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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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haben. Er gehört dir, Speke. Das ganze verdammte Ding gehört dir!«
    *
    Im Verlauf der nächsten Tage folgten sie dem Fluss nach Norden, mühten sich durch einen weitläufigen Morast, kämpften sich durch Dickichte aus Wasserhyazinthen und gelangten zum Ufer eines zweiten Sees, der kleiner und erheblich seichter war als der Ukerewe. Er war von Seerosen bedeckt und roch nach verrottender Vegetation.
    »Wie wollen wir das Gewässer nennen?«
    »Warum sollen wir ihm einen Namen geben?«, entgegnete Burton. »Es ist, was es ist. Ein verdammter See.«
    Der Lieutenant schüttelte verzweifelt den Kopf und ging davon. Er konnte die Stimmung seines Gefährten einfach nicht verstehen. Seit der Entdeckung der Wasserfälle hatte Burton kaum gesprochen. Er bemühte sich nicht einmal, die Sprache der Chwesi zu erlernen, was ihm alles andere als ähnlich sah, denn Spekes Erfahrung zufolge war Burton geradezu besessen davon, jede Fremdsprache zu erobern, auf die er stieß.
    Die Wanjambo verließen sie. Die Krieger waren nicht weit von zu Hause und wollten nicht weitergehen.
    In den nächsten drei Tagen führten die Chwesi die beiden Briten um die südlichen Gestade des Sees zu dessen westlichem Ende, wo ein Fluss entsprang.
    Sie folgten dem Wasserlauf. Das Gelände war sumpfig, und es wimmelte vor Schlangen. Übelriechende Gase stiegen in Blasen aus dem Boden.
    Die Sonne ging auf und unter, auf und unter, und sie verloren den Überblick über die Zahl der Tage. Moskitos stachen jeden Zoll ihrer ungeschützten Haut. Ihre Kleider zerfielen und mussten durch Baumwollroben ersetzt werden, die ihnen Dorfbewohner schenkten. Sie wickelten sich rauen Stoff um die mittlerweile unbeschuhten Füße und marschierten mit Stöcken. Die beiden Männer glichen zwei Skeletten mit wuchernden Bärten, nahezu schwarz gebrannt, zu erschöpft, um sich zu unterhalten oder auch nur zu denken.
    Einer ihrer Führer, der zum Kundschaften vorausgegangen war, kehrte zurück und sprach leise mit seinen Gefährten. Danach kam er auf Burton und Speke zu, zeigte mit dem Finger erst auf den einen, dann auf den anderen Mann und deutete schließlich in Richtung eines Höhenzugs, der unmittelbar südlich des Flusses einige Meilen in westlicher Richtung lag.
    Danach schloss er sich wieder den anderen Chwesi an, und sie verschwanden als geschlossene Einheit im Unterholz.
    Mit einem Schlag waren die Briten allein.
    »Tja«, meinte Speke, schattete sein heiles Auge ab und spähte zu dem nahen, höher gelegenen Gelände hinauf. »Ich schätze, wir sollen dorthin gehen.«
    Sie bahnten sich einen Weg durch steife Rohrkolben und tiefen Schlamm, bis das Gelände anstieg, der Untergrund fester wurde und sie zum Grat des Höhenzugs hinaufkletterten. Auf der anderen Seite floss der Nil in einen weiteren riesigen See, und am nahen Ufer, nur eine halbe Meile entfernt, schwebte einLuftschiff etwa zwölf Meter über dem Boden. Es handelte sich um einen gewaltigen, zigarrenförmigen Ballon mit einer langen, darunter angebrachten Kabine sowie Achsen mit Rotorblättern an den Enden. Das Schiff, das um die dreihundert Meter lang sein musste, war mit der britischen Flagge bemalt, und auf der Flanke stand der Name HMA Dauntless .
    Im Schatten des Gefährts befand sich ein großes Lager aus Zelten.
    Unverhofft ergriff Burton das Wort. »John, ich muss dich um etwas bitten.«
    »Worum geht es?«
    »Erzähl nichts. Weder jetzt noch später, wenn wir nach London zurückkehren. Lass nichts darüber durchdringen, was wir hier erlebt haben. Die Zukunft könnte davon abhängen.«
    »Dick, ich   …«
    »Ich brauche dein Wort.«
    »Na schön.«
    Burton ergriff Spekes Hand und schüttelte sie.
    Zusammen stolperten sie auf das Lager zu und wurden auf halbem Wege gesichtet. Gebrüll erhob sich, Männer rannten auf sie zu, näherten sich und scharten sich um sie. Einer von ihnen trat vor.
    »Grundgütiger!«, stieß der Mann hervor. »Sind Sie das, Sir Richard?«
    Burtons Sicht verschwamm. Die Gestalt vor ihm nahm er bald undeutlich, bald scharf wahr. Nur langsam dämmerte Erkennen.
    »Sie   …?«, flüsterte der Agent des Königs. »Ich bin sehr froh zu sehen, dass Sie sich von Ihren Verletzungen erholt haben, Käpt’n Lawless.«
    Dann versank die Welt um ihn her, und Dunkelheit umfing ihn.



Der Ursprung
    Jeder von uns ist sein eigener Teufel,
und wir machen uns diese Welt zu Hölle.
    OSCAR WILDE
    W ährend Sir Richard Francis Burtons Aufenthalt in Afrika hatte die Elektrizität in London

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