Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
Vom Netzwerk:
nach Süden, dann eine Meile nach Norden. Als er zurückkam, rief er aus der Kabine nach unten: »Der Urwald erstreckt sich, so weit das Auge reicht. Kein Weg hindurch. Soll ich weitergehen?«
    »Nein«, rief Burton zurück. »Wir dürfen nicht getrennt werden. Ich will dich nicht verlieren! Wir müssen den Weberknecht zurücklassen. Wir wussten ja, dass es irgendwann passiert. Und wenigstens werden die Träger den Kohlevorrat los.«
    Honesty schaltete das Triebwerk der Maschine ab und kletterte an einem Bein hinunter. »Wir sollten ihn zerstören«, meinte er. »Die Preußen könnten uns folgen. Ich will nicht, dass die ihn bekommen.«
    Burton überlegte einen Moment, dann nickte er. »Du hast recht.«
    Während die anderen Teilnehmer der Safari sich mit Macheten einen Weg durch das dichte Unterholz hackten, befestigten der Agent des Königs und der Ermittler ein Seil an einem Bein des Weberknechts und benutzten es, um das Fahrzeug auf die Seite zu kippen. Honesty zog seinen Adams-Polizeirevolver und feuerte in den Wassertank der Maschine. Anschließend hoben sie Steine auf und benutzten sie, um auf eines der Beine des Spinnentiers einzuschlagen, bis es brach.
    »Das reicht«, befand Burton. »Marschieren wir weiter nach Nzasa. Je eher wir dort eintreffen, desto besser. Wir alle sind müde und hungrig.«
    Der Dschungelstreifen verlief abschüssig zu einem schmalen Fluss. Moskitos schwirrten über dem Wasser, Krokodile sonnten sich an den Ufern. Die Überquerung war schwierig und gefährlich. Als die Expedition auf der anderen Seite aus dem Gewirr der Vegetation hervorbrach, waren alle voller Schlamm, Kratzern, Blutegeln und Insektenstichen.
    Bald darauf gelangten sie zu ihrer Erleichterung in kultiviertes Gelände und stapften an vereinzelten, zwischen hohem Gras und Baumgrüppchen verborgenen Behausungen vorbei.
    Mittlerweile sichteten sie Krale   – große runde Hütten oder lange Schuppen, gebaut aus Stöcken, die mit Gras verflochten waren. Rings um diese Gebäude hatte man in einem weiten Kreis dornige Einfriedungen errichtet. Da sie von Sklavenhändlerkarawanen stammten, ließen sie darauf schließen, dass die Bewohner dieser Region feindselig waren und Fremde in ihren Dörfern nicht willkommen hießen.
    Der Pfad wurde breiter, der Marsch weniger beschwerlich. Sie mühten sich einen Hügel hinauf und stiegen in das Tal des Flusses Kinganí hinab   – auch als Wady el Maut und Dar el Jua bezeichnet, das »Tal des Todes« und die »Heimat des Hungers«. Sie folgten ihm, bis sie Nzasa erblickten, einen Ort, von dem Burton wusste, dass es sich um eine der wenigen freundlichen Siedlungen in der Gegend handelte.
    Saíd und er ritten voraus. Drei P’hazi   – Stammesführer   – kamen ihnen entgegen, jeder mit einem Baumwolltuch um die Lenden und über der Schulter, und jeder schützte sich mit einem geöffneten Schirm vor der Sonne. Die Afrikaner stellten sich als Kizaya, Kuffakwema und Kombe la Simba vor. Letzterer begrüßte die beiden Besucher auf Kiswahili mit den Worten: »Ich bin alt, und mein Bart ist grau, doch noch nie in all den Tagen, die ich gelebt habe, musste ich eine solche Katastrophe bezeugen. Der Muzungo mbáyá ist erneut im Land meines Volkes!«
    Muzungo mbáyá bedeutete übersetzt »der böse weiße Mann«.
    »Ich verstehe deine Bestürzung«, gab Burton zurück. »Also erinnerst du dich nicht an mich?«
    Der greise Stammesführer runzelte die Stirn und fragte: »Ich sollte dich kennen?« Mit zusammengekniffenen Augen musterte er Burton. Dann schossen seine Augenbrauen jäh in die Höhe, und er rief: »Du bist doch nicht etwa der Murungwana Sana? «
    Burton neigte das Haupt und murmelte: »Es freut mich, dass du dich so an mich erinnerst.« Denn die Worte bedeuteten »wahrer freier Mann« und galten als Pendant für den Begriff »Ehrenmann«.
    Unvermittelt setzte Kombe ein breites Lächeln auf. Tausende Runzeln erschienen auf seinem pechschwarzen Gesicht, und seine spitz zugefeilten Zähne blitzten. »Aha!«, rief er. »Aha! Aha! Aha! Ich verstehe! Jagst du den Shetani? «
    »Den Teufel?«
    »Aye! Den Muzungo mbáyá mit dem langen weichen Bart und dem Gewehr, das niemals schweigt!«
    »Du sprichst von meinem früheren Gefährten John Speke? Hast du ihn in letzter Zeit gesehen?«
    »Nein, aber ein Bewohner des Dorfes Ngome, das weit nördlich von hier liegt, kam vor vielen«, er sprach das Wort gedehnt aus, um anzuzeigen, wie viel Zeit verstrichen war: » viiiielen Tagen zu uns und

Weitere Kostenlose Bücher