Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Weberknecht zum Stehen kam und sich mit einem Dampfstrahl und einem lauten Zischen hinkauerte. »Sie wollten unseren gesamten Tabak als Bezahlung für freies Geleit durch ihr Gebiet. Ihr habt sie gerade rechtzeitig verjagt!«
    »Ihr seid gut vorangekommen.« Burton sprang zu Boden.
    »Saíd hat uns weit vor Sonnenaufgang zusammenpacken und aufbrechen lassen«, verriet Krishnamurthy. »Der Mann ist ein unglaubliches Organisationstalent.«
    Burton wandte sich an den Araber. »Seid gegrüßt, Saíd bin Sálim el Lamki el Hináwi. Möge Allah, der Allmächtige, Euch segnen. Ihr erfüllt Eure Aufgaben vortrefflich.«
    »Friede mit Euch, Captain Burton. Mit Allahs Gnaden waren unsere ersten Schritte von Glück begleitet. Möge es sich fortsetzen! Ihr habt uns früher als erwartet eingeholt.«
    »Unsere Mission hat nicht so viel Zeit in Anspruch genommen, wie ich vermutet hatte. Die Töchter der Al-Manat haben ganze Arbeit geleistet. Die Preußen haben kaum in unsere Richtung geblickt. Wir konnten unsere Vorräte rasch zurückholen. Sind wir bereit, die Reise fortzusetzen?«
    »Aye.«
    »Sehr gut. Lasst die Träger ihre Ladungen anheben.«
    Der Ras Kafilah verneigte sich und entfernte sich, um die Safari für den nächsten Abschnitt der Reise vorzubereiten.
    Burton sagte zu Miss Mayson: »Isabella, tausche doch mit William den Platz. Wir wechseln uns im Weberknecht ab. Der ist angenehmer als ein Maultier.«
    Die junge Frau lächelte und schüttelte den Kopf. »Um ehrlich zu sein, würde ich lieber bei meinem flohverseuchten Tier bleiben. Ich bin besser im Umgang mit Tieren als mit Maschinen.«
    »Ist es denn nicht ungemütlich?«
    »Ganz und gar nicht. Ich fühle mich regelrecht befreit!«
    Schließlich tauschte Thomas Honesty mit Trounce, denn auch Schwester Raghavendra weigerte sich, ihr Reittier aufzugeben, da sie es vorzog, neben Swinburnes Bahre zu reiten. Der Dichter war inzwischen erwacht, aber immer noch schwach.
    »Meine Güte, Richard!«, stieß er matt hervor. »War das wirklich Christopher Rigby? Was ist dem Mann widerfahren?«
    »Graf Zeppelin. Ich glaube, er hat eine Art Gift in den Klauen.«
    »Und das hat Rigby in einen Dornbusch verwandelt?«
    »Ja. Was sind nur für Teufel aus den Eugenikern geworden!«
    »Nicht nur aus ihnen«, erwiderte Swinburne mit einem Blick zum Weberknecht. »Wenn du mich fragst, sind sämtliche Wissenschaften aus den Fugen. Ich finde, meine Freunde aus den Kreisen der Libertins hatten von Anfang an recht. Wir müssen uns mehr der Weiterentwicklung des menschlichen Geistes widmen, bevor wir uns an der Welt der Natur zu schaffen machen.«
    Herbert Spencer humpelte zu ihnen herüber. »Mr. Saíd sagt, wir sind bereit zum Aufbruch.«
    »Dann richte ihm bitte aus, er soll uns losmarschieren lassen, Herbert.«
    »Wird gemacht. Entschuldige, Boss, aber würdest du mich wohl aufziehen? Mein Federwerk ist ein wenig schlaff.«
    »Gewiss. Hol mir deinen Schlüssel.«
    Der Uhrwerkmann hinkte davon.
    »Wie fühlst du dich, Algy?«, fragte Burton seinen Freund.
    »Tipptopp, Richard«, antwortete Swinburne. »Meinst du, ich könnte ein Schlückchen Gin bekommen? Du weißt schon, vorbeugend gegen Malaria.«
    »Ha! Offensichtlich bist du auf dem Weg der Besserung. Gin gibt’s trotzdem nicht.«
    Als Spencer zurückkehrte, stellte er sich mit dem Rücken zu Burton. Nachdem sich der vergewissert hatte, dass die Träger nicht sehen konnten, was er tat, tastete er nach den Löchern, die am Rücken des Philosophen in die zahlreichen Roben und in den Polymethylenanzug geschnitten waren. Er schob einen großen Metallschlüssel in die Öffnung an der Rückseite des Messingmannes, ohne dass jemand es sah, und drehte den Schlüssel, bis der Uhrwerkphilosoph vollständig aufgezogen war.
    Spencer dankte ihm und stakste los, um zu helfen, die Safari auf den Weg zu bringen.
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis Mensch und Tier sich zu einer langen Kolonne formiert hatten, die wie eine gigantische Schlange anmutete und langsam nach Westen kroch. Es war ein beeindruckender Anblick.
    An der Spitze ritten Burton und Trounce auf Maultieren, wobei der Entdecker alles in seinem Tagebuch notierte und auf die Geografie und Geologie achtete, wie von Palmerston befohlen, während der Mann von Scotland Yard mit dem Feldstecher den Blick über das Gelände vor ihnen schweifen ließ. Ein Stück links von ihnen fuhr Honesty den Weberknecht, gefolgt von Isabella Mayson und Schwester Raghavendra, die im Damensitz auf ihren