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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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lösen.
    Wells deutete in Richtung der sterbenden Stadt.
    »Die Generäle bemühen sich, eine sichere Zuflucht zu finden«, sagte er, »deshalb ist die SS Britannia bedauerlicherweise inöstlicher Richtung unterwegs und wird schon bald nach Süden schwenken, während Sie, wie ich sehe, nach Norden unterwegs sind. Warum ist das so, Gefreiter Frank Baker? Ha! Nein! Das geht nicht. Das geht überhaupt nicht. Nennen wir Sie bei einem anderen Namen. Nennen wir Sie Sir   … Richard   … Francis   … Burton.« Er sprach Burtons Namen langsam aus und betonte dabei jede Silbe, als wolle er unmissverständlich verdeutlichen, dass er über die wahre Identität des Entdeckers Bescheid wusste.
    »Bertie?«, fragte Burton unsicher.
    »Offensichtlich nicht. Sagen Sie, wie haben Sie es gemacht?«
    »Wie habe ich was gemacht? Und wer sind Sie?«
    »Die Schnapper kontrolliert. Sie dazu gebracht, eine Schneise durch die deutschen Belagerungsstreitkräfte zu öffnen.«
    »Crowley?«
    »Ja, ja! Beantworten Sie schon die Frage!«
    »Das habe ich nicht getan.«
    »Was? Sie haben sie nicht kontrolliert? Wer oder was hat es dann getan?«
    »Keine Ahnung. Was wollen Sie, Colonel?«
    »Ich habe sieben schwarze Diamanten, Sir Richard, die Bruchstücke des südamerikanischen Nāga-Auges, aber ich verstehe vieles nicht.« Die schwarzen Augen funkelten. Der Agent des Königs spürte, wie sie in seine Seele eindrangen. »Sie zum Beispiel, Sir, der Sie seit drei Jahrzehnten tot sein sollten   … Ihre metaphorischen Fingerabdrücke sind überall an den Steinen. Sind sie irgendwie dafür verantwortlich gewesen, Sie aus Ihrer Zeit in meine zu versetzen?«
    Burton erwiderte nichts.
    Wells   – Crowley   – musterte ihn schweigend.
    Der Wind toste an ihnen vorbei.
    »Ich verrate Ihnen ein Geheimnis, Sir Richard Francis Burton   – etwas, das zu meiner sofortigen Hinrichtung führen würde, wenn die Generäle an Bord dieses Schiffes davon wüssten.«
    »Was?«
    »Ich stehe in Verbindung mit Kaiser Nietzsche.«
    »Sie sind ein Kollaborateur?«
    »Nicht in der Hinsicht, wie Sie es meinen. Der deutsche Kaiser und ich teilen die Begabung für das Hellsehen. Wir haben beide durch die Diamanten herausgefunden, dass andere Realitäten existieren und andere Versionen unser selbst sie bevölkern. Wir wollen mehr erfahren. Ihre Anwesenheit hier scheint etwas mit der Sache zu tun zu haben.« Wells zuckte mit den Schultern, und seine ölige Stimme nahm einen unbekümmerten Tonfall an. »Aber ach   – Sie fliehen in die eine Richtung, und ich fliehe in die andere. Äußerst unpraktisch. Eigentlich sollte ich diesen Wells ausschalten. Er hat gegen mich gearbeitet. Aber ich werde ihn weiterleben lassen, denn ich spüre, dass er eine entscheidende Rolle in den bevorstehenden Entwicklungen zu spielen hat.«
    »Crowley«, sagte Burton. »Nietzsche hat eine Bombe auf Sie abgeworfen.«
    Wells ließ ein schleimiges Kichern vernehmen. »Ah. Sie zweifeln also an seinem Bekenntnis zu mir? Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf. Er hat mich früh genug vorgewarnt, und es war vorherbestimmt, dass ich entkomme.«
    »Sie wussten, dass Tabora zerstört werden würde? Sie haben zugelassen, dass all diese Menschen sterben? Ihre Landsleute?«
    »Gewöhnliche Sterblichkeit ist nur für gewöhnliche Menschen. Das Ende des britischen Empires war längst überfällig. Ich habe mich lediglich dem Unvermeidlichen gebeugt.«
    »Im Namen Allahs, was für ein Mensch sind Sie eigentlich?«
    »Allah? Machen Sie sich nicht lächerlich. Und was die Frage angeht, was für ein Mensch ich bin   – vielleicht die Verkörperung der Aufrührer, die ihre Blüte in Ihrer Zeit hatten, wenn ich mich recht entsinne.«
    »Sie sind ein Scheusal!«
    »Ich bin ein Mann, der Nietzsches Bestreben teilt, eine überlegene Art des Menschen zu erschaffen.«
    Zum ersten Mal, seit Crowley Besitz von Wells ergriffen hatte,wandte er den Blick von Burton ab. Er schaute zu der gelben Wolke, die Tabora verhüllte.
    »Mehrere Zukünfte«, sagte er. »Verschiedene Versionen der Geschichte. Vielleicht enden einige davon nicht so. Ich würde sie gerne besuchen.« Er richtete den entsetzlichen Blick wieder auf den Entdecker. »Vielleicht machen wir es ja in einer davon richtig.«
    Er ließ Wells gähnen und sich strecken.
    »Nun denn, Sir Richard. Ich bin lange genug hier gewesen. Es ist ungemütlich. Hat er Ihnen erzählt, dass sein Bein ständig schmerzt? Ich weiß nicht, wie er das ertragen kann. Wie dem

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