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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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zusammenzucken ließ, stieg eine Wolke weißen Wasserdampfs auf.
    Einer der Abos erhob sich, seine Waffen blieben dort liegen, wo er gesessen hatte. Er trat ein paar Schritte auf uns zu und begann zu sprechen. Keiner von uns verstand auch nur ein Wort davon. Völlig unvermittelt brach sein Redefluss ab, und er blickte uns wohl in Erwartung einer Antwort an.
    »Ihr bleibt, wo ihr seid«, wies uns Brahe an und trat seinerseits einen Schritt vor. Dann redete er auf den Abo mit derselben Selbstverständlichkeit auf Englisch ein, wie dieser es in seiner Sprache mit uns getan hatte. Ich schüttelte unmerklich den Kopf. Das konnte zu nichts führen. Mit vielen Worten erklärte Brahe ihm, wer wir wären und was wir hier täten. Es war so gut wie gewiss, dass der Abo nichts davon verstand. Als Brahe geendet hatte, stand die Partie sozusagen unentschieden. Wir waren keinen Schritt weiter gekommen. Doch der Abo gab nicht auf. Wieder begann er auf Brahe einzureden, doch diesmal verharrte er nicht in seiner starren Haltung wie beim erstenmal, sondern gestikulierte heftig in Richtung meines Wagens. Was er damit allerdings ausdrücken wollte, blieb unklar. Brahe versuchte, den erneuten Redefluss zu unterbrechen und dem Abo mit Gesten zu verstehen zu geben, dass er nichts verstand.
    »Was wollen die nur?«, fragte Jonathan niemanden bestimmtes. Ich zuckte die Achseln. So viel war allerdings klar, es ging um meinen Wagen. Ich nahm all meinen Mut zusammen, vergrub meine zitternden Hände in den Hosentaschen und stand langsam auf. Ganz vorsichtig, damit unsere Besucher aus meinen Bewegungen keinesfalls eine Bedrohung ableiten konnten, ging ich zu Brahe und dem Abo hinüber, die sich unschlüssig und ratlos gegenüberstanden.
    »Es geht wohl um meinen Wagen«, krächzte ich mit rauer Stimme.
    »Glaube ich auch«, gab Brahe zurück. »Doch was er will, ist mir völlig unklar.«
    »Habt ihr schon vorher Kontakt mit Abos gehabt?«
    »Ja, ab und zu haben wir welche gesehen, aber sie sind nie zu uns gekommen. Und wir haben sie auch in Ruhe gelassen. Mit ihnen ist sowieso nichts anzufangen. Und hinterhältig sind sie auch. Besser man geht ihnen aus dem Weg. Das sind doch nur Wilde. Am besten man treibt sie in den Busch zurück.«
    Damit war die Einschätzung der Abos durch die weißen Herren eines Kontinents, von dem diese nicht mehr als ein paar Küstenstriche kannten, deutlich gemacht. Ich zweifelte in diesem Moment nicht daran, dass Brahe, wenn die Überlegenheit seiner Leute gewährleistet gewesen wäre, mit unseren Besuchern kurzen Prozess gemacht hätte. So aber war er vernünftig genug, abzuwarten. Was die Abos wollten, stand in den Sternen. Ihr Wortführer, oder Anführer, oder was immer der mir kaum bis zum Hals reichende tiefschwarze Mann war, begann wieder einen Schwall von Worten von sich zu geben, auf den Brahe und ich mit für ihn hoffentlich interpretierbaren Gesten des Nichtverstehens reagierten. Er deutete dabei mit heftigen Armbewegungen auf meinen Wagen. Die Situation hatte inzwischen einen Großteil ihrer anfänglichen Bedrohlichkeit verloren, und ich forderte den Abo auf, mit mir zu meinem Off-Roader zu kommen. Langsam bewegte ich mich auf den Wagen zu und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie der Mann darauf reagierte. Ich war mir inzwischen ziemlich sicher, jene Leute vor mir zu haben, die mich vor drei Tagen am Cooper Creek angegriffen hatten. Aber das war eine andere Geschichte.
    Der Abo stieß ein paar Worte hervor, und der Rest der Gruppe erhob sich. Binnen Sekunden hatte ich die denkbar schlechtesten Karten. Weder Brahe noch seine beiden Gefährten hatten auf meine Bewegung reagiert, und so befanden sich zwischen mir und ihnen jetzt die acht Abos, die mich von unserem Lagerplatz abschirmten. Zumindest Brahe erkannte die Situation, konnte aber nichts mehr dagegen unternehmen, ohne möglicherweise einen Zwischenfall heraufzubeschwören. Dennoch beruhigte es mich etwas, als ich das metallische Klicken vernahm, mit dem die vier ihre Waffen spannten. Ich blieb vor meinem Wagen stehen und drehte mich um. Die schwarzen Gestalten bildeten einen respektvollen Halbkreis um mich. In den dunklen Gesichtern glänzten weiß die großen Augäpfel mit den ebenfalls dunklen Pupillen. Sie starrten mich unverwandt an. Von mir unbemerkt hatte die Zeit wieder ihren normalen Ablauf genommen, und der Lagerplatz war inzwischen in ein trübes Dämmerlicht getaucht. Ich wartete ab, in der Hoffnung, dass mir die Abos verständlich machen

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