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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Kamel«, erklärte er von meinem Einwurf gänzlich unbeeindruckt. »Wenn du den Reiter tötest, dann ist das Pferd nichts mehr wert. Kapiert!«
    »Du meinst.«
    »Möglich ist es«, meldete sich jetzt Patton zu Wort, bei dem die Schmerztablette ihre Wirkung entfaltet zu haben schien. »Wenn die Schwarzen zu dem Schluss kommen, dass sie das Tier, deinen Wagen«, fügte er hinzu, als ob nicht jeder wüsste, was gemeint war, »töten oder unschädlich machen, indem sie dich, wahrscheinlich um sicher zu gehen, uns alle töten, dann kann es hier ziemlich unangenehm werden.«
    »Was sollen wir also machen?«, wollte ich wissen, als ich den Kloß in meinem Hals mit einem Schluck Tee hinuntergespült hatte.
    »Abhauen!«
    Brahe blickte in Perdys Richtung, sagte aber nichts zu dessen Einwurf.
    »Wäre vielleicht das Beste«, stimmte Jonathan zu. »Wir gehen zurück nach Menindee. Wir sind schon viel zu lange hier. Unsere Vorräte sind am Ende, und kein Mensch weiß, wo Wright bleibt. Er hätte schon vor Wochen mit dem Nachschub hier sein müssen.«
    Ich hatte das Gefühl, diese Diskussion wurde nicht zum erstenmal geführt. In Anbetracht der Tatsache, dass diese vier Leute schon monatelang hier ausharrten, erstaunte es mich nicht.
    »Genau«, pflichtete Patton bei. »Lange halte ich sowieso nicht mehr durch. Ich brauche unbedingt einen Arzt.« Dann fügte er noch mit einem Blick zu mir hinzu: »Entschuldigung, Doc. Deine Pillen sind gut, doch mein Fuß wird davon nicht besser.«
    Ich nickte bestätigend in seine Richtung. Er würde seinen Fuß auf jeden Fall verlieren, und ich versuchte mir gar nicht die Prozedur der Amputation vorzustellen. Gab es in dieser Zeit schon so etwas wie Narkose? Ich bezweifelte es.
    »Und was ist mit Burke und den anderen da draußen?«, fragte Brahe, aber es klang nicht so, als ob es ihm wirklich ein Anliegen war.
    »Die sind doch schon längst tot«, entgegnete Patton. »Burke hat gesagt, drei Monate sollen wir warten. Die sind längst vorbei. Also warum unser Leben riskieren?«
    »King hat aber von vier Monaten gesprochen«, gab Jonathan zu bedenken.
    »Und wenn schon«, widersprach Patton, »auch die sind längst um. Und Lebensmittel hatten sie auch höchstens für drei Monate. Glaub mir, die Wüste hat sie gefressen. Sie sind wahrscheinlich noch nicht einmal bis zum Golf gekommen.«
    Nach dieser Bemerkung starrten alle betroffen ins Feuer. Sollte dies zutreffen, dann bedeutete es einen kompletten Fehlschlag ihres Unternehmens. Wie Brahe schon gesagt hatte, gab es für sie auch keine vernünftige Möglichkeit, den vier Vermissten zu Hilfe zu kommen. In dieser Wildnis konnten sie in einer Meile Entfernung aneinander vorbeilaufen, ohne auch nur das Geringste voneinander zu bemerken.
    »Wenn wir von hier aufbrechen, dann verurteilen wir Burke und die anderen wahrscheinlich zum Tode. Sie haben bestimmt kaum noch Lebensmittel und brauchen Hilfe, sobald sie hier sind.«
    »Ja, sobald sie hier sind«, fiel ihm Patton ins Wort. »Wenn sie überhaupt zurückkommen. Ich brauch aber ganz bestimmt Hilfe und zwar schnell.«
    Ein Argument, dem sich Brahe nicht verschließen konnte. »Wenn Wright eintrifft, dann ist auch der Arzt dabei«, versuchte er Patton zu beruhigen.
    »Ja, wenn Wright …« murmelte Patton und ließ sich gegen den Baumstamm zurücksinken.
    »Ja, was ist mit Wright?« Eine Frage, der deutlich anzuhören war, dass sie schon öfter gestellt worden sein musste.
    »Ich habe keine Ahnung. Doch ohne Wright schaffen wir es nicht zurück bis Menindee. Auch unsere Vorräte sind fast erschöpft.« Brahe verstummte und begann die Glut aufzustochern. »Er müsste schon längst hier sein.«
    »Das erzählst du uns nun schon seit Wochen«, fiel Perdy ein. »Und was ist? Nichts ist.«
    »Kannst du mit deinem Wagen nicht nach Menindee und nachsehen, wo Wright bleibt?«, fragte Jonathan.
    »Ja, genau, wenn das so ein tolles Gefährt ist, dann kannst du auch gleich Patton mitnehmen.«
    Ich erklärte ihnen, wie schon Brahe vorher, warum das nicht ging. Es dauerte etwas länger, aber dann zeigte die Enttäuschung in ihren von dem niedergebrannten Lagerfeuer nur noch spärlich erhellten Gesichtern, dass sie verstanden hatten.
    Perdy fluchte und spuckte in die Glut. »Aber wir müssen von hier weg. Das mit den Wilden kann nicht gut gehen. Sie werden uns bestimmt überfallen. Ich habe keine Lust, hier elend zu Grunde zu gehen.«
    »Genau …«, keuchte Patton von seinem Lager herüber. Anscheinend tobte

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