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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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war zutiefst empört darüber.«
    Ein lautes, schrilles Geheul übertönte das allgemeine Stimmengewirr.
    »Würden Sie mich bitte entschuldigen?«, sagte Burton. »Das hört sich an, als müsste Algy gezügelt werden.«
    Er bahnte sich den Weg zurück zum Erkerfenster. Als er die dort versammelte Gruppe erreichte, drückte ihm ein Kellner einGlas Portwein in die Hand. Abwesend stellte Burton es auf den Tisch. Seine Aufmerksamkeit galt Swinburne, der auf und ab hüpfte und wie verrückt mit den Armen fuchtelte.
    »Ich bin kein bisschen beschwipst!«, protestierte der Dichter lautstark. »Was für ein Unsinn! Ich bin gegen Alkohol immun geworden!«
    »Womöglich durch allzu engen Kontakt«, meinte Cornewall Lewis.
    »Ach was! Ich gebe zu, wir begegnen uns häufig, der Alkohol und ich, trotzdem sind wir nur flüchtige Bekannte.«
    Doktor James Hunt, ein Mitglied des Cannibal Clubs, schloss sich der Gruppe gerade rechtzeitig an, um diese Bemerkung zu hören. Er lachte grölend und verkündete: »Ha! Ich würde sagen, der Bekanntheitsgrad ist doch völlig andersgeartet, Algy! Du und der Alkohol sind praktisch miteinander verheiratet!«
    »Papperlapapp!«, widersprach Swinburne. »Das ist dummes Gewäsch, Mumpitz, Käse, Quark und Firlefanz!«
    Jemand meldete sich leise an Burtons Seite zu Wort. »Ich sollte Sie verhaften lassen.«
    Der Entdecker drehte sich um und erblickte Sir Richard Mayne, den schmalgesichtigen Chief Commissioner von Scotland Yard.
    »Das hat nicht zufällig etwas damit zu tun, dass ich vier Ihrer Männer nach Afrika entführe?«, fragte er mit hochgezogener Augenbraue.
    »Doch«, antwortete Mayne, der mit missbilligender Miene Swinburnes Schauspiel beobachtete. »Trounce und Honesty zählen zu meinen besten Ermittlern, Krishnamurthy befehligt meine Flugeinsatzgruppe, und Constable Bhatti ist für eine Beförderung vorgeschlagen. Ich kann es mir kaum leisten, sie alle ein Jahr lang auf dem Schwarzen Kontinent Schabernack treiben zu lassen. Daraus kann ich nur schließen, dass Sie mit der Verbrecherzunft von London unter einer Decke stecken. Habe ich recht, Sir Richard? Schaffen Sie meine Männer zur Vorbereitung eines niederträchtigen Verbrechens aus dem Weg? Haben Sie vor, sie von Löwen und Tigern fressen zu lassen, damit Sie in den Tower von London einbrechen und die Kronjuwelen stehlen können?«
    Burton lächelte. »Seltsam, ich habe eben erst über den Tower gesprochen. Aber nein, ich beabsichtige nichts dergleichen. Außerdem gibt es in Afrika keine Tiger. Hat Lord Palmerston Ihnen die Lage erklärt?«
    »Er hat mir undurchsichtiges Geschwafel darüber zugestellt, dass es eine Angelegenheit der nationalen Sicherheit sei.«
    »So ist es.«
    »Und er hat mir unmissverständlich befohlen, Ihnen bereitzustellen, was immer Sie haben wollen. Was ich natürlich tun werde.«
    »Danke. Ich verlange nur, dass die Männer verlängerten Urlaub erhalten und dass man sich um ihre Familien kümmert.«
    »Machen Sie sich in dieser Hinsicht keine Gedanken.« Der Commissioner trank einen Schluck Wein und seufzte. »Sorgen Sie dafür, dass den Leuten nichts passiert, ja?«
    »Ich werde mich bemühen.«
    Sie schüttelten einander die Hände, dann schlenderte Mayne davon. Burton griff nach seinem Glas und stellte überrascht fest, dass es sich auf geheimnisvolle Weise von selbst geleert hatte. Er schürzte die Lippen und schaute zu seinem Gehilfen, der immer noch mit den Füßen stampfte und seine Nüchternheit beteuerte. Der Entdecker gelangte zu dem Schluss, dass entweder Swinburne gerade einem seiner berüchtigten Trinkgelage frönte oder dass er das Opfer eines Streichs geworden war. Dann bemerkte er den Sensenmann hinter dem kleinen Dichter. Wenngleich er Thomas Bendyshe rasch erkannte   – was alles erklärte, denn der Anthropologe und Atheist war Swinburnes leidenschaftlichster Peiniger   –, spürte er dennoch, wie ihm ein eiskalter Schauder über den Rücken kroch.
    »Richard!«, rief Swinburne. »Du hast mich öfter als die meistenin angeheitertem Zustand erlebt. Komme ich dir im Moment betrunken vor?«
    »Gerade bei dir, Algy, ist es extrem schwierig, den Unterschied zwischen nüchtern und betrunken zu erkennen«, gab Burton zurück.
    Der Dichter ließ einen verzweifelten Aufschrei vernehmen. Dann rief er nach einem Kellner.
    Die Zeit verstrich, die Feier ging weiter. Der Agent des Königs schlenderte von einer Gruppe zur anderen, unterhielt sich mit einigen Leuten, debattierte mit anderen, scherzte

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