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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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gesagt, dass die Guerillakämpferinnen zumindest bis in die 1870er Jahre überlebt hatten. Durch das Verändern der Geschichte würde Burton Isabel Arundell, Isabella Mayson und Sadhvi Raghavendra mit ziemlicher Sicherheit zu einem viel zu frühen Tode verurteilen.
    Offensichtlich war die Zukunft, die er besucht hatte, deshalb eingetreten, weil er Al-Manats Weiterleben den Vorzug gegenüber dem direkten Befehl des 130-jährigen Palmerston gegebenhatte. Sosehr er Isabel liebte, er hatte keine Ahnung, weshalb er das getan haben könnte, denn es stellte sich die Frage: Konnten drei Leben   – auch wenn es um diese drei Leben ging   – die Barbarei und Zerstörung des Weltkriegs wert sein?
    Er schrieb viel darüber in sein persönliches Tagebuch und beleuchtete das Problem aus jedem Blickwinkel, fand aber keine Antwort, obwohl er Seite um Seite mit enger Handschrift füllte.
    Die Lösung kam schließlich in Form eines Besuchs von Palmerston höchstpersönlich.
    Zwei Wochen nach Beginn seiner Behandlung saß Burton im Bett und las Zeitung, als sich die Tür öffnete. Der Premierminister trat ein und verkündete: »Ich wollte schon früher kommen, aber Sie wissen ja, wie es ist   – Staatsangelegenheiten. Wir leben in schwierigen Zeiten, Captain Burton.«
    Er nahm seinen Hut und seinen Paletot ab, unter dem ein schwarzer Anzug mit Mandarinkragen und eine blaue Krawatte zum Vorschein kamen, und legte beides auf einen Stuhl. Die Kalbslederhandschuhe behielt er an. Dann stellte er sich ans Fußende des Patientenbettes und meinte: »Sie sehen ja fürchterlich aus. Ihr Haar ist weiß!«
    Der Agent des Königs erwiderte nichts. Stattdessen musterte er teilnahmslos das Gesicht seines Besuchers.
    Durch Palmerstons jüngste Behandlungen besaß der Mann nunmehr eine fast völlig platte Nase. Die Löcher glichen waagerechten Schlitzen, die so breit waren wie der schmale Mund darunter. Der Mitte seines Kinns war ein Grübchen hinzugefügt worden. Die Brauen waren hoch über den orientalisch wirkenden Augen aufgemalt.
    »Es wird Sie freuen zu hören, Captain, dass ich Ihre Empfehlungen nicht nur in vollem Umfang befürworte, sondern auch entsprechend gehandelt habe   – trotz heftigem Widerstand unter Führung von Disraeli höchstpersönlich«, verkündete Palmerston.
    Burton zeigte sich verwirrt. »Meine Empfehlungen?«
    »Ja. Ihre Berichte haben meinen Verdacht hinsichtlich Bismarcks Absichten in jeder Hinsicht bestätigt. Offensichtlich dürfen wir nicht zulassen, dass er in Afrika Fuß fasst, deshalb wurden bereits britische Truppen per Rotorschiff hingebracht, und weitere sind unterwegs. Das ist keinesfalls eine Kriegserklärung meinerseits, sehr wohl aber habe ich vor, Widerstand gegen jedwede Bestrebungen Preußens zu leisten, Gebietsansprüche zu erheben.«
    Burtons Finger bohrten sich in die Laken unter ihm. »Meine   … meine Berichte?«, flüsterte er heiser.
    »Die uns Commander Krishnamurthy überbracht hat. Ein überaus beherzter junger Mann, Burton. Ihm wird gebührende Ehre zuteilwerden, dessen können Sie sicher sein. Und ich freue mich darauf, den Rest Ihrer Beobachtungen zu erhalten   – jene zwischen Kazeh und den Mondbergen. Haben Sie die zufällig hier?«
    »N-nein«, stammelte Burton. »Ich   … ich sorge dafür, dass sie Ihnen zugestellt werden.« Insgeheim dachte er: Bismillah! Krishnamurthy!
    »Bitte so schnell wie möglich, Captain.«
    Burton rang um Worte. »Ich   … ich habe diese Berichte verfasst, bevor ich die Lage richtig einschätzen konnte, Premierminister. Sie müssen   … unsere Streitkräfte unverzüglich zurückholen. Ihre Gegenwart in Afrika wird zu Feindseligkeiten noch nie da gewesenen Ausmaßes zwischen dem britischen Empire und Preußen führen.«
    »Was? Sie erwarten doch nicht etwa von mir, Bismarck freie Hand zu lassen, oder?«
    »Sie müssen, Sir.«
    »Ich muss? Warum?«
    »Ihre Handlungen werden den Weltkrieg heraufbeschwören, den Komtesse Sabina vorhergesagt hat.«
    Palmerston schüttelte den Kopf. »Die Komtesse arbeitet mit uns daran, genau das zu verhindern. Sie und ein Team von Medien haben die Nāga-Diamanten bereits mit großartiger Wirkung eingesetzt.« Er deutete auf Burtons Zeitung. »Bestimmt haben Sie schon gelesen, dass ein zweiter Schleswigscher Krieg zwischen Preußen, Österreich und Dänemark ausgebrochen ist. Den haben wir herbeigeführt, mein lieber Freund, und zwar durch unerkannte mediale Manipulation. Ich habe vor, Bismarck in so viele kleinere

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