Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Korridors, durch den sie gekommen waren. »Ich muss zurück auf die Brücke. Ich schicke den Flugbegleiter mit dem Schlüssel herunter. Bitte erstatten Sie mir Meldung, wenn diese Angelegenheit geklärt ist.«
    Der Kapitän bedachte den Gefangenen mit einem letzten Blick, dann marschierte er davon.
    Burton wandte sich an seinen Gehilfen. »Algy, wo ist Herbert?«
    »Hat sich in seiner Kabine verschanzt und arbeitet an einer philosophischen Abhandlung.«
    »Würdest du ihn bitte holen.«
    Der Dichter verlagerte das Gewicht von einem Bein aufs andere, schaute den Mann mit der großen Nase finster an und warf Willy Cornish einen skeptischen Blick zu. Dann nickte er und verschwand in die Richtung, in die Lawless gegangen war.
    Burton baute sich vor der Person auf, die sich Tobias Threadneedle nannte, und fragte: »Haben Sie vergangenen Sommer an einem Aufstand am Speakers’ Corner teilgenommen?«
    »Nein!«, antwortete der Mann. Allerdings konnte er Burtons Blick nicht standhalten und schaute an die Decke. Dann musterte er nervös die Rohrleitungen und Maschinenbauteile. Die Art, wie er sich in Trounces und Honestys Griff wand, legte nahe, dass er nicht die Wahrheit sagte.
    »Die beiden Männer, die Sie festhalten, sind Polizeibeamte«, verriet Burton.
    Trounce fügte hinzu: »Und wir haben keine Hemmungen, Sie zu verhaften und in einem Zuchthaus in Kairo abzusetzen, wenn Sie der sind, für den Mr. Swinburne Sie hält.«
    »Ägyptische Gefängnisse«, murmelte Honesty. »Ziemlich übel. Schlimme Orte.«
    »Oh, bitte nicht! Muttergottes! Ich hab nix gemacht!«, rief der Gefangene kläglich. »Ich bin bloß ’n verflixter Schlotschrubber!«
    »Sneed war bei dem Aufstand«, sagte Burton. »Genau wie diese beiden Herren und ich selbst. Mein Gehilfe geriet damals in eine Auseinandersetzung mit ihm. Von uns hat es niemand gesehen, aber unser Kollege, Mr. Spencer, sehr wohl. Er ist auf dem Weg hierher und wird Mr. Swinburnes Einschätzung entweder bestätigen oder nicht. Falls Sie Tobias Threadneedle sind, haben Sie nichts zu befürchten. Falls Sie Vincent Sneed sind, steht Ihnen ziemlich Übles bevor.«
    Der Gefangene stimmte ein klägliches Gewimmer an.
    Burton wandte sich an Willy Cornish.
    »Ich habe gute Dinge über dich gehört, junger Mann. Ich hoffe, du schwindelst nicht. Das wäre sehr enttäuschend.«
    Willy brach in Tränen aus und vergrub das Gesicht in der Armbeuge.
    Daniel Gooch trat an Burton heran und sagte mit leiser Stimme: »Dieser Lagerflansch, Sir Richard   … wie ich hörte, ist er unter mysteriösen Umständen in Ihrer Kabine aufgetaucht, richtig?«
    »Ja.«
    »Die Aufgabe dieses Burschen«, einer von Goochs mechanischen Armen deutete auf Threadneedle, »besteht darin, die Rohre auf dieser Seite des Schiffes sauber zu halten. Er könnte die Lüftungsabdeckung im Rohr geöffnet und auf diese Weise Ihr Quartier betreten haben.«
    »Ich verstehe. Danke, Mr. Gooch.«
    Mehrere angespannte Minuten verstrichen, während sie auf Herbert Spencers Ankunft warteten. Schließlich betrat der Uhrwerkphilosoph den Raum, Pox auf dem Kopf, und klapperte neben Swinburne her. Threadneedles kleine Augen weiteten sich bei dem Anblick. »W-was ’n das für ’n Ding?«, stammelte er.
    »Saufkopf!«, krächzte Pox.
    »Herbert«, ergriff Burton das Wort. »Hast du diesen Burschen schon einmal gesehen?«
    Der Messingmann trat vor Threadneedle hin und nickte. »Jawoll, Boss. Er war letzten Sommer bei dem Aufstand. Hatte eine Rauferei mit Mr. Swinburne. Das ist Vincent Sneed.«
    Der Gefangene stöhnte und ließ die Schultern sinken.
    Doktor Quaint kam herein, betrachtete neugierig den Anblick, der sich ihm bot, und reichte Burton einen Schlüssel. »Kabine Nummer eins der zweiten Klasse«, sagte er.
    »Danke, Doktor.« Burton wandte sich an die Männer von Scotland Yard. »Bringen wir Mr. Sneed in Gewahrsam, meine Herren.«
    Er ging zur Kabine voraus, gefolgt von den Polizisten und ihrem Gefangenen.
    Swinburne wandte sich Willy Cornish zu und legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. »Warum hast du ihn gedeckt, Willy? Hat er dir gedroht?«
    Willy schaute auf. Seine Augen ertranken förmlich in Tränen. »Kann ich nicht sagen, Karotte. Ich würd’s tun, aber ich kann einfach nicht!«
    Swinburne schüttelte den Kopf und kaute auf der Unterlippe. »Irgendwas an der ganzen Sache stinkt zum Himmel. Aber wie soll ich den Fakten auf die Spur kommen, wenn du mir nicht hilfst?«
    Mit einem gequälten Aufschrei rannte Willy