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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Allerhöchste legte ihr die Hand auf die Schulter.
    »Das reicht, Kind. Genug. Den Rest schaffe ich allein.«
    Ten nickte. Sie brach den Bann. Ten rollte sich auf die Seite, keuchend, bebend.
    »Es ist fertig«, flüsterte sie. »Shoun …«
    Sie konnte meinen Namen immer noch nicht richtig aussprechen. Ich ging zu ihr. Ich nahm sie in die Arme, während um uns herum Gichichi wieder auferstand, Dächer entfalteten sich wie Blütenknospen, Gärten und ein Gewirr von schmalen, gewundenen Straßen bildeten sich. Keine Worte. Es bedurfte keiner Worte. Sie hatte alles gesagt, was sie zu sagen hatte, aber ganz in der Nähe hörte ich den entzückten, empfindungsvollen Schrei einer Frau kurz vor der Entbindung.
     
    * * *
     
    Wir fangen mit einem Dorf an und wir hören mit einem Dorf auf. Unterschiedliche Dörfer, eine andere Welt, aber der Name bleibt derselbe. Habe ich nicht bereits erwähnt, dass Namen wichtig sind? Ojok, Hopes Kind, ist unser erster Bürger. Er ist inzwischen zwei Jahre alt, aber jeden Tag kommen Leute über den Pass oder aus dem Tal herauf, um hier zu bleiben, um sich hier eine neue Heimat zu schaffen. Gichichi zählt jetzt zweitausend Seelen. Fünfhundert Häuser erstrecken sich entlang des Tals, jedes mit einem eigenen Garten-Shamba und einer Nanofabrik, wo wir alles herstellen können, was wir brauchen. Gichichi ist berühmt für seine Nanoprozessor-Programmierer. Wir erringen große Anerkennung, indem wir sie an die Städte und Dörfer ausleihen, die dort unten im Nyeri-Tal und am Fuß des Mount Kenia wie Pilze aus dem Boden sprießen. Dort entsteht eine große Stadt, wie ich gehört habe, und eine mächtige Kultur entwickelt sich, aber das betrifft die ferne Zukunft. Hier in Gichichi sind wir auf unsere besondere Weise wohlhabend; wir haben ein Gemeindezentrum, drei Bars, einen Mandazi-Laden und sogar ein kleines Theater. Bis jetzt gibt es noch keine Kirche. Wenn Christen kommen, bauen sie sich vielleicht eine. Wenn sie es tun, dann hoffe ich, dass sie ihr den Namen St. John geben. Die blühenden Ranken werden dann gewiss wieder über das Dach wachsen.
    Das Leben ist nicht sicher. Andere Contra-Gruppen haben sich der KLA angeschlossen, und wir haben übers Netz erfahren, dass der Westen die Quarantänebestimmungen in den Chaga-Zonen noch verschärft hat. Überall am nördlichen Rand gibt es Angriffe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gichichi immun ist. Wir müssen ständig große Angst haben vor den Mächtigen. Aber es kommen immer mehr Packen herunter, und die Welt verändert sich andauernd. Und das Leben ist niemals sicher. Bruder Staubs Lektion ist die wahrhaftigste, die ich jemals gelernt habe, und ich habe mehr davon mitbekommen als die meisten. Aber ich vertraue auf die Zukunft. Bald wird es einen neuen Namen geben bei den Bürgern von Gichichi, dieser netten, fruchtbaren Stadt im Tal der Aberdares. Natürlich können Sean und ich uns nicht einigen, wie er lauten soll. Er will sie nach der Tageszeit nennen, in der sie geboren wird, ich möchte etwas Irisches.
    »Aber du kannst es dann ja gar nicht aussprechen«, sagt er. Wir werden uns etwas ausdenken. So machen wir die Dinge hier. Wie immer ihr Name auch immer sein wird, sie wird eine Geschichte zu erzählen haben, davon bin ich überzeugt, aber es steht mir nicht an, dazu etwas zu sagen. Meine Geschichte endet hier und unser Leben geht weiter. Ich nehme das meine wieder auf, so wie Sie das Ihre hochhalten. Wir haben noch einen langen Weg vor uns.
     
    Originaltitel: ›TENDELÉO’S STORY‹
    Copyright © 2000 by Ian McDonald
    Erstmals erschienen bei PS Publishing, Leeds
    Mit freundlicher Genehmigung des Autors und Thomas Schlück, Literarische Agentur, Garbsen
    Copyright © 2001 der deutschen Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München
    Aus dem Englischen übersetzt von Irene Bonhorst

 
CHRISTIAN HOFFMANN
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Deutschland
     
Adam
     
    »Stellen Sie sich vor: Wie so oft gehen Sie auf die Jagd, sagen wir auf Antilopen oder Zebras – es muss ja nicht immer Mammut sein –, und plötzlich merken Sie, dass Sie einen Fehler gemacht haben – es wird kalt und kälter, und der Abendstern glänzt schon am Himmel. Erschrocken schauen Sie sich um und merken, dass Sie viel zu weit von der heimischen Höhle entfernt sind. Das Jagdfieber hatte Sie gepackt, und nun stehen Sie alleine da und haben keine Chance, rechtzeitig vor Einbruch der Nacht zurück zu ihrem Klan zu kommen. Sie kennen keine Gebete, denn die werden erst in ein

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