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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Schwierigkeiten zu verstricken, dass ihm nie genug Kraft bleiben wird, uns in Afrika herauszufordern, geschweige denn ein vereinigtes Deutschland zu begründen!«
    Burton presste die Augen zu und hob die Hände frustriert an den Kopf. Es war zu spät. Die Umstände, die zum totalen Krieg führen würden, waren bereits in Gang gesetzt worden.
    Rasch überlegte er. Nun verstand er die Behauptung des 130-jährigen Palmerston, er   – Burton   – hätte seinen Besuch in der Zukunft nie preisgegeben. Der Agent des Königs wusste, wie der Verstand des Premierministers arbeitete. Nachdem Palmerston bereits Benjamin Disraeli   – eine bedeutende politische Kraft   – überwunden hatte, um seinen Willen durchzusetzen, würde er unter keinen Umständen zurückrudern, nicht einmal auf seinen eigenen Rat hin. Und was würde er stattdessen tun? Die Antwort schien offenkundig zu sein: Der Premierminister würde versuchen, seine eigene Zukunft zu überlisten, indem er den Erstschlag anordnen und jedes ihm zur Verfügung stehende Mittel dafür einsetzen würde, Bismarck zu besiegen, bevor Preußen seine militärische Macht vollständig mobilisieren konnte. Und dadurch würde er nach Burtons Ansicht den Krieg mit großer Wahrscheinlichkeit nur noch früher entfachen, statt ihn zu verhindern.
    »Was ist?«, erkundigte sich Palmerston. »Soll ich eine Krankenschwester rufen?«
    Der Entdecker senkte die Hände vom Kopf und spürte dabei, wie die Erhöhungen seiner Tätowierung unter seinen Fingerspitzen hinwegglitten.
    »Nein, Premierminister. Ich habe nur Kopfschmerzen.«
    »Dann will ich Sie nicht länger stören, Captain.« Palmerston ergriff seinen Mantel, schlüpfte wieder hinein, nahm seinen Zylinder und sagte: »Sie und ich, wir beide haben einander schon Wechselbäder geliefert, aber Sie sollen wissen, dass ich frisches Vertrauen in Sie habe. Sie haben ausgezeichnete Arbeit geleistet. Absolut vortrefflich! Dank Ihrer Handlungen ist das Empire gesichert.«
    Damit wandte er sich ab und ging.
    Burton saß da und starrte ins Leere.
    Eine Woche später wurde er aus dem Krankenhaus entlassen und kehrte in sein Heim in der Montagu Place Nummer 14 zurück.
    Mrs. Angell, seine Haushälterin, zeigte sich entsetzt von seinem Erscheinungsbild. Sie meinte, er sähe als, als sei er soeben aus einem ägyptischen Grab ausgebuddelt worden.
    »Sie werden tüchtig essen, Sir Richard«, erklärte sie entschieden und begab sich auf eine kulinarische Mission, um seine vollständige Genesung herbeizuführen. Außerdem putzte sie rings um ihn wie besessen, als könne ihn das kleinste Staubkörnchen endgültig zugrunde richten.
    Er ließ es mit stoischer Ruhe über sich ergehen, zu schwach, um Widerstand zu leisten, wenngleich es einen Gegenstand gab, den er weder sie noch das Hausmädchen, Elsie Carpenter, anfassen, geschweige denn abstauben ließ: das Gewehr, das am Kamin neben seinem Lehnsessel mit Seitentaschen lehnte.
    Jene Waffe stellte eine Anomalie dar, und ihr Bild tauchte immer und immer wieder in seinen Sufi-Meditationen auf, wenngleich er nicht begreifen konnte, weshalb.
    Einige Tage nach seiner Heimkehr traf ein Sittich am Fenster seines Arbeitszimmers ein: »Nachricht vom vertrottelten Richard Monckton Milnes, auch bekannt als Baron Houghton mit den haarigen Griffeln. Anfang der Nachricht. Ich komme um drei Uhr vorbei, Hinternklatscher. Ende der Nachricht.«
    Der frischgebackene erste Baron Houghton erschien pünktlichund fand Burton in seine Dschubbe gehüllt auf seinem Lehnsessel am Kamin vor, eine Zigarre zwischen den Lippen, ein Glas Portwein in der Hand. Fidget, der Basset, lag ausgestreckt zu seinen Füßen. Welche Begrüßung Monckton Milnes auch geplant haben mochte, sie erstarb beim Anblick des Entdeckers auf seinen Lippen. Mit offenem Mund stand er am Eingang des Arbeitszimmers.
    Burton nahm seine Manilazigarre aus dem Mund, stellte sein Glas ab und setzte ein halbherziges Grinsen auf. »Was du siehst, ist das weitgehend restaurierte Modell«, sagte er und erhob sich. Er ging auf seinen Freund zu und schüttelte dessen Hand. »Du hättest mich in meinem vorherigen Zustand sehen sollen! Häng deinen Mantel auf, alter Zosse, und nimm Platz. Herzlichen Glückwunsch zur Adelswürde. Soll ich mich lieber vor dir verbeugen oder dir etwas zu trinken einschenken?«
    »Herrjemine, Richard! Du siehst zwanzig Jahre älter aus!«
    »Ich bin vier Jahre älter. Nein, fünf, wenn man das Jahr mitzählt, seit du mich zuletzt gesehen

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