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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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spiegelglatte Hafengewässer trieb, wo der Gestank faulender Weichtiere und Kopra überwältigend wurde, zerbröckelte die Illusion. Aus der Nähe betrachtet erwies sich die Landschaft alles andere als idyllisch. Eine breite Schneise aus Unrat kennzeichnete die Küste. Darunter waren drei aufgedunsene menschliche Leichen, an denen Straßenköter kauten. Und wie sich herausstellte, bedurften die Gebäude dringend einer Renovierung.
    Mittlerweile umschwärmten kleine Fischerboote die eintreffende Schaluppe. Von ihnen aus riefen Männer Grüße und Fragen zum Schiff hinüber, verlangten Geschenke, forderten Bakschisch und boten Fisch, Tabak und Alkohol zu unverschämten Preisen an. Es war eine Mischung zahlreicher Rassen. Die mit der schwärzesten Haut trugen breitkrempige Strohhüte, die Hellhäutigeren den arabischen Fes . Abgesehen davon ähnelte sich ihre Kleidung   – die bunten Baumwollgewänder, die man in so vielen Teilen Afrikas antraf.
    Burton beobachtete, wie sich die vertrauten Einzelheiten vor ihm entfalteten. Seltsam , dachte er. Ich habe nicht mehr das Gefühl, ein Außenstehender zu sein, wie ich erst kürzlich gesagt habe .
    Über diese Äußerung grübelte er nach, seit er sie von sich gegeben hatte. Nun, während Matrosen umherliefen, um Vorbereitungen zum Sichern des Schiffes zu treffen, kam ihm der Gedanke, dass er sich eigentlich gar nicht an die britische Gesellschaft angepasst hatte. Vielmehr veränderte die britische Gesellschaft sich mit solcher Geschwindigkeit und so wenig Planung, dass sie unberechenbar geworden war. Während dies bei den meisten Menschen ein Gefühl der Unruhe hervorrief, war es bei Burton anders   – aus einem Grund, den er nicht verstehen konnte. Es war ein Umfeld, das er regelrecht genoss.
    Er streckte sich, drehte sich um und ging zu Swinburne, Trounce und Krishnamurthy hinüber.
    Trounce murrte: »Das ist nicht das Paradies, das ich erwartet hatte, Richard.«
    Burton ließ den Blick über die Residenzen mit ihren Flachdächern, den Palast des Imams und die gepflegt aussehenden Konsulate schweifen. Dahinter, kaum von ihnen verborgen, bildeten die baufälligen Hütten der Innenstadt ein armseliges, schmutziges Wirrwarr.
    »Damit Sansibar-Stadt malerisch wirkt«, sagte er, »muss man sie aus der Ferne betrachten, so wie Istanbul.«
    »Aber selbst dann«, fügte Swinburne hinzu, »muss man eine Klammer auf der Nase tragen.«
    Das Schiff warf Anker und kam, in luftiger Höhe von kreischenden Möwen und Tölpeln umkreist, in der Bucht zum Stillstand, eingebettet zwischen den Dauen und einem halben Dutzend rahgetakelten Handelsschiffen. Das britische Kohlenschiff Blackburn war ebenfalls da und wartete vergeblich auf die Orpheus .
    Wie die Tradition es verlangte, feuerte die Elphinstone einen Salut aus einundzwanzig Kanonen ab. Die Schüsse brachten die Meeresvögel vorübergehend zum Schweigen, bevor der Donner in der Ferne verhallte. Seltsamerweise kam keine Antwort, weder in Gestalt gehisster Wimpel noch durch erwidertes Kanonenfeuer.
    »Ein eigenartiges Versäumnis. Ich frage mich, was da los ist«, murmelte Burton. Er wandte sich an seine Freunde. »Der Kapitän wird bald den Befehl erteilen, ein Boot zu Wasser zu lassen. Sehen wir zu, dass wir an Land kommen.«
    Sie hatten sieben Wochen in der arabischen Wüste verbracht, zwei Wochen in Aden und zehn Tage auf See. Die Expedition hinkte beträchtlich hinter dem Zeitplan her. Es war bereits der 19. März.
    Zeit, von Bord zu gehen.
    Zeit, afrikanischen Boden zu betreten.
    *
    Burton, Swinburne, Trounce, Honesty und Krishnamurthy wurden am Kai von einem Arabermischling in Empfang genommen, der die Hand aufs Herz legte, sich verneigte und sich in Kiswahili als Saíd bin Sálim el Lamki el Hináwi vorstellte. Er war von kleinem, zierlichem Körperbau und trug einen Schnauzer sowie einen spärlichen Bart. Seine Haut war gelblich braun, seine Nase lang, und seine Zähne hatten sich durch seine Gewohnheit, Betelnüsse zu kauen, rötlich verfärbt. Sein Gebaren erwies sich als ausgesprochen höflich. »Kommt näher, Engländer«, sagte er. »Ich bin Wesir Seiner Königlichen Hoheit Prinz Sayyid Majid bin Said Al-Busaid, Imam von Maskat und Sultan von Sansibar, möge Allah ihn segnen und seine Genesung schneller voranschreiten lassen.«
    Burton antwortete in derselben Sprache: »Wir sind uns begegnet, als ich zuletzt vor sechs Jahren hier war. Damals wart Ihr mir eine große Hilfe.«
    »Es war mir eine Ehre, Sir Richard, und es

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