Auf der Straße nach Oodnadatta
würden, was sie wollten. Doch nichts geschah. Sie starrten mich und den Wagen an. Ich ging einmal um ihn herum, ohne die bewegungslos dastehenden Gestalten aus den Augen zu lassen. Als ich wieder vor der Beifahrertür, wo ich meine Umkreisung begonnen hatte, angelangt war, hatte ich Zeit genug zum Nachdenken gehabt.
»Also hört zu, Jungs«, begann ich in der sicheren Gewissheit, dass sie kein Wort verstehen würden, »das hier ist wirklich etwas Gutes. Man kann damit fahren, muss sich nicht die Füße wundlaufen, außer ein bisschen Benzin braucht es auch keine Nahrung. Man sitzt bequem und schaut sich die Welt im Vorbeifahren an. Natürlich braucht man dazu einen Führerschein, aber glaubt mir, hier draußen wird euch keiner danach fragen.« Ich machte eine Pause und schaute in Gesichter wie aus Ebenholz geschnitzt. »Prima verarbeitet. Da passiert so schnell nichts«, und bei den letzten Worten haute ich aus Übermut mit der flachen Hand gegen die Beifahrertür, dass es nur so krachte. Die Abos wichen erschrocken ein paar Schritte zurück. »Habt doch nicht solche Angst. Das Ding beißt nicht.« Zur Bestätigung strich ich vorsichtig über die Motorhaube, als würde ich einen alten Hund streicheln. »Kommt her«, forderte ich sie auf, »versucht es nur selbst einmal.« Mit einer Handbewegung verdeutlichte ich meine Worte.
Zögernd kamen sie nach vorne, jederzeit zur Flucht oder zum Angriff bereit. Dann hob einer seinen Speer und stieß mit der steinernen Spitze gegen das Blech. »Halt, halt«, rief ich, »so haben wir nicht gewettet. Das ist kein Tier, das ihr erlegen müsst.« Ich hob die Hände, um sie zurückzuhalten, strich dann wieder fast zärtlich über das Blech. »So geht das.«
Zuerst folgte der Wortführer meiner Aufforderung, doch so recht wohl war ihm dabei nicht. Er berührte das Blech des Wagens ganz kurz mit der Handfläche und zog sie sofort zurück. Als nichts Bedrohliches geschah und seine Hand unversehrt blieb, wurde er mutiger. Schließlich umringten alle acht den Wagen, befühlten die Karosserie, die Reifen und die Plane, die über die Ladefläche gespannt war. Ich stand daneben und verspürte Besitzerstolz. Auch die Haltung von Brahe und seinen drei Gefährten hatte sich entspannt. Perdy hatte Holz aufs Feuer gelegt, und die hochlodernden Flammen versprühten einen Funkenregen. Jonathan und Brahe standen zehn Meter von mir entfernt und beobachteten genau, was die Abos machten. Ab und zu flüsterten sie etwas, was ich aber nicht verstehen konnte. Die Abos waren immer noch damit beschäftigt, den Wagen, oder für was immer sie ihn hielten, in Augenschein zu nehmen. Dabei unterhielten sie sich unentwegt in ihrer unverständlichen Sprache.
»Hört mal zu, Jungs«, versuchte ich ihren Redeschwall zu unterbrechen, »ich dreh jetzt mal eine Runde für euch. Mal sehen, wie euch das gefällt.« Als ich das ankündigte, musste ich vergessen haben, wo ich war, oder besser gesagt, in welcher Zeit ich war. Ich bedeutete den Abos, zurückzutreten und setzte mich hinters Lenkrad. Ich steckte den Zündschlüssel ins Schloss, trat die Kupplung und wartete, bis die Vorglühanzeige erloschen war. Dann startete ich den Motor. In meinem Blickfeld, ein, zwei Meter vor der Kühlerhaube, standen drei Abos. Kaum war der Motor in Gang gekommen sprangen sie zur Seite und danach ging alles blitzschnell. Etwas prallte gegen die Fahrertür, ich hörte Geschrei, kehlige Laute, dazwischen englische Worte, die ich auch nicht verstand. Weitere Gegenstände, Speere, wie sich im Nachhinein herausstellte, prallten gegen den Wagen. Ich stellte den Motor ab, doch zu spät. Brahe und Jonathan schrien sich die Kehle aus dem Leib und feuerten in die Luft. Ich sah, wie sie hinter den Abos her rannten, die in wilder Flucht im Unterholz verschwanden. Ich saß wie versteinert auf dem Fahrersitz und beobachtete die Szene, die wie in Zeitlupe vor mir ablief.
4
Als wenig später die Nacht hereingebrochen war, loderte unser Lagerfeuer hoch, doch die Dunkelheit ließ sich kaum ein paar Meter in den Busch zurückdrängen. Unsere Blicke huschten von einem zum anderen und dann wieder über den Lichtkreis hinaus, ohne in der schwarzen Nacht, die sich jenseits des Feuerscheins um uns gelegt hatte, etwas erkennen zu können. Nachdem die Abos im Busch verschwunden waren, hatten wir erst einmal genug damit zu tun gehabt, die Pferde und Kamele zu beruhigen, die, durch den Lärm aufgescheucht, ihrerseits alles dazu beigetragen hatten,
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