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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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vorhatte   – um das Gewässer herum zur nördlichsten Stelle zu reisen und dann nach Norden weiterzumarschieren. Ich glaube, die Chwesi haben meine Absicht verstanden, obwohl ich mich nur mittels Zeichensprache mit ihnen verständigen kann.«
    Burton überprüfte seine Taschen. Die vierzehn Steine befanden sich noch darin.
    »Scheint mir ein so guter Plan zu sein wie jeder andere«, meinte er. »Und solange die Chwesi bei uns bleiben, werden unsdie Einheimischen mit dem versorgen, was wir brauchen, und keine Forderungen nach Hongo an uns stellen.«
    Nach einem stumpfsinnigen Marsch über einen Hügel nach dem anderen sichteten sie am nächsten Nachmittag den großen See, der sich über den gesamten Horizont erstreckte.
    Mit einer Stimme, in der keinerlei Emotionen mitschwangen, sagte Burton: »Ich entschuldige mich, John. Hätte ich das bei unserer ursprünglichen Expedition mit eigenen Augen gesehen, hätte ich nie an deinen Behauptungen gezweifelt.«
    »Es war meine Schuld, dass du es nicht zu sehen bekommen hast«, erwiderte Speke. »Ich wurde besessen von der Vorstellung, dass allein mein Name für immer mit der Beantwortung der Nil-Frage verbunden sein sollte.«
    »Der Diamant hat dein Urteilsvermögen beeinflusst, sobald wir in seiner Reichweite waren.«
    »Vielleicht. Glaubst du, wir schaffen es nach Hause?«
    Burton blickte an sich hinab. Sein von Zecken verseuchter Kampfanzug aus dem Jahre 1918 war zerschlissen und verrottete bereits. Seine Stiefel wiesen Risse auf.
    »Ich habe Grund zu der Annahme, dass wir es schaffen werden.«
    »Und was dann?«
    Burton schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern.
    Kurz vor Sonnenaufgang brachen sie wieder auf. Kurze Zeit lief Burton, dann gaben seine Beine nach, und er brach zusammen und fiel auf die Bahre. Immer wieder verlor er das Bewusstsein. Das Fieber tobte in ihm wie ein Waldbrand.
    Manchmal schlug er die Augen auf und sah blauen Himmel, dann wieder die Milchstraße. Gelegentlich drehte er den Kopf nach rechts und erblickte eine spiegelglatte Wasserfläche, die Tausende Pelikane bedeckten.
    Lange Zeit sah er gar nichts mehr.
    Eine Hand schüttelte seine Schulter.
    »Isabel«, murmelte er.
    »Dick! Wach auf! Wach auf!«
    Er öffnete die Lieder und blickte in John Spekes zerfurchte, bärtige Züge. In der linken, von einem Messingring eingefassten Augenlinse des anderen Mannes spiegelte sich Burtons eigenes Gesicht. Er stemmte sich hoch und stellte fest, dass ein wenig Kraft in ihn zurückgekehrt war.
    »Was ist?«
    »Horch!«
    Burton sah sich um. Sie befanden sich auf einem Hang. Dieser verbarg die Landschaft vor ihnen, aber links erstreckten sich sanfte, dschungelüberwucherte Hügel, die zu fernen Bergen hin anstiegen.
    Vor ihnen kräuselte sich hinter der Kuppe der Anhöhe Nebel in den Himmel.
    Ein stetes Tosen drang an die Ohren des Entdeckers.
    »Das klingt ja wie   …«
    »Herabstürzendes Wasser!«, rief Speke begeistert. »Kannst du laufen?«
    »Ja.«
    Der Lieutenant ergriff Burtons Arm und half ihm auf die Beine. Mit einer Geste zu den Chwesi und den Wanjambo gab er den Kriegern zu verstehen, dass sie hierbleiben sollten.
    Die beiden Briten gingen langsam auf die Kuppe zu, wobei Burton sich schwer auf seinen Gefährten stützte. Die Sonne brannte ihnen in die Gesichter. Moskitos umschwirrten sie. Die Luft fühlte sich dicht und feucht an.
    Sie erreichten die Kuppe.
    Unter ihnen zog sich eine breite, tiefe Spalte durch die Erde, in die vom Rand des Ukerewesees gewaltige Wassermassen stürzten. Sie donnerten in die Tiefe, spritzten und schäumten über rundgeschliffene Felsen und ergossen sich durch Nebel und einen dauerhaften Regenbogen hindurch. Im Sonnenlicht funkelnde Fische sprangen aus dem Wasser, und Vögel huschten in die wogende Dunstwolke und wieder heraus.
    Es konnte kein Zweifel bestehen.
    Dies war der Ursprung des Nils.
    Hier beginnt es, ging es Burton durch den Kopf. Und hier endet es. Nicht der Ursprung, sondern lediglich ein weiterer Teil eines Kreises.
    Lange Zeit standen sie schweigend da, vom Lärm des hinabstürzenden Wassers taub für alles andere. Dann straffte Speke die Schultern, beugte sich zu Burton, hielt den Mund an des Entdeckers Ohr und rief: »Wir haben es geschafft, Dick! Wir haben den Ursprung entdeckt! Und wir haben es zusammen vollbracht!«
    Burton riss sich los. Speke wich einen Schritt zurück, erschrocken von der wilden Miene des anderen.
    »Du kannst den Ruhm dafür haben! Ich will nichts mehr damit zu tun

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