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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Einzug gehalten. Nun, Anfang 1864, verliefen dicke Kabel entlang der Mauern der Gebäude der Stadt, hingen verschlungen über den Straßen, troffen im Nebel und knisterten leise vor sich hin, während sie Energie aus dem Elektrizitätswerk Battersea in die Hauptstadt leiteten.
    Straßenlampen leuchteten strahlend hell. Ebenso die Fenster von Häusern und Büros und die Auslagen von Geschäften. Doch der ständige Nebel verschluckte das Licht und dämpfte es zu verschwommenen Kugeln, die wie exotische Früchte in der undurchdringlichen Atmosphäre schwebten.
    In den düsteren Schluchten dazwischen kämpften sich Fußgänger durch ein hartnäckiges Gewirr nahezu stillstehender Fahrzeuge. Die Beine dampfbetriebener Insekten waren in den Speichen von Rädern verheddert, panische Pferde saßen zwischen tuckernden Maschinen fest, Kurbelwellen hämmerten gegen Holz, Metall und Fleisch.
    Animalisches Geheul, Schreie und Flüche drangen aus dem Chaos.
    Zu alldem war Burton an Bord des Luftschiffes Dauntless zurückgekehrt.
    Das fliegende Gefährt war das Erste seiner Art, das dadurch zustande gekommen war, dass Isambard Kingdom Brunel das Problem gasgefüllter Luftfahrzeuge gelöst hatte. Konstruktionsfehler waren behoben und instabile, entzündliche Gase durch andere ersetzt worden. Die Dauntless galt als Triumph der Ingenieurskunst.
    Als langsames, aber für weite Strecken geeignetes Schiff wurde sie von Elektromotoren angetrieben und hätte aufgrund der fehlenden Federn an sich gegen den schädlichen Einfluss gefeit sein sollen, der bislang verhindert hatte, dass eine beliebige Maschine ins Herz Afrikas vordringen konnte.
    Leider hatte sich herausgestellt, dass dem nicht so war.
    Das Schiff war dem Nil stromaufwärts gefolgt und hatte den nördlichen Rand der Seenregion erreicht. Dort hatten die Motoren versagt. Allerdings hatte die Dauntless zu dem Zeitpunkt Rückenwind, daher ließ Kapitän Lawless sie ohne Antrieb weiterschweben, bis der Luftstrom die Richtung änderte. Dann befahl er die Landung am Ufer eines großen Sees.
    Die Besatzung schlug ein Lager auf.
    Zwei Passagiere waren an Bord: John Petherick und Samuel Baker, beide erfahrene Entdecker von der Royal Geographical Society. Sie bereiteten eine Expedition vor und wollten nach Süden aufbrechen, um nach Burton zu suchen. Am Tag vor der geplanten Abreise waren Burton und Speke ins Lager gewankt gekommen.
    Lawless und seine Maschinisten waren davon ausgegangen, dass die Motoren nach wie vor funktionsuntauglich wären. Burton jedoch wusste, dass die Nāga sich nicht mehr in den schwarzen Diamanten befanden und ihr Einfluss daher verschwunden sein sollte.
    Er behielt recht. Die Motoren funktionierten einwandfrei. Die Dauntless flog in die Heimat und landete auf einem Flugfeld einige Meilen südöstlich von London. Damien Burke und Gregory Hare, Palmerstons rechte und linke Hand, waren als Begrüßungskomitee anwesend. Sie nahmen die vierzehn schwarzen Diamanten in Besitz   – die sieben Fragmente des kambodschanischen Auges und die sieben des afrikanischen Auges.
    »Jetzt befinden sich alle Nāga-Steine in britischer Hand, Captain Burton«, meinte Burke. »Sie haben hervorragende Arbeit für das Empire geleistet, nicht wahr, Mr. Hare?«
    »Auf jeden Fall, Mr. Burke«, pflichtete Hare ihm bei.
    John Speke wurde in Gewahrsam genommen.
    »Er ist ein Verräter«, merkte Burke dazu an. »Ironischerweise wird er zweifellos in unseren Kammern unter dem Tower von London eingesperrt, wo auch die Augen verwahrt werden. Einer der schändlichsten Männer der Nation landet am selben Ort wie der Gegenstand, der sich als unsere wertvollste Ressource entpuppen könnte. So spielt das Leben.«
    Burton wurde ins Privatsanatorium Penfold in Londons St. John’s Wood gebracht, wo sich drei Wochen lang die Schwesternschaft der Edlen Mildtätigkeit um ihn kümmerte.
    Im selben Maß, in dem seine Kraft zurückkehrte, wuchs auch seine Anspannung. Er hatte eine schreckliche Entscheidung zu treffen. Erzählte er Palmerston von der Zukunft und offenbarte er ihm sein Schicksal, würde es ihm vielleicht gelingen, den Premierminister davon zu überzeugen, seine Pläne zu verwerfen, die Nāga-Augen als Mittel für mediale Spionage gegen Preußen einzusetzen. Vielleicht glaubte ihm Palmerston, dass es zu einer Katastrophe führen würde, Truppen nach Afrika zu entsenden. Aber wenn ihm das gelänge, würde das keine Verstärkung für die Töchter der Al-Manat verheißen. Bertie Wells hatte ihm

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