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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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hast. Der Rest ist den Launen Afrikas zuzuschreiben.«
    Sein Gast setzte sich und ließ sich ein Glas Portwein reichen.
    »Meine Güte, ist das schön, dich wiederzusehen. Aber fünf Jahre? Wovon redest du?«
    »Das wird eine Verdrängung natürlicher Ungläubigkeit deinerseits bedürfen.«
    »Vor knapp mehr als einem Jahr hast du mir erzählt, dass Spring Heeled Jack ein Mann aus der Zukunft war und dass die Geschichte verändert worden ist. Kann das, was du zu berichten hast, wirklich noch unglaublicher sein als das?«
    »Ja, das ist es in der Tat.«
    »Autsch! Na schön, schieß los. Du redest, ich trinke.«
    Im Verlauf der nächsten zwei Stunden schilderte Burton seinem Freund alles, was sich in Afrika zugetragen hatte, und verschwieg nichts.
    Eine lange Stille folgte, während der Monckton Milnes die Geschichte zusammen mit der großzügigen Menge Portwein verdaute, die er in sich gekippt hatte.
    Burton zeigte ihm das Gewehr und wies auf die Inschrift am Schaft hin: Lee-Enfield Mk III . Hergestellt in Tabora, Afrika, 1918.
    »Du musst die Geschichte ändern«, meinte sein Gast leise.
    »Das ist das Problem«, erwiderte Burton. »Dafür müsste ich mich selbst ebenso wie Palmerston überlisten.«
    »Und wenn es dir gelingt«, warf Monckton Milnes ein, »wenn du nur eine weitere Verzweigung der Geschichte erschaffst, verschlimmerst du bloß das Chaos, vor dem der arme Algernon gewarnt hat.«
    Burton sog an seiner Zigarre. »Der gar nicht so arme Algernon. Er schien mir mit seiner neuen Form durchaus zufrieden zu sein. Aber ja, du hast recht. Er hat gesagt, ich müsste all den Abweichungen ein Ende bereiten, auch wenn das bedeutet, dass die Geschichte ausgelöscht wird, in der er sich derzeit aufhält. Nur wie soll ich das anstellen?« Er blickte auf das Gewehr hinab, das quer über seinen Beinen lag. »Wie soll ich das anstellen?«
    Ohne Vorwarnung oder erkennbaren Grund kamen Burton die letzten Worte, die er von Detective Inspector Honesty gehört hatte, mit solcher Deutlichkeit in den Sinn, als hätte der Polizist sie ihm gerade ins Ohr geflüstert: Muss zurückgeschnitten werden, bis knapp an die Zweige.
    *
    Wie von Burton gewünscht hatte Monckton Milnes das vergangene Jahr damit verbracht, den Premierminister unauffällig im Auge zu behalten. Er berichtete, dass Palmerston heimlich die Militärausgaben vervierfacht und sein Kabinett so umgestaltet hatte, dass es die kriegerischsten Minister seiner Partei umfasste. Außerdem weigerte er sich standhaft, eine Entscheidung hinsichtlich der Sklavenbevölkerung von Britisch-Nordamerika zu treffen.
    Burton dankte seinem Freund, verabschiedete sich von ihm und meditierte den restlichen Nachmittag.
    An jenem Abend traf er sich mit Maneesh Krishnamurthy zum Essen im Athenaeum Club in der Pall Mall. Sie fassten einander an den Ellbogen und tauschten eine wortlose Begrüßung aus. Beide grinsten albern, beide blickten dem anderen in die Augen, und beide sahen darin Schmerz und Verlust.
    Sie ließen sich im Foyer nieder und teilten sich eine Flasche Wein.
    »Ich habe mit diesen widerlich schmeckenden Dingern angefangen«, sagte der Polizeibeamte, öffnete ein Zigarettenetui aus Platin und zog einen der kleinen Stängel aus Latakia-Tabak heraus. »Viel schlimmer als meine alte Pfeife, aber die musste ich leider eintauschen, um es aus einer Klemme in Madege Madogo zu schaffen, und ich habe es nicht übers Herz gebracht, sie zu ersetzen. Sie war ein Geschenk von meinem Vetter, möge er in Frieden ruhen.«
    »Ich vermisse ihn«, murmelte Burton. »Ich vermisse sie alle.«
    Er hob sein Glas zu einem stummen Trinkspruch. Krishnamurthy tat es ihm gleich. Sie tranken in einem Zug aus und schenkten großzügig nach.
    »Richard, ich weiß, dass ich den Eindruck vermittle, als wäre ich ausgehungert, verprügelt und durch einen Dornbusch geschleift worden, aber wenn du mir die Bemerkung gestattest, du siehst erheblich schlimmer aus. Was in drei Teufels Namen ist dir widerfahren?«
    »Die Zeit, Maneesh. Die Zeit ist mir widerfahren.«
    Zum zweiten Mal an diesem Tag   – und erst zum zweiten Mal seit seiner Rückkehr   – schilderte Burton, was sich ereignet hatte, nachdem sich Krishnamurthy und er vor Kazeh voneinander getrennt hatten.
    »Du lieber Himmel, das ist unglaublich, Richard, aber wennich mir ansehe, was heute auf der Welt so vor sich geht, kann ich mir mühelos vorstellen, wie es sich zu dem höllischen Krieg entwickeln könnte, den du beschreibst.«
    »Leider nicht

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