, den Speisezettel mit Fischen aus dem Cooper Creek anzureichern, waren genauso gescheitert, wie sich die reichlich vorhandenen Vögel als ungenießbar erwiesen hatten.
    An diesem ersten Abend gab es Reis und Reste von Kängurufleisch, die ich aber ablehnte, da das Tier vor einigen Tagen geschossen worden war und ich mir gut vorstellen konnte, wie die Fliegen schon den Platz für ihre Nachkommenschaft darin bereitet hatten. Ich begnügte mich auch mit dem fast geschmacklosen Tee und beschloss, mir am nächsten Tag einen genauen Überblick über meine Vorräte zu verschaffen.
    Am nächsten Morgen weckten mich das Klappern der Töpfe und die Geräusche der Männer auf, die einem weiteren, langweiligen Tag in der Wildnis entgegensahen. Ein schon seit über hundert Tagen immer gleicher Ablauf. Unterbrochen erst durch meine Ankunft, die etwas Abwechslung brachte. Mir war es noch gelungen, ganz unauffällig das Datum zu erfahren. Wenn sie sich nicht erheblich verrechnet hatten, aber dafür gab es eigentlich keinen Grund, dann schrieb man den elften April 1861. Plus oder minus von vielleicht einem, höchstens zwei Tagen. Es waren also noch zehn

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