Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)
die Takler werden die vier Heckmotoren während des Fluges neu kalibrieren. Das bedeutet, dass vier Türen in den Seiten des technischen Bereichs sperrangelweit offen stehen werden. Natürlich werden wir in geringer Höhe bleiben. Trotzdem fühle ich mich unwohl dabei, so ungeschützt zu fliegen. Ich möchte, dass Sie die Sache beaufsichtigen, bis wir wieder ordnungsgemäß geschlossen sind.«
»Gewiss, Sir, wenngleich ich sicher bin, dass Mr. Gooch …«
»Alles unter Kontrolle haben wird. Daran zweifle ich nicht, Henson, aber da wir nur drei Takler haben und vier Motoren justiert werden müssen, wird Mr. Gooch sich draußen auf einer der Flugachsen befinden.«
»Ich verstehe. Ich gehe sofort hinunter.«
»Sie können sich zuerst rasieren und herrichten. Es sind noch einige interne Reparaturen und Einstellarbeiten durchzuführen, bevor Gooch und seine Mannschaft loslegen. Bitte begeben Sie sich innerhalb der nächsten Stunde hinunter.«
»Jawohl, Sir.«
Hensons Tür war die erste von mehreren, an die im Verlauf der nächsten Minuten geklopft wurde. Binnen kürzester Zeit war der größte Teil der Besatzung der Orpheus unerwartet wieder im Dienst.
Es war wenige Minuten nach Mitternacht.
Die Flugmannschaft des Rotorschiffes versammelte sich auf der Brücke. Sir Richard Francis Burton war ebenfalls dort und beobachtete jedes Mitglied aufmerksam. Die Männer wirkten verschlafen und zerzaust. Anders Kapitän Lawless: Seine Uniform war zugeknöpft, seine Augen wirkten hellwach, und er strotzte vor Tatendrang.
»Was ist los, Sir?«, fragte Arthur Bingham, der Meteorologe.
»Ich will Ihren Bericht, Mr. Bingham, keine Fragen«, gab Lawless barsch zurück.
»Ja, Sir. Es ist Wind aufgekommen. Ziemlich stark. Aus Osten, derzeit mit konstant zwanzig Knoten. Keine Wolken.«
»Haben Sie das gehört, Mr. Playfair?«
»Ja, Sir«, erwiderte der Navigator. »Berücksichtigt. Kurs nach Aden berechnet.«
»Gut. Mr. Pryce, rufen Sie zu Mr. Gooch hinunter und lassen Sie ihn die Motoren starten.«
»Aye, Sir.« Wordsworth Pryce, der zweite Offizier, trat zu den Sprechrohren. Kurz darauf durchlief ein Vibrieren das Rotorschiff.
»Flügel ausfahren, Mr. Wenham.«
»Werden ausgefahren. Öffnen sich. Drehen sich und … und haben volle Geschwindigkeit erreicht, Sir.«
»Bringen Sie uns auf zweitausend Fuß.«
Auf einem sich ausweitenden Dampfkegel stieg die Orpheus in den Nachthimmel, drehte nach Südost und ließ die spärlich erleuchtete Stadt Kairo hinter sich. Über dem Luftschiff spannte sich die Milchstraße, darunter jedoch verhüllte Finsternis das Rote Meer und die Landmassen zu beiden Seiten, sodass es den Anschein hatte, als segle die Orpheus durch eine ungeheure Leere.
Da die Heckmotoren nach wie vor asynchron liefen, rumpelte und zitterte das Schiff, während es die Meilen verschlang und mit fast 150 Knoten auf Aden an der Spitze der arabischen Halbinsel zuraste.
Im Maschinenraum war der Lagerflansch wieder eingebaut worden, aber Daniel Gooch und seine Technikerkollegen brauchten fast vier Stunden, um das Synchronisationssystem zurückzusetzen, indem sie die vier Heckmotoren nacheinander abschalteten und gleichzeitig die verschiedenen Bauteile justierten, mit denen der Flansch verbunden war. Nun musste nur noch jeder der vier hinteren Motoren neu kalibriert werden.
Gooch und die Takler Gordon Champion, Alexander Priestley und Winford Doe brachten sich an den vier Rumpftüren in Stellung und schnallten sich Gurtzeug um. Anschließend hakten sie Sicherheitsriemen an Halterungen über den Portalen ein.
Der erste Offizier Henson zog ein Sprechrohr von der Wand.
Auf der Brücke wurde sein Ruf von Oscar Wilde beantwortet, der sagte: »Käpt’n Lawless, Mr. Henson ersucht um Erlaubnis, die Außentüren zu öffnen.«
Lawless stand mit Sir Richard Francis Burton am Fenster. Sie beobachteten al-fair al-kaadhib , das Zodiakallicht, das säulenartig in den westlichen Himmel stieg. Der Kapitän antwortete: »Sag ihm, dass die Erlaubnis erteilt ist, Master Wilde.«
»Aye, Sir.« Der Junge übermittelte die Nachricht nach unten in den Maschinenraum.
Lawless ging zum Steuermann hinüber, stellte sich neben ihn und befahl leise: »So ruhig wie möglich, Mr. Wenham.«
»Aye, Sir, aber …« Wenham zögerte.
»Was ist?«
»Ich … äh, ich finde …« Der Steuermann wandte sich an Cedric Playfair, den Navigator. »Sollten wir nicht noch über dem Roten Meer sein?«
»Ja«, antwortete Playfair, der auf
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