Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)
die Krankenschwester ins Wort. »Gut. Dann werden wir tun, was getan werden muss, und an deiner Seite kämpfen. Und wag es bloß nicht, uns davon abbringen zu wollen!«
Burton nickte knapp.
Vierzig Minuten später kehrte Pox zurück.
»Nachricht von Isabel Arundell. Wir sind bereit. Schätze, dass sich einhundertfünfzig Daumenlutscher rasch eurer Position nähern. Ihr habt höchstens eine Stunde, ihr Nachttopflecker. Seid gewappnet.«
»Ist euch allen klar, was ihr tun müsst?«, fragte Burton seine Freunde.
Sie taten entschlossen ihre Zustimmung kund, steckten sich Pistolen in die Gürtel, schlangen sich Gewehre über die Schultern und teilten sich in zwei Vierergruppen auf: Trounce, Swinburne, Krishnamurthy und Mayson sowie Burton, Honesty, Spencer und Raghavendra. Pox hockte sich auf die Schulter des Entdeckers.
Burton wandte sich an Saíd. »Euch fällt die Verantwortung für die Träger und die Dorfbewohner zu. Es ist entscheidend, dass niemand Reißaus nimmt oder ein Geräusch von sich gibt.«
»Ich verstehe.«
Der Agent des Königs und seine Gefährten verließen die Lichtung den Pfad entlang. Der Regen hämmerte auf die Blätter rings um sie ein, zischte laut, durchnässte ihre Kleidung und sorgte dafür, dass der Boden unter ihren Schritten schmatzte.
Sie folgten dem Pfad, als dieser nach rechts schwenkte, und gingen weiter, bis sie schließlich das verlassene Dorf erreichten, das ein gutes Stück von der ursprünglichen Lichtung entfernt lag. Die zweite Lichtung erwies sich als deutlich größer. Rund zwanzig Bienenkorbhütten und ein robust gebautes Unterredungshaus standen darauf. Ein mächtiger Feigenbaum streckte seine Äste über den Platz in der Mitte.
»Der erste Schuss gehört dir«, sagte Burton zu Trounce. »Wäge ihn sorgfältig ab. Sei nicht voreilig.«
»Verstanden.«
Trounce führte seine Gruppe zum Ostrand des Dorfes. Dort verschwanden sie in der Vegetation und folgten dem Pfad den Hügel hinunter zu dem sumpfigen Gelände, wo der Rhinozeroskadaver lag. Burton und die anderen zogen in die entgegengesetzte Richtung und hielten den Pfad entlang auf die Felder zu. Auf halber Strecke verließen sie den Weg und schlugen sich durch das Dickicht und die dichten Pflanzen, die um die Baumstämme wucherten. Verbissen kämpften sie sich durch Wurzeln, Ranken, Dornen und Zweige bis zum Waldrand, wo sie durch das triefende Grün das Sklavenlager erblickten.
Mittlerweile hing die Sonne tief am Himmel. Ihr Licht tauchte die Ränder der vorbeiziehenden Wolken in strahlendes Gold.
Es hörte auf zu regnen.
»Jetzt wird es nicht mehr lange dauern«, sagte Burton leise. »Verteilt euch. Schießt erst, wenn ich es tue. Und denkt daran – bleibt in Bewegung.«
Honesty, Spencer und Sadhvi Raghavendra schlichen davon.
Burton legte sich flach auf den Bauch, brachte das Gewehr in Anschlag und zielte auf die Sklavenhändler, die sich um die Zelte und die Gefangenen bewegten.
Er schnippte einen Käfer von seiner Wange und zerdrückte einen Egel, der sich auf seinem Handrücken festgesaugt hatte.
Pox hüpfte von seiner Schulter auf seinen Kopf und murmelte: »Widerliches Schwein!«
Die Schatten wurden länger.
Eine schier endlose Kolonne von Ameisen bewegte sich unmittelbar vor Burton über den Mulch. Sie trugen Teile von Blättern, tote Wespen und Raupen.
In der Nähe hörte er Honesty niesen.
In nicht allzu großer Entfernung krachte ein Gewehr.
Dann brachen unvermittelt Schüsse los und hallten zwischen den Bäumen. Die Geräusche kamen vom Fuß des Hügels auf der anderen Seite des Dorfes. Burton wusste, was dies bedeutete: Die Preußen waren nah, und Trounce hatte mit seiner Gruppe das Feuer auf sie eröffnet.
Geschützt hinter dicken Baumwurzeln konnte die Mannschaft des Polizisten ungefährdet auf die einhundertfünfzig Preußen feuern. Nicht nur, dass Trounce und seine Leute in guter Deckung waren – sie befanden sich überdies auf höherem Gelände, während ihre Verfolger sich durch den Sumpf kämpfen mussten, bevor sie den Hang erklimmen konnten, der zwar bewaldet, aber erheblich offener als der obere Teil der Anhöhe war.
Trounce, Swinburne, Krishnamurthy und Isabella Mayson würden sich leise rückwärtsbewegen, während sie den Feind unter Beschuss nahmen, um die Preußen in Richtung des Dorfes zu locken, weg von der anderen Lichtung.
Mittlerweile waren die Araber auf den Gefechtslärm aufmerksam geworden. Burton beobachtete, wie sie zu Gewehren griffen und zum Wald
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