Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition)
oder gearbeitet hat. Für viele von uns sind diese Konferenzen deswegen eine Art »astronomisches Familientreffen«.
Beim Winter-Treffen 2011 in Seattle hielt ich meinen Annie-J. Cannon-Preis-Vortrag vor vollem Haus. Zusätzlich gab ich einige Interviews, schüttelte viele Hände und organisierte die »My GMT«-Foto-Aktion am Stand des 25 m großen »Giant-Magellan-Teleskops« in der riesigen Ausstellungshalle. Details zu diesem und anderen geplanten Teleskopen der nächsten Generation sind in Kapitel 11 beschrieben. Interessierte Astronomen konnten vor dem großen Hintergrundbild des Teleskops posieren und dann sofort das ausgedruckte Foto als Souvenir mitnehmen. Am Ende hatten wir insgesamt ca. 200 Fotos ausgegeben und mit vielen Menschen über dieses geplante Großteleskop gesprochen.
Diese großen Konferenzen und auch die kleineren, fachspezifischeren Tagungen sind äußerst wichtig und informativ, um den neuesten Stand der Wissenschaft zu erfahren und auch um sich mit den internationalen Kollegen auszutauschen. Diese Treffen finden auf allen Kontinenten statt, so dass sehr viele Dienstreisen auf dem Programm stehen. Wenn man dann auch noch beobachtender Astronom ist, kommen die Reisen zu den Teleskopen dazu. Diese Gegebenheiten spiegeln deutlich wider, dass die Astronomie zu den internationalsten Wissenschaften gehört. Und alle diese Aspekte machen den Beruf des Astronomen spannend und abwechslungsreich.
Weiterhin muss man sich täglich auf dem Laufenden halten, was andere Wissenschaftler an neuen Ergebnissen erzielen. Dabei hilft einem ein Preprint-Server (http://arxiv.org/archive/astro-ph), auch »astro-ph« genannt. Dies ist eine Webseite, auf die viele Astronomen ihre wissenschaftlichen Artikel hochladen. Diese Artikel sind teilweise schon für die Publikation in astronomischen Fachzeitschriften angenommen worden, andere wurden gerade erst zur Begutachtung eingereicht, und wieder andere sind Konferenzbeiträge.
Alle Artikel auf dem Preprint-Server sind öffentlich und umsonst erhältlich und ermöglichen so einen schnellen Zugang zu vielen der neuesten Ergebnissen. [4] Per E-Mail kann man sich täglich über alle neuen Artikel informieren lassen. Der Durchschnitt liegt bei ca. 50 neuen Artikeln aus allen Bereichen der Astronomie pro Tag. Als kleines Ritual wird dann die tägliche astro-ph-E-Mail nach relevanten und interessanten Artikeln durchsucht. Während der Kaffeepause am nächsten Tag im Institut werden neue Artikel dann, manchmal auch lautstark, diskutiert. Einige Institute haben sogar regelmäßige astro-ph-Diskussionsrunden, bei denen neue Artikel institutsweit besprochen werden. Dieses System führt deshalb zu einer enorm schnellen Verbreitung neuer Resultate und Ergebnisse rund um den Globus.
11. Am Ende einer kosmischen Reise
Um das Universum zu erforschen, stützen sich die Astronomen in erster Linie auf ihre Beobachtungsergebnisse. Aber nicht alle Rätsel können nur mit Hilfe von astronomischen Daten gelöst werden. Deshalb liefern theoretische Berechnungen und Computersimulationen, die die physikalischen und chemischen Prozesse des Universums beschreiben, wichtige zusätzliche Informationen. Erst die geschickte Kombination der wissenschaftlichen Ergebnisse der verschiedenen Arbeitsgebiete, also der Beobachtungsergebnisse mit den theoretischen Erklärungen, führt zu neuen, umfassenden Erkenntnissen.
Es ist also eine wichtige Aufgabe, die umfangreichen Simulationen zur Strukturbildung im Universum und der Entwicklung von Galaxien daraufhin zu betrachten, wie sie sich mit den Arbeitsergebnissen zu den metallarmen Sternen verzahnen lassen. Nur dann kann verstanden werden, wie der Halo unserer Milchstraße entstand und woher die metallärmsten Sterne tatsächlich kommen.
11.1. Kosmologische Simulationen
Wir leben in einem Universum, welches zu 23% aus dunkler Materie und zu 72% aus dunkler Energie besteht. Die leuchtende Materie, aus der Gas, Sterne und Galaxien bestehen, macht nur mickrige 5% aus. Die genaue Natur der dunklen Materie und der dunklen Energie ist noch nicht bekannt, und die 5% leuchtender Materie sind auch nicht einfach zu verstehen. Sollen wir uns deshalb entmutigen lassen, unser Universum zu studieren, da die Arbeit der Astronomen anscheinend mehr Fragen aufwirft als Antworten liefert?
Die Antwort ist natürlich »nein«. Denn wir können uns das bisherige Wissen, z.B. um die dunkle Materie, zunutze machen. Die dunkle Materie macht durch ihre Gravitation auf sich
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