Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)
heraushielten. Unmittelbar nach unserer Landung habe ich meinen Sittich mit dem Gesuch zum Konsul geschickt, sich dem Gefangenen so schnell wie möglich zu widmen. In wenigen Tagen wird er den britischen Behörden übergeben und nach Hause geschickt, aber es besteht keine Veranlassung, ihm das zu verraten. Lassen wir ihn in dem Glauben, dass er längere Zeit in einem Gefängnis in Kairo schmoren wird. Vielleicht wird es ihm eine Lehre sein.«
Al-Mustazi murmelte eine Zustimmung, verneigte sich und ging.
Burton verließ die Kabine und stieß im Gang zu Trounce und Honesty. Zusammen steuerten sie den Gesellschaftsraum für Passagiere an.
»Seltsam«, meinte Honesty. »Warum ist er so stur?«
»Ich gebe zu, das ist merkwürdig«, erwiderte Burton. »Und da war noch etwas ziemlich Eigenartiges. Er hat immerzu an die Decke geblickt.«
»Das ist mir auch aufgefallen.« Trounce nickte. »Weshalb hat er das getan?«
»Das ist die Frage«, murmelte Burton.
Die drei Männer trafen im Gesellschaftsraum mit Swinburne, Krishnamurthy, Bhatti und Herbert Spencer zusammen. Der Uhrwerkphilosoph war nicht in der Lage, zu trinken oder zu rauchen, aber er genoss die Gesellschaft und brauchte die mentale Entspannung, obwohl sein Verstand aus einem von einer Maschine verarbeiteten elektrischen Feld bestand. Mit Pox auf dem Kopf setzte er sich an die Bar zu den Männern, die an ihrem Brandy oder ihrer Limonade nippten und hinaus auf die Lichter der Häuser und Minarette blickten. Burton rauchte eine seiner verrufenen Manilazigarren, Trounce entschied sich für eine teure Zigarre der Marke Flor de Dindigul aus Indien, Honesty und Krishnamurthy schmauchten ihre Pfeifen. Weder Swinburne noch Bhatti rauchten. Der Dichter glich dies aus, indem er doppelt so viel Brandy trank.
»Sachte«, riet Burton.
»Ich brauche das«, entgegnete sein Gehilfe. »Ich bin bekümmert. Willy Cornish ist ein tüchtiger junger Mann, und mir fällt beim besten Willen kein Grund ein, warum er einen fiesen Gauner wie Sneed verteidigen sollte. Und jetzt ist er auch noch in die Rohrleitungen verschwunden und kommt wahrscheinlich nicht mehr raus, bis er verhungert!«
»Er muss verhört werden!«, meinte Honesty barsch. »Er muss auspacken. Uns sagen, was Zeppelin vorhat.«
»Triefender Rotzlappen!«, krächzte Pox.
»Ich verstehe das nicht«, meldete sich Krishnamurthy zu Wort. »Warum sollte der Preuße einen Schurken anheuern, den Mr. Swinburne auf Anhieb erkennt?«
»Vielleicht wusste er ja nicht, dass wir Sneed schon begegnet waren«, meinte Bhatti.
Trounce schnaubte. »Pah! Das wäre ein zu großer Zufall. Da ist mehr dran, glauben Sie mir, mein Junge.«
Burton nickte nachdenklich. »Das sehe ich auch so«, murmelte er. »Wir haben es hier mit einem vielschichtigeren Rätsel zu tun.«
Doktor Quaint und Schwester Raghavendra betraten den Raum und zündeten die Öllampen an. Burton stand auf und ging zu der jungen Frau hinüber.
»Hallo, Sadhvi. Haben Sie sich schon in Ihre Pflichten eingelebt?«
»Hallo, Captain Burton. Ja. Es war ein arbeitsreicher Tag. Ichgehe gleich nach unten, um Mr. Butler und Miss Mayson mit dem Abendessen zu helfen. Wenn gegessen und abgeräumt ist, ziehe ich mich zu einer wohlverdienten Ruhepause in meine Kabine zurück. Übrigens, ich habe ein Exemplar von Mr. Swinburnes Gedichte und Balladen zum Lesen eingepackt, aber ich hab’s anscheinend verlegt. Würden Sie ihn vielleicht fragen, ob er ein Exemplar dabeihat, das er erübrigen kann?«
»Sie können sich meines leihen. Ich lasse es Ihnen von Quips bringen. Allerdings sollte ich Sie warnen – das Buch ist ein wenig anschaulich!«
»Das habe ich gehört. Aber ich stamme aus Indien, Captain. Ich leide weder unter der Schamhaftigkeit noch unter der Verlegenheit oder den Ohnmachtsanfällen englischer Damen.«
Burton lächelte. »Dann können Sie sich glücklich schätzen.«
Auf dem Weg zurück zu seinen Freunden hielt der Agent des Königs plötzlich mitten auf dem Tanzboden inne und blickte zur Decke.
»Donnerwetter!«, flüsterte er. »Kann das sein? Jedenfalls würde es eine Menge erklären!«
Als er Platz nahm und sein Glas ergriff, fiel den anderen seine zerstreute Miene auf.
»Was geht Ihnen durch den Kopf, Captain?«, fragte Bhatti.
»Hm? Oh, ich denke nur gerade an … an … äh, Christopher Rigby.«
»Ach du Schande!«, entfuhr es Swinburne. »Der bringt nur Ärger!«
»Wer ist Rigby?«, erkundigte sich Herbert Spencer.
»Stinkender
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