Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

weiß ich nicht, um wen es sich handelt. Ich habe dafür gesorgt, dass ich an Bord geschmuggelt werde, und ich habe Vincent Sneed aufgetragen, den Lagerflansch zu stehlen.«
    »Du bist mit der Technik der Orpheus vertraut?«
    »Ja. Ich hatte vorher schon viel über ihren Aufbau gelesen.«
    Burton überlegte eine Weile, dann sagte er: »Also hast du uns darauf aufmerksam gemacht, dass sich ein Saboteur an Bord aufhält, indem du selbst einen harmlosen Sabotageakt veranlasst hast?«
    »Richtig. Dadurch habe ich es dem preußischen Agenten fast unmöglich gemacht zu handeln, denn alle Ihre Leute haben auf verdächtiges Verhalten geachtet. Der erste Abschnitt Ihrer Reise verlief somit geschützt. Dann habe ich den Flansch in Ihre Kabine gelegt, da ich wusste, dass Sneed erkannt und beschuldigt werden würde.«
    »Warum hast du das getan?«
    »Jetzt, da Sneed abgeführt wurde, wird Ihr Feind annehmen, dass Sie sich in Sicherheit wiegen. Er wird glauben, dass er ungestraft handeln kann, obwohl Sie in Wirklichkeit nach ihm Ausschau halten werden.«
    Burton dachte darüber nach, dann meinte er: »Du hast mir einen Gefallen getan, und dafür danke ich dir, aber ich verstehe es nicht. Warum ein so aufwendiger Plan, wenn du mir doch eine Nachricht hättest zukommen lassen können, bevor wir Battersea mit der Orpheus verlassen haben?«
    »Was hätten Sie in diesem Fall getan?«
    »Ich hätte die gesamte Besatzung entlassen, eine neue angeheuert und das Schiff gründlich Zoll für Zoll überprüfen lassen.«
    »Und wie lange hätte das gedauert?«
    »Vermutlich vier Tage. Vielleicht fünf oder sechs.«
    »Bingo Stokes hatte noch etwas erfahren. Der Mann, dem das Haus gehörte   – Steinrück   –, war in Yorkshire, um sich dort um etwas zu kümmern   …«
    »Sein richtiger Name ist Zeppelin, und er ist dort hingereist, um meine Vergiftung in die Wege zu leiten.«
    »Verstehe. Ich bin froh, dass es ihm nicht geglückt ist. Nach Abschluss dieser Angelegenheit wollte er nach Preußen fliegen, um sich einer Expedition nach Zentralafrika unter der Leitung von Lieutenant John Speke anzuschließen. Daher war mir klar, dass eine Warnung an Sie zu einer Verzögerung geführt hätte, die Sie sich kaum leisten können, denn Sie befinden sich in einem Wettrennen.«
    »Bismillah!«, fluchte Burton. »Ich dachte mir schon, dass eine gegnerische Expedition möglich ist! Also sind Speke und Zeppelin bereits unterwegs?«
    »So ist es. Deshalb habe ich mich für die Beseitigung des Lagerflansches als vermeintlichen Sabotageakt entschieden, denn ich wusste, dass dies zu einem gefährlichen Anstieg der Geschwindigkeit führen würde. Vielleicht verschafft Ihnen das einen Vorteil.«
    Burton schlug die Faust in die Handfläche und ging unruhig auf und ab. »Verdammt!«, brummte er.
    »Sie haben keine Zeit für einen Zwischenaufenthalt in Kairo«, drängte der Käfer. »Sie müssen das Schiff unverzüglich wiederaufsteigen lassen. Der Saboteur wird handeln, dabei aber zweifellos nicht die nötige Vorsicht walten lassen. Fassen Sie ihn, und ziehen Sie mit Ihren Gegnern gleich.«
    Burton eilte durch den Raum und ergriff seine Kleider. »Was ist mit dir?«, fragte er, während er sich anzog.
    »Ich beobachte, lausche und versuche, den Agenten zu entlarven. Nachdem man Sie in Sansibar abgesetzt hat, bleibe ich für den Rückflug nach London an Bord des Schiffes. Willy Cornish   – der übrigens meine Befehle befolgt hat   – wird meine Rückkehr nach Limehouse ermöglichen.«
    »Und Sneed?«
    »Der war bekannt dafür, meine Jungen zu tyrannisieren. Das war seine Chance, Abbitte zu leisten. Er hat seine Rolle gut gespielt und wird für die Unannehmlichkeiten entschädigt werden, die er im Augenblick über sich ergehen lassen muss.«
    Rasch knöpfte Burton seine Kleidung zu und knotete seine Schnürsenkel. Dann trat er vor die Tür und legte die Hand auf den Griff. »Ich muss meinen Leuten sagen, was du getan hast, und uns anschließend wieder auf den Weg bringen«, erklärte er. »Danke, Junge. Ich stehe in deiner Schuld.«
    *
    Der erste Offizier William Henson war gerade eingenickt, als ihn ein Hämmern an der Kabinentür aus dem Schlaf riss. Leise fluchend schlüpfte er in einen Morgenrock, riss die Tür auf und sah sich dem Kapitän gegenüber.
    »Schlafen ist abgesagt, Mr. Henson. Ich brauche alle Mann an Deck.«
    »Sofort, Sir. Gibt es ein Problem?«
    »Eine Planänderung. Kein Aufenthalt in Kairo. Wir brechen unverzüglich auf. Mr. Gooch und