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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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sagte Burton zu ihm. »Der große Regen. An sich ist das die schlimmste Zeit, um eine Expedition anzutreten, aber die Niederschläge halten zwei Monate an, und wir können uns keinen weiteren Aufschub leisten.«
    »Wir sind Engländer«, erklärte Honesty auf die ihm eigene, kurz angebundene Weise. »Wir sind an Regen gewöhnt.«
    »Nicht an einen Regen, wie Afrika ihn zu bieten hat, alter Kamerad. Du wirst schon sehen.«
    Als sie zum Palast gelangten, sah dieser kaum besser aus als eine Kaserne. Das zweigeschossige Bauwerk war mit schimmelnden roten Ziegeln gedeckt und frei von jeglichem Zierwerk.
    Sie wurden durch die großen Eingangstüren in einen gefälligen Vorhof geleitet, dann eine Treppe hinauf und in einen Salon. Saíd verließ sie kurz, bevor er zurückkam und verkündete, der Prinz sei bereit, sie zu empfangen. Die vier Männer wurden in einen langen, schmalen Raum geführt, ausgestattet mit Seidenbehängen, Diwanen, Tischen, Lampen und einer Fülle von Kissen. Im Gebälk sangen bunte Vögel.
    Prinz Sayyid Majid begrüßte sie auf europäische Weise, indem er jedem herzlich die Hand schüttelte. Er war ein junger, schlanker Mann und besaß ein angenehmes, wenngleich entsetzlich pockennarbiges Gesicht.
    Sie setzten sich mit ihm auf den Boden um einen niedrigen Tisch und warteten, während zwei Sklaven Konfekt, Kekse und Gläser mit Limonade servierten.
    »Es freut mich, Euch wiederzusehen, Captain Burton«, erklärte der Prinz in hochsprachlichem Arabisch.
    Burton neigte den Kopf, bediente sich derselben Sprache und antwortete: »Es ist viel Zeit vergangen, Prinz. Ihr wart kaum mehr als ein Kind, als ich die Insel zuletzt besucht habe. Es schmerzt mich, vom Tod Eures Vaters hören zu müssen.«
    »Er hat mich viel gelehrt, und ich denke jeden Tag an ihn. Möge Allah mir gewähren, dass ich seinem Namen niemals Schande bereite. Ich werde seine Bestrebungen, das Leben auf der Insel zu verbessern, weiterführen. Ich habe bereits mehr Land für Shambas   – Plantagen   – freigegeben.«
    »Und was ist mit Eurer Vater Absicht, dem Sklavenhandel ein Ende zu bereiten, oh Prinz? Habt Ihr auch dabei Fortschritte erzielt?«
    Sayyid Majid trank einen Schluck von seiner Limonade, dannrunzelte er die Stirn. »Es gibt da jemanden, der mir Widerstand leistet   – einen Mann namens el Murgebi, wenngleich ihn die meisten Menschen als Tippu Tip kennen. Seine Karawanen dringen weit ins Landesinnere vor, und er bringt viele Sklaven mit. Dieser Mann ist reich und mächtig geworden, und ich kann wenig gegen ihn ausrichten, weil die Zahl seiner Anhänger die der meinen übersteigt. Dennoch   …« Der Prinz seufzte und berührte mit dem rechten Zeigefinger die Nase   – eine Geste, von der Burton wusste, dass sie bedeutete: Es ist meine Pflicht .
    Sie unterhielten sich noch eine Weile über die Politik der Insel, bis der Prinz nach einigen Minuten offenbarte: »Eine große Streitmacht von Europäern hat im Dorf Mzizima unmittelbar südlich von hier ihr Lager auf dem Festland aufgeschlagen, Captain. Euer Freund Lieutenant Speke war bei ihnen.«
    »Er ist nicht mehr mein Freund«, gab Burton bekannt.
    »Ah. Freundschaft ist wie Glasschmuck. Ist sie erst zerbrochen, kann sie selten so wiederhergestellt werden, wie sie gewesen ist. Ich glaube, die Männer gehören der Rasse der Alemannen an.«
    »Deutsche? Ja, das halte ich für wahrscheinlich. Aber Ihr habt gesagt, Speke war bei ihnen. Ist er es nicht mehr?«
    »Er und eine Reihe von Männern haben Mzizima verlassen und reisen derzeit in die zentralen Gebiete.«
    »Dann muss ich ihnen bei nächster Gelegenheit folgen.«
    Der Prinz seufzte. »Die Regenfälle dürften das schwierig gestalten. Außerdem muss ich Euch leider mitteilen, dass Ihr von Konsul Rigby verraten worden seid.«
    Burton ballte die Hände zu Fäusten.
    Der Prinz fuhr fort. »Die britische Regierung hat vor ein paar Wochen Lieferungen hierher verschifft und ihn angewiesen, Träger der Wanjamwesi anzuheuern, um die Güter zu den Dut’humi-Hügeln zu befördern, wo sie auf Eure Ankunft warten sollten. Die Lieferungen bestanden aus Handelswaren   – Baumwollballen, Messingdrahtrollen, Perlen, das Übliche   –, zudem aus Lebensmitteln, Instrumenten, Waffen und Munition sowie zwei dieser Spinnenmaschinen. Nennt man sie Weberknechte?«
    »Ja.«
    »Die Männer wurden nie angeheuert und die Waren nie befördert. Als die Alemannen vor einem Monat ankamen, hat ihnen der Konsul die Lieferungen

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