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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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und deutete auf den Kühlschrank.
    Ich hatte es befürchtet. »Das ist meine Lebensmittelkiste«, antwortete ich und zur Bestätigung klappte ich den Deckel auf. Er trat näher heran und betrachtete die Konstruktion genau. Sein Blick fiel auf die Plastikbehälter mit dem Käse, dem Schinken, der Wurst und der Margarine. Zum Glück hatte ich die Bierdosen, die sich darin befunden hatten, gleich in meiner Reisetasche versteckt, wo sie vor einer Entdeckung wohl ziemlich sicher waren. Gemüsekonserven kann man ja noch einigermaßen erklären, aber wie sollte ich den Leuten klarmachen, was Dosenbier war. Ich ließ es lieber nicht darauf ankommen. Brahe nickte und schien sich über die Behälter aus dem eigenartigen Material nicht weiter zu wundern. Wahrscheinlich trauten sie mir inzwischen ziemlich viel, bestimmt aber zu viel, zu.
    Diese vier Männer hier waren sicher nicht in der Lage, die absolute Unmöglichkeit dieser Dinge in ihrer Zeit zu erkennen. Englands Manufakturen waren einen halben Erdball weit entfernt und bis wir in Melbourne wären, gäbe es schon längst keine Beweise mehr für diese Dinge. Ich wollte mich sowieso bei der ersten Gelegenheit aus dem Staub machen, aber das lag noch in weiter Ferne. »Wie gehts eigentlich deinem Kopf?«, fragte ich, nicht nur um einen Versuch zu unternehmen, ihn von meiner Ausrüstung abzulenken. Doch Brahe ging nicht darauf ein.
    »Und das ganze Zeug hast du von England herübergebracht?«, fragte Brahe und machte eine unbestimmte Geste, die meine Habseligkeiten sowie den Wagen einschloss.
    »Ja!«, gab ich einsilbig zurück.
    »Und du bist ganz alleine hier in diese Einöde gezogen, um es zu testen, wie du sagst?«
    »Ja.« Mir fiel auf, dass dies ziemlich unwahrscheinlich klang, aber zumindest in diesem Punkt konnte ich nicht von meiner einmal gewählten Darstellung abweichen.
    »Wovon wolltest du leben, wenn deine Vorräte verbraucht sind. Du hast nur ein bisschen Reis, ein paar Nudeln und deine Dosen. Das reicht doch nicht länger als ein paar Tage. Was dann?«
    In dieser Beziehung war Brahe wirklich nicht dumm. Wenn jemand Mitte des neunzehnten Jahrhunderts ins Innere Australiens zog, dann hatte er zentnerweise Vorräte dabei und spätere Expeditionen führten sogar Vieh mit. Burke hatte darauf verzichtet, da das Vieh die Reisegeschwindigkeit extrem verlangsamte und zudem das Problem der Wasserversorgung noch größer werden ließ. Dass dies eine falsche Entscheidung gewesen war, wusste zu diesem Zeitpunkt nur ich. Meine geringen Vorräte, gemessen an den Vorstellungen Brahes, waren mehr als genug für das ausgehende zwanzigste Jahrhundert, wenn man sich sozusagen an jeder Ecke neu eindecken konnte. Brahe schaute mich erwartungsvoll an. Ich war ihm eine Antwort schuldig.
    »Meine Vorräte reichen sicher für knapp eine Woche«, erklärte ich, »und bis Menindee brauche ich mit meinem Wagen nicht mehr als vier Tage. Ich wollte dorthin und dann weiter nach Melbourne.« Es war nicht ganz falsch, was ich ihm da auf die Nase band, doch erstens war ich mir nicht sicher, ob ich die gut siebenhundert Kilometer nach Menindee in vier Tagen geschafft hätte und zweitens reichte mein Sprit bestenfalls für die Hälfte der Strecke. Doch auch das konnte Brahe nicht wissen. Sein erstaunter Gesichtsausdruck wunderte mich nicht, hatten er, Burke und die anderen mehr als einen Monat von Menindee bis zum Cooper Creek gebraucht und auf Wright, der den Nachschub von dort heranführen sollte, warteten sie jetzt schon über zwei Monate.
    »Von hier bis Menindee in vier Tagen? Das ist unmöglich«, stellte er kategorisch fest. Und gleichzeitig trat ein Leuchten in sein Gesicht. »Dann könnten wir ja nach Menindee fahren und neue Vorräte holen und wären in einer Woche wieder hier.«
    Ich hatte es befürchtet. Wie mein Wagen tatsächlich angetrieben wurde, hatte ich mir natürlich nicht die Mühe gemacht zu erklären, wozu auch, sie hätten es bestimmt nicht verstanden. »Im Prinzip schon«, räumte ich zögernd ein. Es war zum Verrücktwerden. Warum konnte ich nicht einfach sagen: Leute ich komme aus der Zukunft, ich bin hier gestrandet, habe keine Ahnung warum und wieso, aber so ist es nun einmal. Natürlich habe ich ein paar Sachen bei mir, die ihr nicht kennt, trotzdem bin ich ziemlich hilflos. So aber musste ich mir immer neue Begründungen für augenscheinliche Widersprüche einfallen lassen.
    »Was heißt das: im Prinzip schon?«, wollte Brahe wissen und warf mir einen misstrauischen

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