Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)
Pferdedung!«, meldete Pox sich zu Wort.
»Der Sittich hat recht!«, befand Swinburne. »Lieutenant Christopher Palmer Rigby ist der Konsul in Sansibar und obendrein ein hohlköpfiger Trottel, wie er im Buche steht. Richard hat ihn bei Sprachuntersuchungen wiederholt aus dem Feld geschlagen, als sie beide in Indien stationiert waren, und als der schlechte Verlierer, der er ist, hat Rigby es ihm nie vergessen. Der mieseSchuft hat sich zum Ziel gesetzt, den Ruf unseres Freundes bei jeder Gelegenheit in den Dreck zu ziehen. Ich würde dem Mistkerl nur zu gern eins auf die Nase verpassen!«
»Danke, Algy«, ergriff Burton das Wort und setzte zu einer ausführlicheren Erklärung an. »Rigby und ich waren zusammen in der 18. Infanteriedivision von Bombay der Ostindien-Kompanie am Sindh. Er hatte von Anfang an einen unerklärbaren Hass auf mich. Er wird uns Probleme bereiten, wenn wir in Afrika landen, davon bin ich überzeugt.«
»Agent des Königs!«, warf Honesty ein. »Autorität!«
»Autorität zu besitzen ist eine Sache«, gab Burton zurück. »Aber zu erwarten, dass ein Mann wie Rigby sie respektiert, ist eine völlig andere.«
Im Verlauf der nächsten Stunde gab der Entdecker kaum ein Wort von sich. Als sie sich schließlich zum Abendessen am Tisch des Kapitäns setzten, wirkte er so gedankenverloren, dass sein Verhalten der Unhöflichkeit gefährlich nahe kam. Nach dem Essen murmelte er ein paar Worte darüber, seine Tagebücher auf den letzten Stand bringen zu wollen, und zog sich in seine Kabine zurück.
Er zündete eine Lampe an und dämpfte deren Schein. Dann zog er sich aus, wusch sich, schlüpfte in seinen Pyjama und hüllte sich in seine Dschubbe. Gemächlich steckte er sich eine Zigarre an und entspannte sich auf einem Lehnsessel, den Blick nach innen gerichtet, während sein Geist mit einer Sufi-Meditationsübung beschäftigt war.
Er rauchte die Zigarre zu Ende.
Mehrere Stunden verstrichen.
Er rührte sich nicht.
Dann: Da!
Er hatte ein leises Geräusch gehört, ein kaum wahrnehmbares Rascheln.
Burton wartete.
Wieder ein leises Kratzen.
Er ließ ein paar Minuten verstreichen.
»Du hättest fragen sollen, bevor du dir Schwester Raghavendras Exemplar von Gedichte und Balladen ausgeliehen hast.«
Stille.
Burton sprach weiter. »Du hast Vincent Sneed zum Sündenbock gestempelt. Ich mag den Burschen zwar nicht, aber warum hast du das getan? Was hatte das für einen Sinn?«
Ungefähr dreißig Sekunden verstrichen.
Dann sagte eine Stimme im Flüsterton: »Ablenkung, Captain Burton.«
»Da bist du ja! Hallo, Junge. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sneed und Cornish dich in dem Ersatzrohr an Bord des Schiffes geschmuggelt haben?«
»Ja. Ich habe den beiden ehemaligen Schlotschrubbern aufgetragen, vorsätzlich einen Teil zu beschädigen, um meine Anwesenheit hier zu ermöglichen.«
»Und nun ist der Käfer, das Oberhaupt der Kaminkehrervereinigung, unterwegs nach Afrika. Ein bizarrer Umstand. Du musst einen guten Grund gehabt haben, deinen Schornstein zu verlassen. Ablenkung, sagst du? Wen versuchst du abzulenken? Und wovon?«
Burton stand auf, ging zur Mitte des Zimmers und schaute zur vergitterten Abdeckung des dicken Lüftungsrohres hinauf. Verschwommen konnte er erkennen, dass sich dahinter etwas bewegte.
»Drehen Sie nicht die Lampen heller«, sagte die Flüsterstimme.
»Habe ich nicht vor. Ich weiß, wie zuwider dir Licht ist.«
»Einer meiner Jungen wurde getötet.«
»Wer?«
»Bingo Stokes. Er war zehn Jahre alt. Einer der wenigen, die kein Waisenkind waren. Allerdings hat sein Vater ihn schlimm misshandelt, deshalb hat Bingo oft Zuflucht in einem Kamin gesucht.«
»Ah, jetzt verstehe ich. Er hat den Kamin eines Hauses in Ilford geputzt. Dann ging er dorthin zurück, um Essen zu stehlen und die Nacht im Rauchfang zu verbringen.«
»So ist es, Captain. Und während er dort war, hat er vier Männer dabei belauscht, wie sie Pläne schmiedeten. Drei davon waren Preußen, aber zum Glück sprachen sie Englisch, damit der vierte Mann sie verstehen konnte. Diesem Mann wurde aufgetragen, unser Schiff zum Absturz zu bringen, falls es nicht gelingen sollte, Sie bereits zuvor zu töten. Leider wurde Bingos Anwesenheit bemerkt. Er konnte flüchten, wurde aber angeschossen. Als er bei mir eintraf, war es zu spät, um ihn zu retten. Er ist verblutet. Aber er lebte noch lange genug, um mir alles zu sagen, was er gehört hatte.«
»Also läuft immer noch ein Saboteur frei herum?«
»Ja. Nur
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