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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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mit wenigen.
    Um viertel nach sieben tauchte Monckton Milnes mit frisch aufgetragener Schminke wieder auf und geleitete seine Gäste ins Musikzimmer, wo Florence Nightingale Burton mit unerwarteten Fertigkeiten am Klavier überraschte, als sie Schwester Raghavendra begleitete, deren Gesangsstimme sich als beeindruckend erwies. Die beiden Frauen unterhielten die Versammelten bis kurz vor Mitternacht, dann verstummten alle und lauschten dem Glockengeläut der Standuhr. Als der letzte Ton erklang, hakten sie sich beieinander ein. Nightingale begann wieder zu spielen, und Schwester Raghavendra sang dazu:
    »Nehmt Abschied, Brüder, ungewiss
    ist alle Wiederkehr,
    die Zukunft liegt in Finsternis
    und macht das Herz uns schwer.«
    Die Gäste stimmten in den Refrain mit ein:
    »Wir sagen uns auf Wiedersehen,
    auf Wiedersehen, gut Pfad.
    Wir sagen uns auf Wiedersehen,
    auf Wiedersehen, gut Pfad.«
    »Die Sonne sinkt, es steigt die Nacht«, trällerte die junge Sängerin, »vergangen ist der Tag   …«
    »O Gott!«, rief jemand.
    »Die Welt schläft ein, und leis’ erwacht der Nachtigallen Schlag.«
    »O lieber Herr Jesus!«, ertönte eine gequälte Stimme.
    Burton sah sich im Raum um, als die Menge erneut den Refrain anstimmte.
    »Wir sagen uns auf Wiedersehen,
    auf Wiedersehen, gut Pfad.
    Wir sagen uns   …«
    Das Lied und die Musik verstummten, als jemand schrie: »Maria Muttergottes, rette mich!«
    Der Entdecker hakte sich bei seinen Nachbarn aus, drängte Leute beiseite und eilte auf einen Tumult in der Nähe des Kamins zu. Dort knieten Männer neben einer ausgestreckt auf dem Boden liegenden Gestalt. Es war Bendyshe. Man hatte ihm die Totenkopfmaske abgenommen. Sein Gesicht war zu einer schauerlichen Grimasse verzerrt, die Augen geweitet und glasig, der Mund zu einem grässlichen, starren Grinsen verzogen. Zuckungen durchliefen seinen Körper; sie waren so heftig, dass es vier Männer brauchte, um ihn festzuhalten. Er wand und krümmte sich, wölbte den Rücken durch, trommelte mit den Absätzen auf dem Boden.
    Neben Burton erschien Detective Inspector Honesty   – ein schmächtiger, drahtiger Mann mit einem üppigen, an den Enden nach oben gezwirbelten Schnurrbart. Normalerweise trug er das Haar zu einem Mittelscheitel gekämmt und zeigte sich penibel gekleidet, im Augenblick jedoch war er als einer der drei Musketiere verkleidet. Honesty murmelte: »Ein Anfall. Hat es übertrieben. Übermäßiger Alkoholgenuss.«
    »Nein«, widersprach Burton. »Das ist etwas anderes.« Erdrängte sich nach vorn, bis er zu Monckton Milnes gelangte, dann zischte er: »Schaff die Leute hier raus.«
    Der Gastgeber der Feier sah ihn an und erwiderte: »Herrje, wo bin ich nur mit meinen Gedanken? Natürlich.«
    Monckton Milnes drehte sich um und verkündete mit lauter Stimme: »Meine Damen und Herren, leider hat einen aus unserer Mitte eine Unpässlichkeit befallen. Würden Sie sich bitte in die anderen Räumlichkeiten begeben? Wir sollten dem armen Burschen Platz zum Atmen lassen.«
    Begleitet von Mitgefühlsbekundungen, verließen die Leute das Zimmer.
    Eine Hand packte Burton am Ellbogen. Sie gehörte Doktor James Hunt.
    »Komm her«, flüsterte er und zog den Agenten des Königs zum Fenster, fort von allen anderen.
    »Was ist, Jim? Kommt mit Bendyshe wieder alles in Ordnung?«
    »Nein. Ganz im Gegenteil.« Hunt klemmte die Unterlippe zwischen die Zähne. Auf seiner Stirn glänzte ein Schweißfilm. »Diese Symptome würde ich überall erkennen. Verdammtes Strychnin. Der arme Teufel wurde vergiftet!«
    Burton musste kurzzeitig darum kämpfen, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, als seine Knie nachgaben. »Was?«
    »Vergiftet. Vorsätzlich. Strychnin gelangt nicht versehentlich in den Körper.«
    »Kannst du ihn retten?«
    »Keine Chance. In weniger als einer Stunde ist er tot.«
    »Nein! Bitte, Jim, arbeite mit Schwester Nightingale und Schwester Raghavendra zusammen. Tut für ihn, was ihr könnt.«
    Hunt drückte Burtons Arm und kehrte zu dem Sterbenden zurück. Der Agent des Königs sah, dass Trounce an der Tür stand, und ging zu ihm hinüber.
    »Legen Sie dieses lächerliche Kostüm ab. Es gibt Ärger.«
    »Was ist passiert?«
    »Mord, Trounce. Jemand hat Tom Bendyshe vergiftet.«
    »Du lieber Himmel! Ich   … äh   … ich mache mich sofort ans Werk. Diese verfluchte Polsterung! Helfen Sie mir hier raus, ja?«
    Wenige Minuten später scheuchten Trounce, Sir Richard Mayne und Detective Inspector Honesty die Gäste und das

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