Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)
deuteten. Eine große Gruppe setzte sich im Laufschritt in Bewegung und näherte sich jenem Bereich, wo sich der Agent des Königs und die anderen versteckten.
Burton zielte auf einen besonders großen Sklavenhändler und schoss ihm ins Herz. Sofort ertönte das Krachen von Gewehren, als Honesty, Spencer und Raghavendra das Feuer eröffneten.
Burton streckte zwei weitere Sklavenhändler nieder. Als die anderen Araber blindlings ins Unterholz schossen, robbte er rückwärts in die Deckung eines Gewirrs aus Mangrovenwurzeln, von wo er den Beginn des Pfades zum Dorf sehen konnte.
Kugeln prasselten durch das Blätterwerk, doch keine kam ihm auch nur nahe. Er legte sein Gewehr beiseite und zog zwei Revolver von seinem Gürtel. Vier Araber kamen in Sicht und stürmten heran. Er mähte sie mit gut gezielten Schüssen nieder, dann kroch er abermals in eine neue Position.
Auf diese Weise zogen sich Burton und seine Freunde langsam in Richtung des Dorfes zurück.
Die Sklavenhändler folgten ihnen. Wenngleich sie etliche Schüsse zwischen die Bäume jagten, fanden sie kein ein Ziel.
Auf der anderen Seite der verwaisten Siedlung vollführten Trounce und seine Gefährten genau dasselbe Manöver, nur war ihnen weniger Glück beschieden: Eine Kugel hatte Krishnamurthys Unterarm durchschlagen, eine andere hatte die Haut an Isabella Maysons rechter Wange gestreift und ihr das Ohrläppchen weggerissen. Aber sie erzielten dieselbe Wirkung: Die Preußen hielten auf das Dorf zu.
Nach einigen Minuten gelangte Burton näher zum Ende des Pfades, wo dieser in die Lichtung mündete. Er feuerte drei Schüsse ab und robbte unter einen Tamarindenbaum, dessen Äste bis auf den Boden hingen und einen geschlossenen Raum um den Stamm bildeten. Dort stieß er auf Herbert Spencer, der zusammengebrochen war und reglos auf der Erde lag.
Ein Gewehr krachte. Die Tamarindenblätter teilten sich, und Thomas Honesty kroch herein. Er erblickte das Bündel arabischer Gewänder und flüsterte: »Herbert! Tot?«
»Er kann nicht sterben«, gab Burton mit leiser Stimme zurück. »Er ist eine Maschine. Ich Narr habe vergessen, ihn heute Morgen aufzuziehen, und der Schlüssel ist bei den Vorräten.«
»Wir kommen ohne ihn klar. Wir haben es fast geschafft.«
»Gehen wir in Position«, sagte Burton. »Und immer schön unten bleiben, hier wird es gleich noch heißer hergehen.«
Er robbte unter dem Tamarindenbaum hervor, gefolgt vom Scotland-Yard-Beamten. Durch dorniges Gestrüpp gelangten beide Männer in den Schutz eines Bereichs aus verfilztem hohem Gras. Mit den Ellbogen zog Burton sich vorwärts, bis er den Rand der Dorflichtung erreichte. Honesty kroch neben ihn. Sie beobachteten das Geschehen hinter einem kleinen Akazienbusch hervor. Der Polizeibeamte betrachtete die Pflanze und murmelte: »Muss zurückgeschnitten werden, bis knapp an die Zweige.«
Überall rings um sie her krachten Schusswaffen. Sie erkannten, dass eingetreten war, worauf sie gehofft hatten: Die Sklavenhändler hatten das Dorf von Westen aus betreten, während Trounce und seine Mannschaft die Preußen aus Osten hineingelockt hatten. Nun nahmen beide Gruppen sich gegenseitig unter Beschuss, beide überzeugt davon, dass es sich bei den anderen um den Feind handeln musste.
»Wir bleiben einfach in Deckung und warten ab«, sagte Burton.
Vier der pflanzlichen Fahrzeuge, die er in Mzizima gesehen hatte, kamen in Sicht. Die Araber stießen entsetzte Schreie aus, richteten ihre Luntenschlosspistolen auf die Kreaturen und feuerten. Burton sah, wie die Männer, die in den Blüten saßen, immer wieder getroffen wurden, sie zeigten aber keine Reaktion – abgesehen von einem, dem eine Kugel in die Stirn drang. Der Mann erschlaffte. Seine Pflanze zuckte wild, bevor sie zu einem zitternden Haufen zusammensank.
Während der nächsten Minuten bekriegten die beiden Gruppen einander unerbittlich, während Burton und seine Freunde aus ihren Verstecken in der umliegenden Vegetation zuschauten. Dann gab es eine kurze Kampfpause, und aus den Rängen der Sklavenhändler rief eine Stimme: »Wir ergeben uns keinen Banditen!«
Ein Preuße rief auf Arabisch zurück: »Wir sind keine Banditen!«
»Warum greift ihr uns dann an?«
» Ihr habt uns angegriffen!«
»Du lügst!«
»Warte! Feuer einstellen! Ich will eine Unterredung!«
»Verdammt!«, fluchte Burton leise. »Das dürfen wir nicht zulassen! Aber wenn wir jetzt schießen, merken sie, dass wir hier sind …«
»Ist das eine List, Sohn
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